Samstag 18 September 2021, 19:00

Aksentijevic: Glanzparaden für den Traum

  • Miodrag Aksentijevic ist der Schlussmann Serbiens in Litauen 2021

  • Trotz zweier Niederlagen zum Auftakt glaubt er an ein Weiterkommen

  • Beim legendären Tor von Ricardinho hatte Aksentijevic einen Logenplatz

In den ersten beiden Spielen bei der FIFA Futsal-Weltmeisterschaft Litauen 2021™ musste Serbien gegen die IR Iran, den Drittplatzierten der letzten WM, sowie gegen Titelverteidiger Argentinien antreten. Es gibt leichtere Auftaktprogramme. Die Bilanz mit zwei Niederlagen ist daher nicht ehrenrührig. Torhüter Miodrag Aksentijeciv zieht aus dem eher knappen 2:4 gegen die Albiceleste sogar Positives. Nach zahlreichen ebenso schwierigen wie spektakulären Paraden ist das Glas für den Schlussmann eher halbvoll als halbleer. "Das ist gar kein so schlechtes Ergebnis", sagte er gegenüber FIFA.com, als er die Vilnius Arena verließ. "Auch in den anderen Gruppen können noch Mannschaften mit drei Punkten Dritter werden. Wenn wir unser letztes Spiel gegen die USA gewinnen, haben wir diese drei Punkte. Vielleicht hängt das Weiterkommen von ein paar Toren ab. Vielleicht machen ein oder zwei meiner Paraden heute Abend am Ende den Unterschied aus."

Mit "ein oder zwei" liegt Aksentijevic indes weit daneben. Schon gegen die Iraner zeigte er sich schier unüberwindlich und musste nur drei Gegentore hinnehmen. Gegen den Titelverteidiger steigerte er sich dann noch einmal.

"Ich habe alles gegeben, aber wie sollte es gegen den Weltmeister auch anders sein? Ich kann auf der Linie retten, aber fliegen kann ich nicht!", lacht er und deutet auf den Fernsehbildschirm, auf dem die vier Gegentore zu sehen sind. "Das war alles, woran ich das ganze Spiel über gedacht habe: dass jede Parade den Unterschied ausmachen kann. Es ist schwierig, sich zu motivieren und stabil zu bleiben, wenn man verliert. Das wollte ich vermeiden, weil wir eine junge Mannschaft haben. Ich versuche immer, mein Bestes zu geben, um ein Vorbild für die jungen Spieler zu sein", fügt der 38-jährige Routinier hinzu.

Mahdi Javid of IR Iran dribbles Miodrag Aksentijevic of Serbia

Mit einer Tordifferenz von derzeit minus 3 können die Orlovi immer noch darauf hoffen, zu den besten drittplatzierten Mannschaften zu gehören und weiterzukommen, wenn sie gegen die Amerikaner gewinnen. Doch selbst, wenn das nicht genügt, ist Aksentijevic überzeugt, dass das Abenteuer Litauen nicht umsonst war. "Für die meisten unserer Spieler ist das eine neue Erfahrung. Nur vier von uns waren 2012 schon dabei", erinnert der Schlussmann. "Gegen Mannschaften mit erfahrenen Profis zu spielen, ist der beste Weg, um zu lernen und Fortschritte zu machen. Unsere jungen Spieler haben viel Talent, Lust und Enthusiasmus, aber es fehlt ihnen einfach die Erfahrung, bei großen Turnieren und gegen hochkarätige Gegner zu spielen." Erfahrung, über die Aksentijevic als Achtelfinalteilnehmer von Thailand 2012 und mit seinen Stationen in Serbien, Kasachstan, Russland und Frankreich reichlich verfügt. Und das nicht nur auf dem Spielfeld. "Es macht einen Unterschied, ob man am Anfang, in der Mitte oder am Ende seiner Karriere steht, sowohl in sportlicher als auch in menschlicher Hinsicht", sagt der Mann, der viele Schicksalsschläge verkraften musste – darunter den Verlust seines Vaters und vor einigen Monaten seines Bruders, was seine Entscheidung erklärt, kürzlich in Stuttgart zu unterschreiben, um näher bei seiner Familie zu sein. "Ich habe diese Entscheidung zum Wohle meiner Familie getroffen. Das hat Vorrang. Ich bin 38 Jahre alt und muss anfangen, über die Zeit nach dem Futsal nachzudenken, auch wenn ich glaube, dass ich noch zwei oder drei Jahre auf hohem Niveau spielen kann." Hohes Niveau war stets Alltag für den Serben, der mit Ricardinho bei ACCS Futsal in einem Pariser Vorort zusammenspielte. Ironischerweise landete Aksentijevic dank des Portugiesen – oder wegen ihm – in einem Video, das um die Welt gehen sollte. Bei der UEFA EURO Futsal 2016 erzielte der fünffache Weltfussballer eines der schönsten Tore in der Geschichte des Futsal. Der Leidtragende? Der serbische Torwart, der gegen den Kunstschuss rein gar nichts ausrichten konnte.

Bei der Erinnerung an dieses Tor hat Aksentijevic eine Antwort, die ebenso wenig zu parieren ist wie seinerzeit der Schuss von Ricardinho. "Das ist das Schicksal jedes Torhüters. Alle erinnern sich an die schönen Tore, die man kassiert hat. Aber wer erinnert sich noch daran, dass es Serbien war, dass das Spiel mit 3:1 gewonnen hat?", fragt Miky mit einem listigen Lächeln voller Stolz. "Denn trotz dieses Tors fuhr Portugal nach Hause, und wir spielten das beste Turnier unserer Geschichte. Wir erreichten das Halbfinale, und ich wurde zum besten Torwart des Turniers gewählt. Wenn man sich also nur an dieses Tor erinnern will ..." "Und es ist ein außergewöhnliches Tor, erzielt vom besten Spieler der Welt. Welcher Torhüter hätte es verhindern können? Ich habe also kein Problem damit, und ich bin sogar froh darüber, denn ich war dabei. Ich hatte sogar den besten Platz, um die Show zu sehen!", präzisiert er. "Wichtig ist doch, dass man solche außergewöhnlichen Augenblicke miterlebt." Bei dieser Europameisterschaft dabei gewesen zu sein, heute hier bei der Weltmeisterschaft zu sein, das sind Geschichten, die ich meinen Kindern erzählen kann", sagt er abschließend und hofft, dass er ihnen eines Tages die Geschichte der Weltmeisterschaft 2021 erzählen kann, bei der Serbien hervorragend abgeschnitten hat.