Samstag 05 Februar 2022, 06:00

Dudu: Ich glaube daran, dass Palmeiras den Titel holt

  • Bei der letzten FIFA Klub-WM war Dudu für Al Duhail am Ball

  • In den Vereinigten Arabischen Emiraten will der technisch starke Regisseur seinen Legendenstatus bei Palmeiras weiter festigen

  • Er spricht über Palmeiras' Titelchancen, den FC Chelsea und den hoch gehandelten 15-jährigen Endrick

"Er ist der einzige Spieler, den ich kenne, der auf dem Bierdeckel an zwei Gegnern vorbei dribbeln kann."

Gesagt hat das einst Johan Cruyff. Und gemeint hat er seinerzeit Romario.

Fast drei Jahrzehnte später sagte ein anderer Europäer dasselbe über einen anderen Brasilianer im Taschenformat. "Irgendwie kommt er immer an seinen Gegenspielern vorbei, auch wenn eigentlich kein Platz ist", so Abel Ferreira über Dudu.

Platz finden, wo eigentlich keiner ist, das ist in jeder Hinsicht das große Thema des kleinen 30-jährigen Spielmachers. So beschäftigt ihn zum Beispiel die Frage, wo auf seinem reichlich tätowierten Körper im Zweifelsfall noch ein Fleckchen wäre für ein Bild der Trophäe der FIFA Klub-Weltmeisterschaft™.

Beim letztjährigen Turnier war Dudu noch für Al Duhail am Ball und musste mit ansehen, wie sein geliebter Klub Palmeiras das Treppchen verpasste. Jetzt trägt die Vereinslegende, die im Mittelfeld spielt und (trotzdem) mit 76 Toren in 336 Spielen in die Top 30 der ewigen Torschützenliste des 107 Jahre alten Klubs aufgestiegen ist, wieder Grün und will die Paulista-Supermacht zu Ruhm und Ehre führen, wie er der FIFA erzählt.

FIFA: Dudu, bei der letzten Klub-Weltmeisterschaft haben Sie noch für Al Duhail gespielt. Wie war das für Sie? Dudu: Es war ein tolles Erlebnis. Man weiß ja, was für ein prestigeträchtiges Turnier die Klub-Weltmeisterschaft ist. Ich glaube, Al Duhail hat sich gut verkauft. Aber letztes Jahr war alles noch ganz anders. Wenn man für einen Verein wie Al Duhail spielt, ist Dabeisein alles. Dann will man Erfahrung sammeln. Wenn man für Palmeiras spielt, dann spielt man um Titel. Die Ansprüche könnten unterschiedlicher kaum sein.

Wie schwierig war es für Sie, zuzusehen, wie Palmeiras erst sein Halbfinale verliert und dann auch noch das Spiel um Platz drei im Elfmeterschießen? Sehr schwierig. Ich war Teil des Klubs, ich war Fan, meine Kinder sind Fans. Insofern war das für uns alle echt traurig. Bei Palmeiras kam letztes Jahr unglaubliches Pech zusammen. Das war schon verrückt. Aber zum Glück haben wir uns wieder für diesen Wettbewerb qualifiziert und können was gutmachen. Für unsere Fans wollen wir unbedingt zweimaliger Weltmeister werden.

Apropos: Erzählen Sie uns doch mal von den Palmeiras-Fans. Jeder aus São Paulo, aus Brasilien, aus Südamerika weiß, wie leidenschaftlich die Palmeiras-Anhänger sind. Sie sind im wahrsten Wortsinne Fan-atiker. Der Verein hat eine große Geschichte. Und wir wissen, was der Klub ihnen bedeutet. Wir wissen, wie dringend die Fans zum zweiten Mal Weltmeister werden wollen, und wir wollen das für sie schaffen. Unbedingt.

Selbst angesichts des Auftritts von Palmeiras in Katar 2020 und der Tatsache, dass seit 2012 keine nicht-europäische Mannschaft mehr die Trophäe gewonnen hat, sind die Erwartungen nicht gesunken? Überhaupt nicht. Ein Klub wie Palmeiras hat in jedem Wettbewerb das Ziel, ihn zu gewinnen. Und wir sind überzeugt, dass wir bei der Klub-Weltmeisterschaft den Titel holen. Wir wissen natürlich, dass wir ein ganz schwieriges Halbfinale vor der Brust haben. Al Ahly und Monterrey sind beides sehr gute Mannschaften, die wir sehr respektieren. Aber wir sind auch sehr gut vorbereitet und haben Selbstvertrauen.

Was halten Sie von Chelsea? Chelsea ist eine der besten Mannschaften der Welt. Sie haben einen herausragenden Trainer, der gerade erst zum The Best – FIFA-Welttrainer gewählt wurde. Ich glaube, Tuchel macht für Chelsea immens viel aus. Außerdem haben sie hervorragende Einzelspieler, die sehr, sehr gut zusammenarbeiten. Aber auch wir haben einen herausragenden Trainer, der uns gut auf Chelsea vorbereiten wird. Aber erst mal müssen wir so weit kommen. Im Moment gilt die Konzentration von uns Spielern voll und ganz Al Ahly oder Monterrey.

Und wenn Palmeiras die Klub-Weltmeisterschaft gewinnt – ist dann auf Ihrem Körper überhaupt noch Platz für ein weiteres Tattoo? (lacht) Nicht viel, aber ein kleines Fleckchen wird sich schon noch finden lassen. Aber ich habe ja auch noch kein Tattoo vom Libertadores-Titel. Wenn wir also Weltmeister werden, lasse ich mir gleich zwei stechen.

Was halten Sie von Weverton? Er ist in erster Linie ein sensationeller Typ, abseits des Platzes einfach ein toller Mensch. Und als Torhüter zählt er für mich zu den Besten der Welt. Er ist schon seit geraumer Zeit in Topform. Er hat sich schon in die Nationalmannschaft gespielt und für mich bringt er alles mit, um bei der Weltmeisterschaft in Katar zwischen den Pfosten zu stehen. Und das sage ich im vollen Bewusstsein, wie gut Ederson und Alisson sind; ich respektiere sie sehr. Ich hoffe inständig, dass Weverton Palmeiras hilft, Klub-Weltmeister zu werden, und würde mich sehr freuen, wenn er bei der Weltmeisterschaft spielt. Er hat es verdient.

Stichwort Seleção: Bei Ihrem letzten Auftritt für Brasilien 2017 konnten Sie glänzen und haben ein Tor geschossen, aber seitdem ist kein Länderspiel mehr hinzugekommen. Haben Sie die Hoffnung auf eine Teilnahme an der Weltmeisterschaft schon aufgegeben? Die Weltmeisterschaft ist der Traum eines jeden Spielers. Ich bin da keine Ausnahme. Man soll die Hoffnung nie aufgeben, aber ich habe klar gesagt: meine Konzentration gilt Palmeiras. Brasilien hat so viele großartige Offensivspieler und es ist kein Geheimnis, dass Tite eine feste Gruppe aus Spielern hat, auf die er setzt. Aber gerade zuletzt haben sich wieder einige Neue in den Kader gespielt, und wenn ich weiter so gut spiele, bekomme ich vielleicht eine Chance. Wenn ich eine gute Klub-Weltmeisterschaft spiele, Palmeiras zum Titel verhelfe – wer weiß? Dann klappt's vielleicht auch mit der Seleção. Doch mein Leben ist Palmeiras. Die Seleção wäre die Konsequenz dessen, dass ich für den Klub, den ich liebe, gut spiele.

Schlussfrage: Was halten Sie von dem 15-jährigen Supertalent Endrick? Er ist noch ein Kind. Aber ein echtes Wunderkind, das alles mitbringt, um einmal einer der besten Spieler der Welt zu werden. Er hat alle bei der Copa São Paulo beeindruckt und auch wir etablierten Spieler sind beeindruckt, seit er bei uns mittrainiert. Er muss darauf achten, sich das nicht zu Kopf steigen zu lassen, muss bescheiden bleiben. Zum Glück ist er ein zurückhaltender Junge, und ganz wichtig ist auch, dass sein Vater ein umgänglicher, bescheidener Typ ist, der den Hype nicht an sich ranlässt. Ich hoffe, er wird ein großartiger Stürmer für Palmeiras und die Seleção, und ich denke, er wird eines Tages für einen der ganz großen Klubs in Europa spielen.