Donnerstag 01 März 2012, 07:32

Landström: Mit Leidenschaft auf Titeljagd

Die Tage werden langsam wieder länger, die Temperaturen steigen stetig, und in der deutschen Frauen-Bundesliga rollt nach über zwei Monaten endlich wieder der Ball. Um es kurz zu fassen: Der Frauenfussball-Frühling steht vor der Tür. Und der hat es in sich. Mit dem Algarve Cup (29.02. - 07.03) steht eines der bedeutendsten Turniere auf dem Programm, das für einige Teams als Generalprobe für das Olympische Fussballturnier der Frauen in London 2012 gilt. Mit Japan, den USA und Schweden gehören nicht nur drei Olympia-Teilnehmer zum auserwählten Teilnehmerfeld, sondern auch gleichzetig der amtierende Weltmeister, Vizeweltmeister und WM-Dritte. Insgesamt kämpfen zwölf Nationalmannschaften im Süden Portugals um den Turniersieg und darum, den Vorjahressieger USA vom Thron zu stürzen.

Ein Ziel, das auch Jessica Landström mit der schwedischen Auswahl vor Augen hat. In der Gruppe A trifft sie mit ihren Teamkolleginnen auf Deutschland, China VR und Island. Landström, die seit 2010 für den Bundesligisten FFC Frankfurt auf Torejagd geht, freut sich beim Algarve Cup auf einen Gegner ganz besonders. "Deutschland ist ein wirklich gutes Team, und ich bin glücklich, gegen sie spielen zu können. Ich habe eine Menge Freunde und Teamkollegen in der Mannschaft", erklärt sie im exklusiven Interview mit FIFA.com. "China hat ebenfalls eine sehr gute Mannschaft, und im letzten Jahr haben wir beim Algarve Cup gegen Island verloren. Wir müssen also Rache an ihnen nehmen", analysiert Landström ihre Gruppe lachend.** **

"Jedes Spiel ist eine Generalprobe"

Im letzten Jahr beendeten die Schwedinnen den Algarve Cup auf Platz vier, mussten sich im Spiel um Platz drei Japan geschlagen geben. Es muss Landström fast wie ein Déjà-vu-Erlebnis vorgekommen sein, als im Halbfinale der FIFA Frauen-WM 2011 der Sieger erneut Japan hieß. Im Kampf um Bronze behielten die Schwedinnen gegen Frankreich dann die Oberhand und sicherten sich dank ihrer großartigen Leistungen bei der WM ein Ticket für die Olympischen Spiele.

"Direkt nach der WM haben wir begonnen, uns auf die Olympischen Spiele zu konzentrieren", so die 27-Jährige gegenüber FIFA.com. Dass die eigenen Erwartungen nach dem guten Abschneiden bei der WM im letzten Jahr gestiegen sind, dessen ist sich Landström bewusst. "Ich hoffe, dass wir innerhalb der Mannschaft einen genauso guten Teamgeist haben werden wie schon während der WM. Ich denke, dass jede von uns an Erfahrung gewonnen hat und wir nach unserem Erfolg bei der WM nicht als die Underdogs in das Turnier gehen werden. Die anderen Teams werden uns als gleichwertigen Gegner betrachten."

Die Schwedinnen unterschätzen? Das wird beim Olympischen Fussballturnier der Frauen sicher niemand. "Die Leute wissen jetzt mehr über die Art und Weise, wie wir spielen. Aber wir haben auch mehr Selbstvertrauen. Es wird ein gutes Turnier werden. Wir haben ein stabiles Team und viele erfahrene Spielerinnen, die über viel Routine verfügen und schon eine Weile dabei sind. Um es zusammenzufassen: Schweden hat große Erwartungen an dieses Turnier", bringt es die Angreiferin auf den Punkt.

Der Olympische Gedanke zählt

Sollte die sympathische Offensivspielerin von Nationaltrainer Thomas Dennerby in den Olympia-Kader berufen werden, wird sie zum zweiten Mal in ihrer Karriere an den Olympischen Spielen teilnehmen. Einem Turnier, das ihrer Meinung mit nichts anderem auf der Welt zu vergleichen ist. "Es sind die Olympischen Spiele! Die ganze Welt schaut zu, und man ist im Olympischen Dorf. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich bereits einmal dabei sein durfte und hoffe, dass es ein zweites Mal für mich geben wird."

Der große Favorit auf die Goldmedaille ist für Landström die Mannschaft aus den USA. Und wenn man bedenkt, wie souverän sich die Elf von Trainerin Pia Sundhage für London qualifizieren konnte, dann kommt diese Aussage nicht von ungefähr. Angst hat die Powerfrau allerdings vor keiner Mannschaft.

"Alle Teams, die sich qualifiziert haben, sind gut. Ich konzentriere mich darauf, wie wir spielen sollten, und nicht darauf, gegen wen ich spielen möchte und gegen wen nicht. Es spielt eigentlich keine Rolle. Auf diesem hohen Niveau musst du dich in jedem Spiel in Bestform präsentieren", antwortet die Schwedin auf die Frage, ob sie bestimmten Mannschaften in der Gruppenphase gerne aus dem Weg gehen würde.

Große Träume und greifbare Ziele Doch bis zum Anpfiff in London stehen für Landström nicht nur der Algarve Cup, sondern auch noch jede Menge Spiele mit dem FFC Frankfurt auf dem Programm. 4:0 gewann der FFC die erste Bundesligapartie des Jahres 2012 und ist wieder näher an den Spitzenreiter aus Potsdam herangerückt. Eine gute Ausgangsposition für die 27-Jährige, den einen oder anderen Anspruch für diese Saison in die Tat umzusetzen.

"Wir wollen alles gewinnen. Es wird ein bisschen schwerer werden, dies umzusetzen, da wir uns selbst in eine schlechte Position gebracht haben. Aber wir tun eine ganze Menge. Und für mich persönlich: Ich möchte nach der ersten Hälfte der Saison mehr Spielzeit bekommen und einige Tore schießen", fasst Landström ihre Ziele mit dem Bundesligisten zusammen. Mit dem Sieg gegen Lokomotive Leipzig ist der erste Schritt gemacht, auch wenn die Stürmerin selbst bei dem Spiel nicht auf dem Platz stand.

"Ich bin stolz darauf, dass ich das tue, was ich am meisten liebe. Ich trainiere viel und vertraue mir selbst. Ich bin stolz, dass ich bei einem der besten Klubs spiele und Teil der schwedischen Nationalmannschaft bin. Ich kann Stunden damit verbringen, einfach das Spiel zu spielen. Ich kann es nicht erklären. Für mich ist es eine Art von Meditation.“

Wer sich mit einer solchen Leidenschaft der weiblichen Seite des Spiels widmet und zu 100 Prozent hinter dem steht, was er tut, dem ist auch in Zukunft noch viel zuzutrauen. Sei es in der Nationalmannschaft oder auf Klubebene.