Sonntag 15 April 2018, 13:59

Li Ying - stille Heldin der "Steel Roses"

  • Li Ying erzielte beim Asien-Pokal fünf Tore in drei Spielen

  • Mit der VR China strebt sie nach dem neunten Kontinentaltitel

  • Die formstarke Stürmerin will ihre WM-Torflaute beenden

Li Ying konnte beim AFC Asien-Pokal der Frauen 2018 nicht nur mit ihrer auffälligen Frisur ins Auge stechen, sondern vor allem mit ihren strammen Schüssen und ihren Torjägerqualitäten.

Die Nummer zehn der VR China präsentierte sich auf der kontinentalen Bühne ausgesprochen torgefährlich und sicherte sich mit ihrem Team relativ problemlos die Qualifikation für die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Frankreich 2019™.

In den ersten drei Spielen erzielte sie sage und schreibe fünf Treffer und erwies sich damit erneut als vielversprechende Sturmhoffnung – nicht nur für China, sondern für ganz Asien. Ihre Leistungen brachten ihr viel Anerkennung bei Fans und Medien. Ying bleibt jedoch trotz ihres Formhochs ausgesprochen bescheiden und spielt ihre Leistung lieber herunter.

"Ich habe nur meinen Job gemacht", erklärt die 25-Jährige im Gespräch mit FIFA.com, nachdem die "Mission WM-Qualifikation" erfolgreich abgeschlossen war. "Meine Tore sind in erster Linie auf unsere gute Teamarbeit zurückzuführen. Außerdem waren unsere Gruppengegner nicht sehr stark, und es war zu erwarten, dass wir gewinnen."

"Das nächste Spiel dürfte ein echter Härtetest für mich werden", meint sie mit Bezug auf die Halbfinalpartie gegen keinen Geringeren als den amtierenden Titelträger Japan. "Man kann sich nur bewähren, wenn man gegen starke Gegner antritt. Wir sind nicht nur hier, um das WM-Ticket zu buchen, sondern wollen das Turnier gewinnen."

Training mit den Jungs Bei Yings Toren konnte man erneut ihre kraftvollen Schüsse bewundern, die sich für alle Torfrauen, denen sie in Jordanien bislang gegenüberstand, als unhaltbar erwiesen. Einen herausragenden Moment gab es im Auftaktspiel gegen Thailand, als Ying eine Lücke im Strafraum fand und einen blitzschnellen Schuss abfeuerte, der an der Torfrau vorbei zum 4:0 für China ins Netz ging.

"Ying ist spektakulär", erklärte ihr ehemaliger Vereinstrainer Li Huajun einmal bezüglich ihrer Torschusstechniken. "Sie ist immer torhungrig und in der Lage, per Flugkopfball oder Fallrückzieher zu treffen."

Seine Aussage hat sich als absolut zutreffend erwiesen. Ying stammt aus Changqing und wurde von einem Fussballtrainer ihrer Mittelschule entdeckt. Es gab allerdings keine Mädchenmannschaften, bei denen sie hätte anheuern können. Daher musste sie bei einer Jungenmannschaft trainieren und spielen. Dank dieser ersten Erfahrungen hob sie sich von anderen ab, als sie ihre Profikarriere bei Hangzhou Club startete.

"Fussball ist ein Wettkampfsport, und vielleicht liegt es daran, dass ich mit Jungs gespielt und trainiert habe, dass ich keine Angst vor harten Gegnern habe. Ich gebe nie auf und gehe bis an meine Grenze, um Tore zu erzielen und zu gewinnen", so Ying.

Yings Talente blieben nicht unentdeckt, sie wurde für die Juniorinnen-Nationalmannschaft nominiert und gab ihr Debüt in einem FIFA-Wettbewerb bei der FIFA U-20-Frauen-Weltmeisterschaft 2012 in Japan. Wie erwartet schaffte sie bereits kurze Zeit später den Sprung in die A-Nationalmannschaft und bestritt 2015 in Kanada ihr erste FIFA Frauen-WM™.

Tore für Frankreich 2019 Ausgerechnet in einer Phase, in der sie stetige Fortschritte machte und ihre Fähigkeiten beständig ausbauen konnte, wurde sie von einer Reihe kritischer Verletzungen zurückgeworfen. "Ich habe auf dem Platz immer alles gegeben. Durch meine Spielweise war ich verletzungsanfällig. Es hat mich jedes Mal sehr traurig gemacht, wenn ich wegen einer Verletzung zum Zuschauen verdammt war. Aber das gehört dazu. Ich habe immer mein Bestes getan, um schnell wieder einsatzfähig zu sein und meine Form zu halten."

"Die Konkurrenz in unserem Team ist groß. Wir haben mehrere sehr gute Stürmerinnen, und jede hat ganz spezifische Stärken und Eigenschaften. Ich bin vielleicht nicht die beste Stürmerin im Team, aber ich bin sicher diejenige, die am härtesten arbeitet."

Nach so vielen Höhen und Tiefen ist Ying zu einer reifen Spielerin avanciert und in jüngster Zeit erneut zu Hochform aufgelaufen. Hoch motiviert durch die erfolgreiche Qualifikation für Frankreich 2019 hofft sie nun darauf, ihre WM-Torflaute zu beenden. "Als Spielerin musst du dir für jedes Turnier ein neues Ziel stecken. Bei der letzten Frauen-Weltmeisterschaft konnte ich den Ball nicht ins Netz befördern. Für Frankreich 2019 habe ich mir daher das Ziel gesteckt, meine ersten WM-Tore zu erzielen und meinem Team zu einem zufriedenstellenden Ergebnis zu verhelfen.