Donnerstag 22 Juni 2017, 08:29

Bernardo Silva: "Das war eine regelrechte Befreiung"

  • Gegen Russland stand Bernardo Silva in der Startformation

  • 13. Länderspieleinsatz in einer wichtigen Partie 

  • Spitzname Bubblegum (Kaugummi)

Von Marco Monteiro (Team-Reporter Portugal) aus Moskau

Bernardo Silva war im letzten WM-Qualifikationsspiel Portugals nicht zum Einsatz gekommen. Er reiste zwar mit dem Team zum FIFA Konföderationen-Pokal nach Russland, doch auch im ersten Spiel dort musste er sich mit einem Platz auf der Bank begnügen. Dabei brannte er förmlich darauf, endlich wieder für sein Land zu spielen. Seit der Landung in Russland konnte man in allen Trainingseinheiten der Portugiesen förmlich spüren, wie energiegeladen er seinem nächsten Auftritt entgegenfieberte.

Am 21. Juni bekam er dann in Moskau die Gelegenheit, auf die er gewartet hatte: Gegen Gastgeber Russland, das in der Hauptstadt noch nie gegen Portugal verloren hatte, stand Bernardo Silva in der Startformation.

"Das war eine regelrechte Befreiung", freute er sich nach dem Spiel gegenüber FIFA.com. "Mein Trainer und mein Team haben darauf vertraut, dass ich auch hier leisten kann, was ich bei meinem Klub (Monaco) in der Saison geleistet habe. Ich freue mich sehr, dass ich zu unserem Erfolg beitragen konnte und bin mit dem Abend sehr zufrieden." Bei seinem Klub hatte Bernardo mit konstant starken Leistungen zum ersten Titelgewinn in der Ligue 1 seit 17 Jahren beigetragen.

Der Zehner nutzte auch seine Chance in der Startelf gegen Russland. Im rechten Mittelfeld fügte er sich perfekt in die Mannschaft ein, störte den Gegner, verteilte die Bälle, half immer wieder hinten mit aus und leitete – oft im Zusammenspiel mit Rechtsverteidiger Cedric – Konter ein. Nahezu alle portugiesischen Angriffe in der ersten Halbzeit liefen über die Seite, auf der Bernardo aktiv war.

Die portugiesischen Fans waren begeistert, weil der Akteur nun auch in der Nationalmannschaft zeigte, warum ihn Pep Guardiola zu Manchester City holte.

Ob sein erst 13. Länderspieleinsatz in einer solch wichtigen Partie ein besonderes Gefühl sei, wollten wir wissen. "Ich bin einfach nur sehr glücklich, dass ich hier sein und mein Land vertreten kann. Natürlich war es ein besonderes Gefühl, denn es war ja ein sehr wichtiges Spiel für Portugal. Wir brauchten diese drei Punkte dringend. Nach dem heutigen Sieg sind wir jetzt in einer sehr guten Position. Ich freue mich mit dem ganzen Team, weil ich zum Erfolg beitragen konnte."

Auch auf die Frage, wie er schaffe, bei einem solch großen Turnier sowohl im Training wie auch im Spiel derart locker und gelöst zu wirken, hatte Bernardo eine einfache Antwort. Mit seiner sachlich-nüchternen Art hat der Spieler aus dem Nachwuchsprogramm von Benfica Lissabon schon viele Journalisten für sich eingenommen.

"Glücklicherweise können wir tun, was wir lieben, wir Profifussballer", so Bernardo. "Unsere Arbeit besteht darin, auf dem Fussballplatz Spaß zu haben. Natürlich müssen wir dabei professionell auftreten und tragen eine große Verantwortung, doch beides miteinander zu kombinieren, ist einfach großartig."

Gegen Russland ist dies dem kleinen, eher schmächtigen Zehner Portugals perfekt gelungen. Man sah ihm seine Spielfreude an, als er Gegner tunnelte, den Ball perfekt kontrollierte und seine Gegenspieler mit Finten und Täuschungen düpierte. Diese Spielweise hat ihm in Monaco den Spitznamen Bubblegum (Kaugummi) eingebracht.

"Meine Teamkameraden haben angefangen, mich wegen meiner Spielweise so zu nennen. Ich glaube, sie wollten sich ein bisschen über mich lustig machen, aber der Name blieb hängen," so Bernardo bescheiden. In Wahrheit ist dieser Spitzname natürlich ein großes Kompliment, denn der Ball scheint ihm immer und überall förmlich am Fuß zu kleben.