Montag 21 Januar 2019, 08:00

Paredes: "Unsere Qualität reicht aus, um jeden Gegner zu schlagen"

Nationaltrainer Jorge Vilda ist der Ansicht, dass "Spielerinnen von ihrem Format in der Nationalmannschaft einen großen Beitrag leisten, selbst wenn sie nur bei 80 Prozent sind". Irene Paredes lächelt, korrigiert ihn jedoch: "Ich bin natürlich dankbar für solche aufmunternden Worte, aber ich glaube nicht, dass das reichen wird – vor allem mit Blick auf die Gruppe von Spielerinnen, die uns zur Verfügung steht."

Sie zählt zu den unumstrittenen Stützpfeilern der Roja, weiß jedoch ganz genau, dass ein harter Konkurrenzkampf herrscht, weil das Niveau im spanischen Frauenfussball enorm gestiegen ist.

Die Verteidigerin war bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™, der ersten Frauen-WM für die *La Roja* sich qualifizieren konnte, bei allen drei Spielen Spaniens Stammspielerin. Sie blickt mit Optimismus auf die Herausforderungen, die bei der nächsten Auflage in Frankreich auf das Team warten.

Spaniens Partien in der WM-Gruppe B
8. JuniSpanien - SüdafrikaLe Havre
12. JuniDeutschland - SpanienValenciennes
17. JuniChina VR - SpanienLe Havre

"Alles hat sich sehr verändert. Das Niveau des Fussballs in Spanien im Allgemeinen, das Niveau der Spielerinnen … alles ist besser geworden. Das kann man daran ablesen, wie die Qualifikation für uns verlaufen ist, und an den Freundschaftsspielen, die wir bestritten haben. Ich finde, wir sind deutlich besser als damals in Kanada."

Dennoch appelliert sie an den gesunden Menschenverstand. "Spanien ist im Aufwind, aber wir sind Neulinge bei Welt- und Europameisterschaften. Wir haben erst sehr wenige Spiele gegen Weltmächte bestritten", warnt sie. "Unsere Qualität reicht aus, um jeden Gegner zu schlagen. Ich stecke der Mannschaft kein konkretes Ziel, aber ich setze ihr auch keine Grenzen."

Irene Paredes im Kurzprofil

  • Abwehr, 27 Jahre

  • Abgeschlossenes Studium der Wissenschaft von körperlicher Aktivität und Sport

  • Vereine: Zarautz (2007–2008), Real Sociedad San Sebastián (2008–2011), Athletic Bilbao (2011–2016), PSG (2016-heute)

  • Titel: Spanische Liga (2016), Französischer Pokalwettbewerb (2018)

  • Wurde in die FIFA FIFPro World 11 2017 gewählt (erste Auflage der Auszeichnung für Frauen)

Die Innenverteidigerin von PSG nimmt nach Problemen mit Knie und Schienbein wieder an den Trainingslagern der Nationalmannschaft teil. Verletzungen sind ein Albtraum für jede Spielerin, insbesondere in einem WM-Jahr. Wir wollten wissen, wie man es anstellt, gleichzeitig alles zu geben und das Verletzungsrisiko gering zu halten.

"Man darf nicht darüber nachdenken. Eine Verletzung kann auftreten, wenn du am wenigsten damit rechnest, und auf die idiotischste Weise zustande kommen. Das Einzige, was wir tun müssen, ist im Alltag auf unsere Gesundheit zu achten. Aber in den nächsten Monaten musst du auf jeden Fall alles geben, denn sonst fährst du nicht zur WM. Der Konkurrenzkampf und das Niveau sind ungeheuer hoch."

Offene Rechnungen

Die spanische Auswahl, die sich mit acht Siegen in acht Spielen für die WM qualifizierte und nur zwei Gegentreffer kassierte, offenbarte in den letzten Freundschaftsspielen wieder einen ihrer Schwachpunkte: Schwierigkeiten im Abschluss.

Paredes, eine der Spielführerinnen, scheut sich nicht, auch die Aspekte zu analysieren, die es noch zu verbessern gilt. "Bei der EURO 2017 hatte unser Spiel nicht viel Tiefe und wir haben aus vielen Chancen zu wenig Tore gemacht. Wir hatten beim Ballbesitz die Nase vorn, konnten aber kein Kapital daraus schlagen. Aber wir haben sehr versierte Stürmerinnen mit sehr viel Qualität. Wir arbeiten auf Hochtouren daran, dieses Problem zu lösen. Dafür sind Freundschaftsspiele da. Um sich vorzubereiten und solche Dinge zu korrigieren."

Von der ersten WM-Erfahrung in Kanada hat Paredes vor allem "die vielen Zuschauer in den Stadien" in Erinnerung behalten. Vier Jahre später ist sie der Ansicht, dass sie durch die zahlreichen Spiele auf hohem Niveau reifer geworden ist. "Durch die langjährige Erfahrung wirst du eine komplettere Spielerin."

Paredes erlebt in Paris schon jetzt das WM-Fieber und spricht mit ihrer Teamkameradin, der chinesischen Mittelfeldspielerin Wang Shuang, über die bevorstehende Begegnung in der Gruppe B, in der außerdem noch Deutschland und Südafrika an den Start gehen.

Sie ist zuversichtlich, dass der Frauenfussball durch diese nächste WM-Auflage noch stärker in den Blickpunkt rücken wird. "Ich hoffe, dass man alle Spiele verfolgen kann, damit die Leute in den Bann gezogen werden." Eines verspricht sie: "Wir werden alles in unserer Macht stehende dafür tun, dass auch die Ergebnisse stimmen."

Schon gewusst?

  • Während des Studiums hätte Paredes' Fussballdozent sie um ein Haar durchfallen lassen – weil sie nicht zu seinem Unterricht erschienen war. Dabei gab es dafür einen guten Grund: Sie spielte nämlich Fussball, und zwar für ihren Klub und die Nationalmannschaft!