Mittwoch 09 Oktober 2019, 16:38

Dschibuti: Mit Mette geht es aufwärts

  • Dschibuti hat die zweite Runde der afrikanischen WM-Qualifikation für Katar 2022 erreicht

  • Die Mannschaft verbesserte sich in der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste um neun Plätze

  • Nationaltrainer Julien Mette erklärt Gründe und Folgen des Aufschwungs

Mehr als zwei Jahre blieb die Nationalmannschaft von Dschibuti ohne Pflichtspielsieg; von Juli 2017 bis 2019 nahm sie gar überhaupt nicht am Spielbetrieb teil. Dann kam Julien Mette und hauchte ihr wieder Leben ein. Zugleich gab er der Auswahl eine neue Identität. Die Arbeit des französischen Trainers zahlte sich schneller aus als gedacht. Dschibuti gelang nämlich die Qualifikation für die zweite afrikanische Qualifikationsrunde für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™.

Besser noch: Diese erst zweite Qualifikation des Teams für die Gruppenphase ging einher mit einer Verbesserung um neun Plätze in der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste im September. Für Trainer und Mannschaft mehr als nur eine schöne Statistik. "Wenn man bei 200 herumkrebst, fällt das auf den Fussball des Landes und irgendwann auch auf das Land an sich zurück, nicht nur auf seinen Fussballverband und die Nationalspieler", so Mette gegenüber FIFA.com.

"Es gibt Länder, in denen das eine geringere Rolle spielen mag, weil sie obenauf sind und alles haben, was sie brauchen, aber für ein kleines Land wie Dschibuti ist es wichtig. Eine Verbesserung um neun Plätze macht alle stolz", sagt der Mann, unter dessen Führung die Nationalmannschaft Rang 186 erreicht hat. "Diese Platzierung steht für Erfolg im reichweitenstärksten Sport der Welt, in dem von uns bislang nie die Rede war. Entsprechend wissen die Leute in Dschibuti das zu schätzen. Sie hatten genug davon, unten herumzukrebsen."

Wenn die beiden Qualifikationsspiele gegen Eswatini (2:1, 0:0) der direkte Spiegel des jüngsten Aufschwungs in der Weltrangliste sind, sieht Mette in ihnen den Ausdruck weitreichenderer Arbeit. "Betrachtet man rein die FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste, dann gebührt das Lob der Mannschaft. Denn die Spieler holen die Ergebnisse", sagt er. "Aber es ist ein Gemeinschaftswerk. Die Spieler und der Stab folgen in der täglichen Arbeit meinen Vorgaben, insofern drehe ich hier jeden Stein um. Ich schüttele die Palme, bis die Kokosnüsse herunterfallen. Manchmal geht mir das nicht schnell genug und ich will zu viel." Mette ist sich seines Drahtseilakts bewusst. Fast scheint er seine Mitarbeiter zu bedauern. Aber für ihn geht es nur so vorwärts. "Niemand nimmt das persönlich, auch wenn ich mal laut werde. Noch nie hat sich jemand beschwert, dass es zu harsch wäre. Ich rechne es den Leuten hoch an, dass sie sich hinterfragen und ihre Mentalität geändert haben", sagt der Trainer. "Die Spieler haben jetzt eine ganz andere Einstellung zum Sport und viel mehr Selbstvertrauen."

Mette seinerseits profitiert vom Vertrauen von Verbandspräsident Souleiman Hassan Waberi. Dieser hat als einziges Ziel ausgegeben, keine hohen Niederlagen mehr zu kassieren. Ansonsten hat der Franzose in Trainingsfragen und Mannschaftsführung freie Hand. "Ein guter Präsident ist ein Präsident, der die richtigen Entscheidungen trifft. Der sich von Personen trennt, die nichts bringen, und auf die setzt, mit denen es voran geht", sagt der erst 37-jährige Übungsleiter, der bei allen nationalen Fussballakteuren den Stolz wiedererweckt hat.

"Durch das Weiterkommen sind jetzt alle ehrgeiziger. Das gefällt mir sehr, zumal noch im Januar oder Februar niemand diesen Mut hatte. Damals stand ich mit meiner Meinung allein da, aber ich wusste genau, was ich vorhatte, und dass ich die Spieler dafür habe. Ich hätte nicht zu sagen vermocht, wie lange es dauert. Es ging letztlich schneller als gedacht. Niemand hätte von einem Weiterkommen zu sprechen gewagt. Das wäre vermessen gewesen. Aber innerhalb weniger Monate änderte sich die Einstellung von 'Lasst uns möglichst wenig Tore kassieren' zu 'Das Spiel hätten wir gewinnen können' zu 'Das Spiel werden wir gewinnen'."

Diese Einstellung wird Dschibuti auf dem Weg nach Katar 2022 auch brauchen, denn es ist so gut wie sicher, dass die Mannschaft in der Gruppenphase auf drei deutlich stärkere Gegner treffen wird. "Dschibutis Chancen, zu den fünf afrikanischen Mannschaften bei der Weltmeisterschaft zu gehören, liegen bei einem Prozent", sagt Nationaltrainer Mette. "Dessen sind wir uns bewusst. Das hält uns aber nicht davon ab, in jeder Partie auf Sieg zu spielen. Wenn man nämlich nur Niederlagen vermeiden will, springen maximal unverhoffte Unentschieden heraus. Spielt man hingegen auf Sieg, gewinnt man hin und wieder auch mal."

Einer wie Mette weiß eben: Nur über Ehrgeiz kann man auch Fortschritte machen.

Dschibuti in der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste

  • Aktuelle Platzierung: 186. (September 2019)

  • Vorige Platzierung: 195.

  • Bislang beste Platzierung in der Weltrangliste: 169. (Dezember 1994)

  • Bislang schlechteste Platzierung in der Weltrangliste: 207. (April - Juli 2015, November 2015)