Donnerstag 21 September 2023, 14:00

Angel City: Mehr als nur ein Fussballverein

  • Kara Nortman und Julie Uhrman gehören zu den Gründern von Angel City FC

  • Die Erfolgsgeschichte des Vereins stand auf der Agenda der FIFA-Frauenfussballtagung

  • Zehn Prozent der Sponsorengelder fließen in Projekte für die lokale Öffentlichkeit

"Die Geschichte von Angel City begann mit der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2015 und der Energie, die von einem Sitzplatz im Stadion ausgeht. Ich fuhr nach Vancouver und empfand eine kindliche Freude. Ich fühlte mich, als wäre ich wieder 12. Ich habe mir das Gesicht angemalt und wollte mehr. Ich suchte nach Trikots und Fanartikeln und konnte sie nicht finden. Ich suchte nach Inhalten, aber ich konnte sie nicht finden."

"Ich fing an, mich umzuhören, und für mich ergab es keinen Sinn, dass die Leute nur alle vier Jahre Frauenfussball sehen wollten. Das hat meine Neugierde geweckt, viele Fragen zu stellen und Menschen auf der ganzen Welt zu treffen. Ich stelle mir das so vor, als würden zwei Milliarden Menschen den besten Coca-Cola-Werbespot aller Zeiten sehen und dann gibt es vier Jahre lang keine Cola im Laden."

"Alles begann für mich mit dieser Energie, und während der Weltmeisterschaft 2019 ist meine Freundschaft mit Natalie (Portman) rund um den Kampf um die Lohngleichheit aufgeblüht. Als sie 2019 zu mir sagte: 'Warum gründen wir nicht ein Team?', brauchte ich jemanden, der noch größer träumt, als ich es tun würde."

"Dies ist der Moment, in dem die ganze Welt ihren Natalie-Portman-Moment hat. Und für mich läuft das alles über diese wunderbaren Weltmeisterschaften, an denen ich teilhaben durfte." Kara Nortman - Mitbegründerin von Angel City und Monarch Collective bei der FIFA-Frauenfussballtagung am 18. August 2023.

FWWC Final Stadiums

Wenn man den Namen Natalie Portman hört, dann denkt man sicherlich zunächst erst einmal an die Schauspielerin, die für ihre Hauptrolle in Black Swan mit einem Oscar und dem Golden Globe Award ausgezeichnet wurde. Doch was verbindet den Hollywoodstar mit Kara Nortman und Julie Uhrman? Gemeinsam gründeten sie den Frauenfussballverein Angel City FC, der in der National Women's Soccer League (NWSL) spielt.

"Es begann mit mir, Julie [Uhrman] und Natalie [Portman], die eine Freundschaft aufbauten und gemeinsam etwas auf die Beine stellten. Drei Frauen in den Vierzigern, die sich intensiv mit den Stärken und Schwächen des anderen auseinandersetzen und die Vielfalt der Gedanken, der Identität usw. wirklich wertschätzen“, erzählt Nortman im Interview mit FIFA.com. Gemeinsam mit Uhrman war sie nach Australien gereist, um auf der FIFA-Frauenfussballtagung über den Erfolg von Angel City FC zu sprechen.

Doch was genau macht diesen Verein, der sich in erster Linie als Gemeinschaft versteht, so besonders? Angel City FC unterstützt soziale Projekte und hat unter anderem Sponsoren dazu verpflichtet, zehn Prozent des Engagements in Projekte für die lokale Öffentlichkeit zu investieren.

Angel City Equity Summit at Sydney's Opera House -  FIFA Women's World Cup Australia & New Zealand 2023

"Wir wussten, dass wir eine Verbindung zu unserer Gemeinschaft aufbauen mussten, die wichtiger war als die Siege und Niederlagen. Tatsächlich feiern die Leute immer noch, wenn wir ein Spiel verlieren. Sie bleiben im Stadion und sagen: 'Ah, das nächste Mal kriegen wir sie', was irgendwie unglaublich ist.

Um eine solche Reaktion zu bekommen, mussten wir Angel City mit unserer Gemeinschaft aufbauen. Was ist ihnen wichtig? Was sind ihre Werte? Und dann artikulieren wir ganz klar, was unsere Werte sind, damit die Fans, die an unsere Werte glauben, zusammenkommen können. Die andere Möglichkeit, sich für die Gemeinschaft zu engagieren, besteht darin, zu versuchen, sie besser zu machen", erklärt Uhrman. "Deshalb haben wir das Angel City-Sponsoring-Modell entwickelt. Dabei konzentrieren wir uns auf drei Bereiche: Gerechtigkeit, Grundversorgung und Bildung. Fussball bringt Menschen zusammen. Man kommt zusammen, weil man Fussball liebt, weil man Angel City liebt, weil man Sport liebt. Es gibt einen Grund, eine Verbindung und Gemeinschaft zu schaffen, und wenn Menschen zusammenkommen, wollen sie etwas gemeinsam tun.

Und für uns heißt das: zu einem Fussballspiel gehen, zu einer Gemeinschaftsveranstaltung oder in unsere Gärten zu gehen, um etwas zu essen zu kaufen. Wir veranstalten zweimal im Monat kostenlose Bauernmärkte für unsere Gemeinde. Es ist einfach unglaublich, dass die Menschen, wenn sie einmal zusammenkommen, einfach Zeit miteinander verbringen wollen. Wir nutzen das, um unsere Freiwilligenarbeit zu unterstützen und unsere Spielerinnen zu fördern."

Grundsätze, die sich im Einklang mit der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Australien & Neuseeland 2023™ befinden, die am 20. August 2023 mit Spanien einen neuen Weltmeister fand. Während des Turniers rückte die "Football Unites the World“-Kampagne ins Rampenlicht und förderte das Bewusstsein für verschiedene wichtige soziale Themen.

"Die Weltmeisterschaft ist weltweit die wichtigste Plattform im Frauensport. Alle vier Jahre überrascht uns etwas im Frauenfussball. Ich finde alle Programme, die die FIFA auf den Weg bringt, unglaublich. Das Schöne an der Frauen-Weltmeisterschaft ist, dass sie einem die Möglichkeit gibt, darüber nachzudenken, wo man jetzt steht und wo man vor vier Jahren war", so Nortman.

"Ich liebe den gesunden Wettbewerb, ich liebe alle Aspekte des Spiels, aber ich liebe auch, was die Weltmeisterschaft in Bezug auf mein persönliches Wachstum bewirkt hat, denn ich versuche jetzt, mich zu zwingen, größere Träume zu verwirklichen, als es für mich bequem ist, und der einzige Ort, an dem ich das mit Freude tun kann, ist der Fussball. Und die FIFA hat dabei eine große Rolle gespielt."

Eine wichtige Rolle spielt in diesem Zusammenhang auch die Verwirklichung wichtiger gesellschaftlicher Ziele, wie der Gleichstellung der Geschlechter, die ein grundlegendes Menschenrecht und entscheidend für eine friedliche und nachhaltige Welt ist.

"Ich denke, wir sind schon viel näher dran, oder? Wenn man im Frauenfussball mitspielt, spricht man bereits über Geschlechtergerechtigkeit. Man redet bereits über Lohngleichheit. Es ist bedauerlich, dass das Synonym für Frauen und Frauensport die Herausforderungen sind, die mit Investitionen in Gerechtigkeit und Lohngerechtigkeit einhergehen", analysiert Uhrman.

"Man muss sich nur die Frauen-WM 2023 anschauen: 2 Milliarden Zuschauer, 1,7 Millionen verkaufte Tickets, die erste Frauen-WM, die jemals kostendeckend war. Wenn man diese Erfolge auf der kommerziellen Seite sieht, weiß man, dass man auf der Wirkungsseite tatsächlich auf Erfolg zusteuert."

Der FIFA-Frauenfussballtagung fand vom 18. bis 19. August in Sydney statt. Alle Vorträge und Podiumsdiskussionen finden Sie jetzt hier.

Mehr zum Thema Frauenfussball