Freitag 06 Mai 2022, 13:00

Deutschlands U-20 Frauen – auf dem Weg zum nächsten Titel?

  • Vom 10. bis zum 28. August wird die 10. Ausgabe der FIFA U-20-Frauen Weltmeisterschaft™ in Costa Rica ausgetragen

  • Seit Donnerstag, den 5. Mai 2022, stehen die Gruppen für das Turnier fest – Deutschland trifft auf Kolumbien, Neuseeland und Mexiko

  • Das deutsche Team gilt neben den USA als erfolgreichstes U-20 Frauen-Team bei dem Turnier

Seit gestern steht der Weg der Teams bei der FIFA U-20-Frauen Weltmeisterschaft Costa Rica 2022™ fest: Australien, Brasilien, Deutschland, Frankreich, Ghana, Japan, Kanada, Kolumbien, Korea Republik, Mexiko, Neuseeland, die Niederlande, Nigeria, Spanien, die USA und Gastgeber Costa Rica kämpfen vom 10. bis zum 28. August um den Titel. Bei diesem Turnier geht es aber nicht nur ums Gewinnen: Für die Nachwuchstalente ist die FIFA U-20-Frauen-Weltmeisterschaft™ die Bühne, um sich zu präsentieren und weltweit einen Namen zu machen. So wurden Ausnahmespielerinnen wie Christine Sinclair 2002, Marta 2004 oder Asisat Oshoala 2014 mit dem Goldenen Ball von Adidas als beste Spielerin des Turniers ausgezeichnet – und wo sie heute stehen, müssen wir wohl nicht näher erläutern. 

Historisch besonders erfolgreich ist neben den USA auch das deutsche Team – sie verbuchen drei Titel, einen 2. Platz und zwei Bronzemedaillen auf ihrem Konto und haben sich als einziges europäisches Team für alle zehn bisherigen Ausgaben qualifiziert. Nicht nur deshalb gelten sie auch dieses Jahr wieder als Mitfavorit.

Da das Turnier 2022 sein 20. Jubiläum feiert, blickt FIFA+ auf die Geschichte der deutschen U-20 Frauen auf der Weltbühne zurück und erinnert an besondere Momente und vielversprechende Nachwuchstalente, die mittlerweile zu den großen Namen im Fussball gehören.

Die ersten Jahre – Deutschland auf dem Weg zur Weltspitze

Nachdem sie bei der ersten Auflage in Kanada 2002 mit dem Gewinn der Bronzemedaille schon Treppchenluft geschnuppert hatten, war für das deutsche Team bei der U-19-WM in Thailand 2004 das Ziel gesetzt: der Titel! Nach dem Triumph der deutschen Frauen bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft USA 2003™, hatten die deutschen Juniorinnen erheblichen Auftrieb. Mit dem 6:0-Kantersieg im Auftaktspiel gegen Gastgeber Thailand machten sie ihre Absichten deutlich und traten sowohl in der Gruppenphase als auch in den K.o.-Spielen souverän auf. Lediglich im Viertelfinale gegen Nigeria schienen die Deutschen ins Straucheln zu kommen, retteten sich dann aber mit 5:4 im Elfmeterschießen ins Halbfinale, wo sie den amtierenden Weltmeister USA wortwörtlich aus dem Turnier kickten.

Aber bei der Truppe, mit der die Deutschen nach Thailand kamen, war der Sieg im Finale gegen China VR nicht überraschend: Trainerin der U-20 Elf war die spätere Weltmeistertrainerin Silvia Neid, die Top-Talente wie Melanie Behringer, Lena Goeßling oder Anja Mittag zur Verfügung hatte. 

Die deutschen U-19-Frauen 2004.

2010 – Der zweite Titel vor heimischer Kulisse

Nach dem eher enttäuschenden Turnier im Jahr 2006, wo das deutsche Team schon im Viertelfinale gegen die USA ausschied und dem dritten Platz in Chile 2008, hieß es 2010: Heimspiel! Riesige Euphorie, Rekord-Zuschauerzahlen, viele Überraschungen und eine enorme Weiterentwicklung der Teams aus Afrika und Südamerika – das war die U-20-WM 2010. Vom 13. Juli bis zum 1. August 2010 wurde das Turnier in Augsburg, Bielefeld, Bochum und Dresden ausgetragen und am Ende hieß es: Gastgeber Deutschland ist der neue U-20-Frauen-Weltmeister. Mit sechs souveränen Siegen in Folge sicherte sich das Team um Trainerin Maren Meinert den 2. Titel und steigerte die Vorfreude auf die FIFA Frauen-WM im eigenen Land ein Jahr später noch weiter. Gewinnerin des Goldenen Schuhs UND des Goldenen Balls wurde eine 19-jährige namens Alexandra Popp, die heute auch als Kapitänin der deutschen Nationalmannschaft bekannt ist. 10 Tore schoss sie im gesamten Turnier – das schaffte vor ihr nur Christine Sinclair bei der Ausgabe von 2002 und nach ihr keine Spielerin mehr. Mit dieser Leistung gelang es ihr, sich zur ultimativen Protagonistin des gesamten Turniers zu machen. Die FIFA U-20-Frauen-WM 2010 avancierte damit vier Jahre nach der Männer-WM im gleichen Land zum nächsten deutschen Sommermärchen und machte das Turnier ganz im Sinne des Mottos von 2006 zum internationalen Spektakel: 'Die Welt zu Gast bei Freunden!' 

"Unser größter Traum ist in Erfüllung gegangen."

Alexandra Popp unmittelbar nach dem Finale im Exklusiv-Gespräch mit FIFA.com. 

Alexandra Popp mit dem Goldenen Schuh von Adidas bei der U-20-WM in Deutschland 2010.

2012 – Individuelle Auszeichnungen und bittere Niederlage

Das Finale 2012 war das Gipfeltreffen der Giganten – aber eine Ausgabe ohne große Überraschungen? Fehlanzeige. Nationen wie Nigeria, Korea DVR und Japan beeindruckten mit starken Leistungen im gesamten Turnier, zogen aber im direkten Vergleich immer den Kürzeren. Deswegen hatte Deutschland als erstes Team überhaupt im Wettbewerb im Finale gegen die USA die Chance auf Titelverteidigung. Die Zeichen standen zu Gunsten vom Team der Trainerin Maren Meinert. Beim ersten Aufeinandertreffen der beiden Teams im Turnier in der Gruppenphase siegte Deutschland klar mit 3:0 und stieß ohne ein einziges Gegentor in den ersten fünf Spielen bis ins Finale vor. Doch dann kam der erste Gegentreffer, der das Turnier gleichzeitig auch entscheiden sollte – die US-Amerikanerin Kealia Ohai schoss in der 43. Minute das 1:0 Eine bittere Enttäuschung für die deutschen Frauen, die sich mit zwei individuellen Auszeichnungen trösten mussten. Dzsenifer Marozsán, The Best FIFA-Weltfussballerin 2018, wurde als beste Spielerin von Japan 2012 mit dem Goldenen Ball von adidas ausgezeichnet und Torhüterin Laura Benkarth konnte sich über den Goldenen Handschuh freuen. 

Dzsenifer Marozsán im Finale der FIFA U-20-Frauen-WM 2012 zwischen den USA und Deutschland.

2014 – Ein schwarz-rot-goldener Fussballsommer

Es gab wohl wenige Nationen, die in einem Jahr so viele Titel feiern konnten, wie Deutschland 2014. Nachdem die A-Nationalmannschaft in Brasilien und die Männer-U-19-Auswahl bei der UEFA-Europameisterschaft sich bereits den Titel holten, konnte der DFB bei der U-20-Frauen-WM in Kanada noch ein drittes Mal feiern. Allerdings lief es für die weiblichen Nachwuchstalente aus Deutschland nicht so reibungslos wie für die U-19 Männer und die Nationalmannschaft: Schon die Gruppenphase war eine echte Herausforderung, da die deutsche Elf mit Giganten wie Brasilien, China VR und Titelverteidiger USA um den Einzug in die K.-o.-Phase kämpfte. Nachdem sie sich dann doch als Gruppensieger durchsetzen konnten, folgten die keineswegs leichteren Partien gegen Gastgeber Kanada, Frankreich und schließlich Nigeria. In den Spielen der K.o.-Runde hatten die Schützlinge von Trainerin Maren Meinert durchaus ihre Probleme: So war beispielsweise Europameister Frankreich im Halbfinale eindeutig überlegen und kam zu 22 Torschüssen, während die späteren Weltmeisterinnen es nur auf fünf Torschüsse brachten. Und auch im Finale schien der Titel weit entfernt: bärenstarke Nigerianerinnen spielten mehr und bessere Torchancen heraus, als das deutsche Team. Aber was sich im Sommer 2014 ebenfalls gezeigt hat: Fussball ist ein Mannschaftssport! Es geht nicht nur um die großen Namen, sondern entscheidend sind das gemeinsame Kollektiv, die mannschaftliche Geschlossenheit und die mentale Stärke. 

Wir alle haben den Sommer über das Männer-Team angefeuert und ihr Erfolg hat uns definitiv angespornt. Wir hätten nicht gedacht, dass wir es auch schaffen, aber wir sind sehr stolz – insbesondere angesichts der Klasse der Teams, die wir auf dem Weg zum Titel geschlagen haben.

Trainerin Maren Meinert nach der Pokalübergabe

Danach folgten noch zwei Turniere: Papua-Neuguinea 2016 und Frankreich 2018. Trotz vielversprechender Talente wie Giulia Gwinn, Klara Bühl und Lena Oberdorf 2018 und der Erfolgstrainerin Maren Meinert scheiterten die Deutschen beide Male bereits im Viertelfinale. 


  • Deutschland führt bei der FIFA U-20-Frauen-Weltmeisterschaft mehrere Indikatoren an: Es ist der größte Gewinner (3, zusammen mit den USA) und hat sich für jede Ausgabe qualifiziert. Sie sind die einzige europäische Nation, die an allen 10 Turnieren teilgenommen hat und bei jeder Teilnahme die Playoffs erreicht hat.

  • Wenn sie ihr zweites Spiel in Costa Rica bestreiten, werden sie das erste Land sein, das die Marke von 50 Spielen in diesem Turnier erreicht. Sie haben auch die meisten Tore pro Spiel erzielt: 127 in 48 Spielen (2,65).

  • Dreimal gewannen die USA und Deutschland jeweils die FIFA U-20-Frauen-Weltmeisterschaft: Die USA 2002, 2008 und 2012, Deutschland 2004, 2010 und 2014 –  auf jeden Titel der USA folgte ein Titel des deutschen Teams


So geht es weiter

Das deutsche Team kommt als U-19-EM zweiter nach Costa Rica – aber das war 2019, da die U-19-EM wegen der COVID-19-Pandemie aussetzen musste. Das bedeutet auch: ein großer Teil des Kaders von 2019 hat bereits den Sprung in die A-Nationalmannschaft geschafft: Sophia Kleinherne und Nicole Anyomi stehen Trainerin Kathrin Peter nicht mehr zur Verfügung und vielversprechende Talente wie Klara Bühl und Lena Sophie Oberdorf sind nach dem Reglement schon zu alt für den Kader, weil sie vor dem 1. Januar 2002 geboren wurden. Die U-19-EM 2022, die vom 27. Juni bis 9. Juli in der Tschechischen Republik stattfindet, wird eine gute Gelegenheit sein, vor der U-19-WM im August in Costa Rica eine Bestandsaufnahme zu machen und die Titelambitionen zu unterstreichen.