Donnerstag 12 September 2019, 08:43

WM-Debüt motiviert Pughs Streben nach Größe

  • Exklusiv-Interview mit U.S.-Nationalstürmerin Mallory Pugh

  • Ihre denkwürdigsten Momente bei der FIFA Frauen-WM Frankreich 2019™

  • "Ich war noch nie in meinem Leben derart motiviert"

Beim Triumph der USA bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Frankreich 2019™ im Sommer spielten mehrere erfahrene Akteurinnen wichtige Schlüsselrollen. Megan Rapinoe und Alex Morgan, die beide in der Endauswahl als The Best – FIFA-Weltfussballerin stehen, sorgten im Angriff für Druck, während Julie Ertz und Becky Sauerbrunn die meisten gegnerischen Angriffe unterbinden konnten. Die Stars and Stripes verfügten somit beim Versuch, den Weltmeistertitel zu verteidigen, über ein zuverlässiges Rückgrat. Doch daneben nutzten auch weitere Spielerinnen ihre ersten Auftritte auf der größten Fussballbühne und zeigten starke Leistungen.

Die zweitjüngste Spielerin im U.S.-Kader war die 21-jährige Stürmerin Mallory Pugh. Sie spielte hinter Rapinoe, Morgan und Carli Lloyd, drei der torgefährlichsten Amerikanerinnen aller Zeiten. Für die aus Colorado stammende Stürmerin von Washington Spirit war Frankreich 2019 ein wichtiger Meilenstein auf der internationalen Fussballbühne. Pugh sprach mit FIFA.com über die Bedeutung der WM für sie und über ihre Lernkurve dank ihrer Mitspielerinnen. Daneben kamen noch weitere Themen zur Sprache.

Erinnern Sie sich noch, wo Sie waren und was für ein Gefühl es war, als Sie erfuhren, dass Sie im WM-Kader der USA stehen? Ich war in Washington, D.C.. Ich erinnere mich noch an den Anruf von Jill [Ellis, Cheftrainerin der USA, Red.], der unmittelbar vor einer Trainingseinheit kam. Ich war regelrecht überwältigt und erleichtert, dass ich zur WM fahren würde. Aber es war auch ein bisschen beängstigend. Ich ging also zurück zum Training und dachte bei mir: 'OK, jetzt muss die Arbeit richtig losgehen.' Natürlich hatten wir auch schon vorher intensiv trainiert, schon ewig. Aber nun war es an der Zeit, einen Gang hochzuschalten.

Welche Momente in Frankreich waren für Sie herausragend? Das Spiel gegen Thailand, in dem ich ein Tor erzielt habe, war wirklich cool und hat riesigen Spaß gemacht. Auch Lindsey [Horan], Sam [Mewis] und Rose [Lavelle] haben ihre ersten WM-Tore erzielt. Das war für sie definitiv genau so ein Highlight wie für mich.

Das Spiel gegen Frankreich war auch fantastisch. Die Atmosphäre war unglaublich. Zum ersten Mal hatten wir das Gefühl, dass wir auswärts spielten. Bei allen anderen Spielen hatte ich das Gefühl, es wären Heimspiele, obwohl wir natürlich nicht zu Hause gespielt haben. Obwohl ich selbst gar nicht gespielt habe, habe ich diese Partie ganz besonders genossen. Wir spielten gegen das Gastgeberland und es ging um alles oder nichts. Es war eines der verrücktesten Spiele, an denen ich beteiligt war. Das lässt sich kaum in Worte fassen.

Insbesondere die Teams von Gastgeber Frankreich, den USA und den Niederlanden wurden durch enorme Fan-Massen unterstützt. Wie sehr hat Sie die Atmosphäre beeindruckt? Frankreich hat einen tollen Job gemacht und eine fantastische WM ausgerichtet. Es war fantastisch, so viele Fans auf den Tribünen zu sehen. Fans aus ganz verschiedenen Ländern haben ihre Teams enorm leidenschaftlich angefeuert.

Ich denke, wir haben die besten Fans der Welt! Wie schon gesagt, wir hatten bei fast jedem Spiel in Frankreich das Gefühl, es wäre ein Heimspiel. Es war wunderbar, dass wir dort drüben eine derartige Unterstützung hatten, denn es kann in Europa auch mal etwas unangenehmer werden, gerade für uns als Amerikaner. Dank der Fans war es ein noch fantastischeres Erlebnis.

Jeden Tag an der Seite von Spielerinnen wie Megan Rapinoe und Alex Morgan zu trainieren, war für Ihre Entwicklung sicher ein enormer Schub. Das war es. Allerdings war die Zeit vor der WM auch ziemlich hart. Aber mir war klar, dass ich von den in meinen Augen besten Stürmerinnen der Welt lerne. Man muss ganz klar sehen, dass es keine andere 21-Jährige gibt, die so wie ich von ihnen lernen kann. Ich habe auf jedes noch so kleine Detail geachtet. Bei jedem Training habe ich genau hingeschaut, was Tobin [Heath] und 'Pinoe' taten, denn ich habe selbst auch weiter außen gespielt.

Es war toll, die harte Arbeit und den Einsatz zu sehen und zu erkennen, wie gut sie auf ihrer Position sind. Jeder weiß, dass sie mit voller Leidenschaft dabei sind und großartige Vorbilder sind. Dass ich selbst jeden Tag in diesem Umfeld dabei war, hat mich sicher besser werden lassen.

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Am 23. September könnte Rapinoe oder Morgan in Mailand als The Best – FIFA-Weltfussballerin ausgezeichnet werden. Was macht die beiden so besonders? Ich erinnere mich noch an Megan bei der WM 2015. Damals war sie schon sehr, sehr gut. Doch bei dieser WM hat sie sich in den entscheidenden Momenten noch weiter gesteigert, und das ist überaus schwierig. Sie ist ein echter Vorzeigeprofi und hat in solchen Momenten Verantwortung für das ganze Team übernommen. Sie ist eine überragende Spielerin und sie hat es unbedingt verdient, auf der Liste zu stehen.

Über Alex kann ich eigentlich nur das Gleiche sagen. Ich halte sie einfach für die beste Nummer 9 der Welt. Bei manchen ihrer Tore fragt man sich wirklich, wie um alles in der Welt sie das gemacht hat. Es ist schon cool, dabei zu sein und mit solchen Spielerinnen zu trainieren. Ich kann viel von ihnen lernen. Und ich bin gespannt, wie es für beide ausgeht.

Jill Ellis ist ebenfalls in der Endauswahl als The Best – FIFA-Weltrainer - Frauen. Was macht sie zu einer so effektiven Führungsfigur? Ich sage allen Leuten immer, dass wir optimal auf alles vorbereitet waren, was in Frankreich hätte passieren können. Und das ist Jills Verdienst, weil sie so einen großartigen Job macht. Alle 23 Spielerinnen wussten genau, was sie zu tun hatten und was das Ziel war. Für einen Trainer ist es manchmal schwierig, alle an Bord zu holen. Aber ich denke, Jill hat diese Aufgabe herausragend gelöst. Daher waren wir so erfolgreich: Alle waren hervorragend vorbereitet, ganz egal in welcher Rolle.

Wie sehr motiviert Sie das in Frankreich Erlebte für den weiteren Verlauf Ihrer Karriere? Nach dem Finale hatte ich das Gefühl, noch nie in meinem Leben derart motiviert gewesen zu sein. So etwas hatte ich noch nie zuvor empfunden. Das war das beste aller Gefühle und genau das will ich wieder haben. Ich weiß jetzt, wie viel Arbeit dafür investiert werden muss, aber ich weiß auch, dass noch eine ganze Menge mehr Dinge passen müssen. Ich muss einfach nur weiter Druck machen.