Montag 08 März 2021, 10:35

Fordere dich selbst heraus und erlaube dir große Träume, sagt die FIFA-Generalsekretärin am #IWD2021

  • Fatma Samoura ist FIFA-Generalsekretärin

  • Sie ist die erste Muslima, Afrikanerin und Frau auf diesem einflussreichen Posten

  • Samoura sprach anlässlich des Weltfrauentags mit FIFA.com und übermittelte auch ihre #ChooseToChallenge-Botschaft

Fatma Samoura arbeitete 21 Jahre für hochrangige Programme der Vereinten Nationen in Italien, Dschibuti, Kamerun, Tschad, Guinea, Niger, Madagaskar, Nigeria, Mittelamerika sowie Zentral- und Westasien, bevor sie im Mai 2016 zur FIFA kam.

Als erste Muslima, Afrikanerin und Frau auf dem Posten der FIFA-Generalsekretärin ist sie eine echte Pionierin für Vielfalt und Gleichberechtigung.

Seit Ihrer Ernennung hat sich die Anzahl der Frauen bei der FIFA in allen Abteilungen erhöht, auch in hohen Führungspositionen. Sie spielte eine wichtige Rolle für den enormen Erfolg der FIFA Fussball-WM Russland 2018 und die überaus erfolgreiche achte Auflage der FIFA Frauen-WM 2019 in Frankreich.

Fatma Samoura ist fest entschlossen, die einzigartige Kraft des Fusballs zu nutzen, um Menschen überall auf der Welt zu unterstützen, zu ermutigen und zu stärken.

Am Weltfrauentag werden die Verdienste von Frauen rund um den Globus gefeiert. Welche Frauen haben Sie am stärksten inspiriert und motiviert?

Die Frauen, die mich in meinem Leben besonders inspiriert und motiviert haben, sind meine Mutter und meine Großmutter. Sie waren ganz unterschiedliche Frauen, die in unterschiedlichen Zeiten lebten. Doch beide engagierten sich sehr für unsere Familie und sorgten dafür, dass jeder in ihr sein volles Potenzial erreichen konnte.

Meine Großmutter wurde schon sehr früh Witwe, doch sie weigerte sich, dem allgemeinen Brauch zu folgen und wieder jemanden zu heiraten, der von der Familie ausgewählt wurde. Stattdessen konzentrierte sie sich darauf, sich um ihre zehn Kinder zu kümmern und sorgte dafür, dass sie eine gute Ausbildung erhielten.

Mein Vater war Armeeoffizier und nur selten zu Hause, also investierte meine Mutter all ihre Energie in die Sicherung eines besseren Lebens und einer besseren Karriere für ihre neun Kinder.

Ihr Engagement, ihre Hingabe, ihre Ermutigung und ihre Lehren haben mir geholfen, die Person zu werden, die ich heute bin, und ich bin sehr dankbar für die Werte, die sie mir von klein auf eingeimpft haben, als ich in Senegal aufwuchs, nämlich Unabhängigkeit, Hartnäckigkeit und Verzicht.

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Sie sind eine der höchsten Funktionsträgerinnen im Fussball. Wie gehen Sie Ihre Rolle als FIFA-Generalsekretärin und als führende Stimme zur Inspiration von Frauen und Mädchen rund um die Welt an?

Ich will zunächst einmal sagen, dass ich sehr privilegiert bin und es mich ehrt, dass Mädchen und Frauen zu mir aufblicken. Auch die Position als FIFA-Generalsekretärin ist eine große Ehre und ein Privileg, schließlich bin ich die hochrangigste Frau bei der FIFA und damit im gesamten Weltfussball. Ich bin mir allerdings auch der großen Verantwortung bewusst, die damit einhergeht und die ich sehr ernst nehme.

Mir ist klar, dass es etwas ganz Besonderes ist, als erste Frau und Afrikanerin diesen Posten bei der FIFA zu besetzen. Ich will andere Frauen durch meine Taten inspirieren. Ich versuche, meine Stimme zu erheben, wenn es angemessen ist und es darum geht, wichtige Anliegen und Menschen in Not zu unterstützen.

Bevor ich zur FIFA kam, habe ich 21 Jahre im humanitären Bereich gearbeitet und dabei das Beste aber auch das Schlimmste der Menschheit gesehen. Ich bin viel gereist und habe Dinge erlebt, die ich nie vergessen werde, im Guten wie im Schlechten, aber ich habe auch die Kraft des Fussballs gesehen, Menschen zu vereinen, zu inspirieren und zu stärken, insbesondere Frauen.

Als mir 2016 vom FIFA-Präsidenten angeboten wurde, zur FIFA zu kommen, befand sich die FIFA gleich auf mehreren Ebenen an einem Wendepunkt ihrer Geschichte. Ich konnte als erste Frau auf dem Posten der FIFA-Generalsekretärin tatsächlich einen Unterschied machen.

Sie sind nun schon eine ganze Weile in der Führung des Sports tätig. Welche Kernwerte sollte jede Führungskraft im Sport oder in anderen Branchen kennen?

Ich denke, Führungskräfte in allen Bereichen sollten wissen, dass es extrem wichtig ist, mit gutem Beispiel voranzugehen, und dass man nicht das Beste aus den Leuten herausholen kann, wenn man selbst nicht sein Bestes gibt. Man muss stets engagiert bleiben, auch wenn es nicht immer einfach ist, und bereit sein, Menschen durch schwierige Momente zu führen, aber auch die großartigen Momente zu feiern!

Man muss bescheiden bleiben und mit Menschen interagieren, egal welchen sozialen oder beruflichen Status sie haben. Und man sollte nie vergessen, dass Familie und Freunde genauso wichtig sind wie die Arbeit. Wer diese Beziehungen pflegt, bringt neue Energie und Begeisterung ins Berufsleben.

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Die FIFA hat in den vergangenen Jahren zahlreiche wichtige Schritte unternommen, um den Frauenfussball zu entwickeln. Welche dieser Schritte waren für Sie die wichtigsten in diesem Bereich? Und welche Schritte unternimmt die FIFA, um Vielfalt und Inklusion zu fördern und Diskriminierung im Fussball zu beenden?

Die Gleichstellung der Geschlechter, Vielfalt und Inklusion, Frauenfussball und die Förderung von Frauen in Führungspositionen sind allesamt Schlüsselbereiche für die FIFA, die wir überaus ernst nehmen.

Es ist eines unserer wichtigsten Ziele, mit einer Vielzahl von Organisationen zusammenzuarbeiten, sowohl im Sport als auch in der Gesellschaft, um sicherzustellen, dass der Fussball, die beliebteste Sportart der Welt, eine Vorreiterrolle in Sachen Vielfalt, Antidiskriminierung und Respekt einnehmen kann.

Nach dem enormen Erfolg der FIFA Frauen-WM Frankreich 2019, die Mädchen und Frauen rund um die Welt inspirierte, ging die FIFA in den vergangenen zwölf Monaten noch einige Schritte weiter. Damit unterstreichen wir unsere Entschlossenheit, Frauen und den Frauenfussball weiter zu entwickeln und zu fördern, auf und abseits des Spielfelds.

Neben dem Entwicklungsprogramm für Frauen und der Verabschiedung bahnbrechender Mutterschaftsreformen zum Schutz der Spielerinnen stellt die FIFA jedem Mitgliedsverband im Rahmen des COVID-19-Hilfsplans USD 500.000 zur Verfügung, um dem Frauenfussball angesichts der finanziellen Beeinträchtigungen durch die Pandemie zu unterstützen. Die Auswirkungen der Pandemie auf den Fussball dürfen nicht unterschätzt werden. Diese Unterstützung trägt maßgeblich dazu bei, dass wir den Schwung von Frankreich 2019 bis zur nächsten FIFA Frauen-WM 2023 nicht verlieren.

Die FIFA setzt zudem zahlreiche weitere Initiativen in verschiedenen Abteilungen um, darunter natürlich die Abteilung für Frauenfussball, die FIFA-Stiftung und auch die Entwicklungsprogramme unserer Abteilung Mitgliedsverbände zur Unterstützung von Frauen. All dies versteht sich zusätzlich zu den Investitionen in Höhe von USD 1 Mrd., die ohnehin für den Zeitraum von 2019 bis 2022 budgetiert waren.

Was das Personal angeht, sind bei der FIFA 63 Nationalitäten vertreten. Wir sind 42 Prozent Frauen und 58 Prozent Männer. Auch hier werden also Fortschritte erzielt.

Wir führen auch verschiedene Initiativen zur Unterstützung der beruflichen Entwicklung der Angestellten durch, einschließlich des FIFA-Frauennetzwerks und eines Familiennetzwerks sowie informelles Mentoring.

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Zum Abschluss noch diese Frage: Das diesjährige Thema des Weltfrauentages lautet #ChooseToChallenge. Wie lautet Ihre Botschaft an den Fussball und an Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt?

Im Zeitalter der Sozialen Medien sollte man nie vergessen, dass der Vergleich die Freude stiehlt - vergleiche dich nicht mit anderen, denn es gibt niemanden wie dich!

Erinnere dich stets daran, dass je mehr du lernst, je mehr du dich selbst herausforderst, je innovativer, anpassungsfähiger und engagierter du wirst, desto heller und gleichberechtigter die Zukunft für uns aussieht!

Mein zweiter Ratschlag für Mädchen und Frauen lautet, dass du wissen solltest, was du willst, und dass du es dann mit vollem Einsatz anstreben solltest! Mach einen Plan und halte daran fest. Werde die Beste auf deinem Gebiet und sei selbstbewusst und stolz. Glaube an dich selbst. Und vor allem: Erlaube dir GROSSE TRÄUME!

Dieser Artikel ist Teil einer Serie, die dem Frauenfussball und Frauen im Fussball gewidmet ist, und wurde anlässlich des Weltfrauentages 2021 verfasst. Weitere Informationen zur Frauenfussballstrategie der FIFA und Förderprogrammen sowie weitere Artikel wie diesen finden Sie hier.