Donnerstag 02 Dezember 2021, 03:00

Dänemark - ein einzigartiges Beispiel dafür, wie man die Talententwicklung maximieren kann

  • Ein Bericht zeigt auf, wie Dänemark trotz seiner begrenzten Bevölkerung erfolgreich ist

  • Ein Beispiel für das von Arsène Wenger, FIFA-Direktor für globale Fussballförderung, formulierte Ziel, jedem Talent eine Chance zu geben

  • Dänemark ist einer von 205 Mitgliedsverbänden, die an der bahnbrechenden globalen Umfrage zur Talentförderung teilnahmen

Dänemark ist ein klassisches Beispiel dafür, dass sich klein und fein im internationalen Fussball nicht ausschließen müssen. Trotz einer Bevölkerung von weniger als sechs Millionen Einwohnern kann sich die dänische Nationalmannschaft mit vielen deutlich größeren Nationen messen, und dänische Spieler sind in allen großen europäischen Ligen vertreten. Eine klare Spielphilosophie, der Schwerpunkt auf der Trainerausbildung und ein gut organisiertes Jugendfussballsystem tragen zum Erfolg Dänemarks bei und machen das Land zu einem Beispiel dafür, wie auch kleinere Nationen das von Arsène Wenger, FIFA-Direktor für globale Fussballförderung, formulierte Ziel erreichen können, dass jedes Talent seine Chance bekommen sollte. Die wichtigsten Faktoren sind die Transparenz und die engen Beziehungen, die zwischen dem dänischen Fussballverband (DBU) und den Klubs und der Liga in Bezug auf die Spielerentwicklung bestehen.

Dänemark ist einer von 205 FIFA-Mitgliedsverbänden, die im Rahmen von Wengers Programms an der bahnbrechenden weltweiten Umfrage zur Talentförderung teilgenommen haben, wobei für jedes Land ein eigener Bericht erstellt wurde. Hesterine de Reus, die technische Expertin der FIFA, die gemeinsam mit der DBU den Bericht erarbeitet hat, findet viel Bewundernswertes. "Ich denke, dass man nicht alles einfach kopieren und 1:1 auf andere Verbände übertragen kann, aber ich denke, dass Dänemark ein hervorragendes Beispiel dafür ist, wie man als kleine Nation Ressourcen optimal nutzen kann, wie man kreativ sein kann und wie man ein Umfeld schaffen kann, in dem jedes Talent seine Ziele und sein Potenzial erreichen kann", sagt sie.

Der Erfolg Dänemarks beginne bereits an der Basis, wo Kinder vom Kindergarten an reichlich Gelegenheit zum Spielen bekämen, so de Reus weiter.

Was Dänemark aber wirklich auszeichnet, ist die enge Zusammenarbeit zwischen der DBU, den Ligen und den Vereinen bei der Entwicklung von Talenten. Der Leiter der Talentförderung der Liga spielt eine Schlüsselrolle bei der Spielerentwicklung, und es gibt eine enge Zusammenarbeit mit der Eliteabteilung der DBU, die auf einer gemeinsamen und klaren Strategie beruht. Es gibt eine systematische Zusammenarbeit zwischen der DBU und den Vereinen der ersten und zweiten Liga über sechs Talent Coaches, die jeweils einer Reihe von Vereinen zugeordnet sind. Die Jugendwettbewerbe konzentrieren sich eher auf die Schaffung eines entwicklungsfördernden Umfelds als auf einen ergebnisorientierten Ansatz, und die Vereine werden auf der Grundlage ihrer Qualität durch das Jugendlizenzierungssystem eingestuft, das jährlich überprüft und verbessert wird. Ein auf Sternen basierendes System wird verwendet, um die Gesamtqualität der Vereine zu bewerten, und die Jungenvereine mit den höchsten Sterne-Bewertungen nehmen an den U-19-, U-17- und U-15-Elite-Ligen teil. "Die Klubs werden danach eingestuft, wie sie das Umfeld gestalten. Diejenigen, die das beste Umfeld haben, sind also die Spitzenklubs, und von dort aus geht es weiter nach unten. Ich denke, das ist auf Jugendniveau hervorragend", sagt de Reus.

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Flemming Berg, Leiter der Talentförderung bei der DBU, erläutert, dass das aktuelle Verfahren 2008 eingeführt wurde. "Seitdem haben wir eine ziemlich klare Spiel- und Entwicklungsphilosophie, und wir haben zusammen mit den Vereinen auch ein Lizenzsystem entwickelt", sagt er. "Dänemark spielt so, wie wir Dänen sind: innovativ und kreativ. Der Fussball sollte wirklich das widerspiegeln, was wir als Volk sind, und genau das tun wir jetzt. Wir sehen es sogar als Vorteil, dass wir ein kleines Land sind, denn das bedeutet auch, dass wir kein riesengroßes Schiff umdrehen müssen, sondern dass wir es gut steuern können." Berg zeigte sich zuversichtlich, dass Dänemark auch weiterhin neue Talente hervorbringen wird und nicht wie bei den verpassten Qualifikationen für die FIFA Fussball-WM 2006 und die UEFA EURO 2008 einen Einbruch erleiden wird. "Wir haben nicht nur eine Generation, sondern so viele gute junge Spieler, dass es nicht nur ein kurzfristiger Erfolg sein wird", ist er überzeugt. "Wir haben noch viele gute Jahre vor uns." Dennoch nennt der Bericht auch Bereiche, in denen Dänemark noch besser werden könnte. Sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen klafft eine große Lücke zwischen den Wettbewerben der höchsten Altersstufen und der A-Mannschaft, wobei die Einrichtungen für die Nationalmannschaften nur durchschnittlich sind. Auch im Frauenfussball gibt es Probleme, da das Vereinsumfeld nicht den erforderlichen Standards entspricht. Im Bericht wird vorgeschlagen, die Möglichkeit zu prüfen, den Frauenfussball zu professionalisieren.'

Berg sagte, dass die DBU einige dieser Probleme bereits erkannt habe und dass der Bericht, indem er ihre Beobachtungen mit Daten untermauert, dazu beitragen werde, neue Ideen in die Praxis umzusetzen. "Mir gefällt das Prinzip 'Gib jedem Talent eine Chance'. Der Ansatz gefällt mir sehr gut, weil es ein globaler Ansatz ist", sagt er. "Und ich spreche hier nicht nur von der DBU, sondern ganz allgemein; mir gefällt der globale Ansatz. Es ist ein sehr hoch gestecktes Ziel, aber es ist wirklich bewundernswert."

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