Sonntag 11 November 2018, 16:31

Belén Potassa – Zwischen Wandbild und Poster

  • Belén Potassa ist die Einzige, die bereits bei der WM 2007 dabei war

  • Sie war in einem Dokumentarfilm vertreten, wurde auf einem Wandbild verewigt und träumt von der WM

  • Rückspiel gegen Panama am 13. November

– Wenn sie ein Mann wäre, hätten alle ihr Poster an der Wand.

Dieser Satz stammt von Claudio Dionato, dem ersten Trainer von Belén Potassa in ihrem Geburtsort Cañada Rosquín. Die langjährige Stürmerin der argentinischen Frauen-Nationalmannschaft kann dem nur zustimmen.

"Ich glaube, dieser Satz ist zu 100 Prozent richtig. Wenn wir Männer wären, dann hätten mehrere von uns heute Vorbildfunktion für zahlreiche Jungen", so Potassa im Gespräch mit FIFA.com. Wenige Stunden zuvor hatte sie sich mit ihrem Team im Hinspiel der interkontinentalen Playoff-Runde für die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Frankreich 2019 deutlich gegen Panama durchgesetzt.

"Jetzt versuchen wir, uns bei den Mädchen als Vorbilder im Frauenfussball bekannt zu machen. Es gibt sowohl in der Nationalmannschaft als auch bei den Klubs Spielerinnen, denen sie nacheifern können. Die Qualifikation für die WM wäre ein enormer Schub."

Potassa ist mit 29 Jahren die einzige Spielerin im aktuellen Kader, die bereits 2007 in China dabei war, als die Albiceleste zum letzten Mal an einer WM der A-Nationalmannschaften teilnahm. "Das war eine unglaubliche Erfahrung, und ich persönlich wäre sehr stolz, wenn ich noch einmal dabei sein könnte."

Auf mannschaftlicher Ebene trägt sie viel Verantwortung. "Das ist jetzt nicht der Moment, um zu erzählen, was es bedeutet, bei einer WM dabei zu sein. Dafür wird es später noch Zeit geben. Ich versuche, Ruhe ins Team zu bringen, insbesondere jetzt, wo wir [unserem Ziel] so nah sind."

Im Jahr 2007 hätte niemand gedacht, dass Argentinien sich so lange nicht mehr für die Weltbühne qualifizieren würde. "Das wäre mir nie in den Sinn gekommen. Auch nicht, dass wir zwei Jahre lang überhaupt nicht spielen und Zeit verlieren würden, die andere Länder für ihre Entwicklung nutzen."

Trotz alledem lieferte die Albiceleste bei der Copa América eine sehr gute Leistung ab und erreichte die Playoff-Runde. "Da ist uns bewusst geworden, dass wir uns mit einiger Unterstützung und guter Vorbereitung für die WM qualifizieren können. Die Dinge haben sich geändert, und heute haben wir eine erstklassige Chance."

Das gilt vor allem nach dem überzeugenden 4:0 im Hinspiel in Argentinien. "Das Ergebnis war etwas überraschend und natürlich sehr positiv."

"Ich möchte die hervorragende Einstellung aller Spielerinnen hervorheben: Wir haben beim Spielstand von 0:0 einen Elfmeter verschossen und niemand ist danach eingebrochen. Manchmal reagiert man frustriert auf widrige Umstände, das war diesmal nicht der Fall. Wir haben Ruhe bewahrt, weil wir wussten, dass wir früher oder später ein Tor erzielen würden. So war es dann auch", erklärt die Spielerin mit der Rückennummer neun.

Potassa macht sich keine Sorgen darüber, dass die Mannschaft nach dem hohen Vorsprung zu entspannt ins Rückspiel gehen könnte. "Wir haben schon darüber gesprochen. Wir müssen so verteidigen, als stünde es 0:0. Wir wissen, dass sie alles nach vorn werfen werden, aber auch, dass ein Konter die Serie entscheiden kann."

Es beunruhigt sie auch nicht, dass sie als beste Torjägerin des Teams keinen der vier Treffer erzielt hat. "Manchmal muss man eben als Stürmerin die schmutzige Arbeit machen und die gegnerischen Abwehrspielerinnen auf sich ziehen, damit die Teamkameradinnen Chancen bekommen ... Tore erzielt man mit mannschaftsdienlichem Spiel. Sollten wir uns qualifizieren, dann haben alle einen Anteil daran."

Schon gewusst?

  • Sie probierte sich im Tennis, Volleyball, Schwimmen, und Schlittschuhlaufen, bevor sie ihre Mutter davon überzeugte, einen Verein zu suchen, der Frauenfussball im Angebot hatte.

  • Nach dem Debüt bei Rosario Central im Jahr 2004 spielte sie für San Lorenzo, Santiago Morning (Chile) und die Boca Juniors, bevor sie bei UAI Urquiza anheuerte, bei dem sie seit 2014 aktiv ist.

  • Sie bestritt nicht nur die WM in China, sondern auch die U-20-Frauen-Weltmeisterschaft Russland 2006 sowie das Olympische Fussballturnier Peking 2008.

  • Sie ist Fussballtrainerin und arbeitet in der Verwaltung einer Sekundarschule.

  • Sie spielte gemeinsam mit vier anderen Fussballerinnen die Hauptrolle in einem Dokumentarfilm namens "Posición adelantada. Historias de otro fútbol" (Abseits – Geschichten von einem anderen Fussball).

  • In Cañada Rosquín gibt es ein Wandbild von ihr: "Hoffentlich inspiriert es nicht nur die Jungen und Mädchen, die Sportler werden möchten, sondern alle, die im Leben eine Mission verfolgen. Sie sollen wissen, dass Frauen und Männer gleichermaßen Träume verwirklichen und Ziele erreichen können."