Donnerstag 06 Oktober 2016, 09:09

Soudani: Gefährliche Alternative im Sturm

Mit Islam Slimani, Riyad Mahrez, Sofiane Feghouli oder Yacine Brahimi verfügt die algerische Nationalmannschaft in der Offensive über eine ganzes Arsenal von gefährlichen Waffen. Sie alle sind in den besten europäischen Ligen aktiv und stets in der Lage, jede Abwehr vor Probleme zu stellen. In der Qualifikation zum CAF Afrika-Cup 2017 zeigten sich die Fennecs besonders effizient. Mit 25 erzielten Toren hatten sie neun Treffer mehr auf dem Konto als Tunesien und Kongo DR. Dabei erwies sich in diesem Wettbewerb vor allem ein Spieler aus der zweiten Reihe als besonders wertvoll: El Arbi Hillel Soudani.

Der Stürmer von Dinamo Zagreb traf im Verlauf der Vorausscheidung sieben Mal ins Schwarze und war am Ende der erfolgreichste Torschütze. Nicht zuletzt mit seinem Doppelpack gegen Lesotho (6:0) Anfang September – dem ersten Pflichtspiel unter dem neuen Trainer Milovan Rajevac – trug er wesentlich dazu bei, mit seinem Team souverän den ersten Platz in Gruppe J zu erobern. So geht Algerien in bester Verfassung in die erste Partie der Gruppenphase der Afrika-Qualifikation zur FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ gegen Kamerun.

"Das Selbstvertrauen ist ein wichtiger Aspekt für einen Stürmer, wie auch für eine Mannschaft. Tore führen zu Toren, so wie auf Siege weitere Siege folgen. Das ist eine Dynamik. Wir dürfen den Start gegen Kamerun also nicht vermasseln. Die drei Punkte sind wichtig, weil sie weitere nach sich ziehen. Es darf keinerlei Zweifel geben. Wir müssen sofort das volle Selbstvertrauen erlangen. Der Anfang ist das Wichtigste", bekräftigt der Torjäger im Gespräch mit FIFA.com.

Soudani hat im algerischen Trikot in 38 Partien insgesamt 20 Tore erzielt. Er ist damit nach Islam Slimani mit 23 Treffern der zweitbeste Torschütze der Nationalmannschaft. Auch in der kroatischen Meisterschaft liegt er mit fünf Toren auf dem zweiten Rang der Torjägerliste. Ironie des Schicksals: Der "ewige Zweite", der gerne eine noch wichtigere Rolle spielen würde, trägt zu Ehren seiner Herkunftsregion Chlef im Verein die Trikotnummer zwei, die Kennung der Region. "Das ist meine Herkunft, meine Basis. Die Zwei trage ich, um die Stadt, aus der ich komme, und ihre Einwohner zu würdigen. Es ist auch meine Art, mich daran zu erinnern, wo ich herkomme", erklärt er.

Tatsächlich spielte der Verein ASO Chlef, für den er zwischen 1998 und 2011 aktiv war, eine wichtige Rolle in seiner Karriere. Mit ihm wurde er 2011 algerischer Meister. Dennoch war der Aufstieg Soudanis zum Spitzenfussball nicht leicht. Trotz der offensichtlichen Qualitäten des 1,77 Meter großen, schnellen und technisch starken Angreifers hat es lange gedauert, bis er in Europa eine Chance erhielt. "Es war ein sehr langer Weg. Algerien ist ein fussballbegeistertes Land, alle dort wollen in diesem Sport Karriere machen. Viele Leute stehen an der Startlinie, aber nur eine Handvoll schafft es, wirklich davon zu leben. Es ist ein harter Kampf, es zu schaffen", räumt er ein. "Ich habe bereits einen Afrika-Cup, die Champions League und sogar die WM bestritten. Sicher, das ist kein Selbstzweck, aber ich bin stolz auf meine Laufbahn und bin mir dessen bewusst, dass ich einen Traum lebe." Vielseitiger Sturm Schließlich fand Soudani beim portugiesischen Verein Vitória Guimarães eine Heimat. Der Klub sollte dies nicht bereuen, denn der Angreifer überzeugte nicht nur mit konstanten Leistungen, sondern auch durch seine Loyalität. Nach ASO Chlef gab es nur zwei Stationen in seiner Karriere. "Ich habe nur zwei Jahre in Vitoria gespielt, werde dem Klub aber immer dankbar sein. Er war der erste, der mir wirklich eine Chance gegeben hat", bestätigt Soudani. "Ich freue mich sehr, einen Beitrag zu seiner reichen Geschichte geleistet zu haben", sagt er mit Verweis auf den nationalen Pokalsieg 2013.

Im gleichen Jahr wechselte er zu Dinamo Zagreb, wo er bis heute unter Vertrag steht. In diesen Sommer ließ er sich trotz zahlreicher Angebote aus Osteuropa nicht dazu hinreißen, den Verein zu verlassen. Und zwar aus Loyalität. "Ich hatte zu Beginn der Saison ein offenes Gespräch mit dem Präsidenten. Er wollte mich noch ein weiteres Jahr halten. Ich habe zugesagt, weil es ein Klub ist, dem ich ebenfalls verpflichtet bin. Außerdem ist es ein legendärer Klub, und ich fühle mich in Zagreb wie zuhause", betont er. "Aber unabhängig von meinen Gefühlen ist diese Entscheidung auch vernünftig. Die kroatische Meisterschaft ist hochklassiger als es scheint. Ich spiele im vierten Jahr hintereinander in der Champions League. Ich bleibe gleichzeitig konkurrenzfähig und selbstbewusst."

Dies trifft sich gut, denn Algerien wird seinen vielseitigen Angriff in der Gruppenphase der Afrika-Qualifikation, die am 7. Oktober beginnt, dringend benötigen. In Gruppe B steht den Algeriern eine schwere Aufgabe bevor: Sie bekommen es mit den Unzähmbaren Löwen, Sambia und Nigeria zu tun. "Es sind alles große Mannschaften, das wird nicht leicht, aber ich bin zuversichtlich", sagt Soudani, der sehr bewegt an Brasilien 2014 zurückdenkt. "Es ist eine sehr, sehr, sehr schöne Erinnerung. Uns ist eine außergewöhnliche, historische Leistung gelungen! Wir haben unser Volk stolz gemacht, und ich träume davon, diese Emotionen eines Tages noch einmal zu erleben", sagt der Stürmer, der bei einer zweiten WM eine gefährliche Alternative sein will.