Montag 08 April 2019, 08:15

León: "Ich kann auf dem Platz den größten Beitrag leisten"

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  • Mapi León ist in der spanischen Nationalmannschaft unter Jorge Vilda gesetzt

  • Zwei Monate vor dem WM-Auftaktspiel gegen Südafrika analysiert die Verteidigerin das Team

  • Sie bestreitet in Frankreich ihre erste FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™

Wenn Mapi León die Fussballschuhe einmal an den Nagel hängt, möchte Sie sich der Welt der Tattoos widmen. Allerdings hat die Verteidigerin des FC Barcelona, für die als erste Spielerin im spanischen Frauenfussball eine Ablösesumme gezahlt wurde, sicherlich noch einige Zeit im Fussball vor sich.

Im Augenblick begnügt sie sich mit den Tattoos, die ihren Körper bereits zieren. Auf ihren Hals hat sie sich beispielsweise den Schriftzug "Looks can be deceiving" (Der Schein kann trügen) tätowieren lassen.

Beim jüngsten Algarve-Cup, bei dem Spanien den siebten Platz belegte, fungierte sie zum ersten Mal als Spielführerin. Sie spricht mit uns über die Vorfreude auf ihre erste WM – für Spanien nach 2015 die zweite – sowie über ihre Leidenschaft für den Fussball und das Zeichnen. Darüber hinaus erklärt sie uns, welche Art von Spielerin sie ist und wie sie auf dem Platz gern auftritt.

Mapi León im Kurzportrait

  • 23 Jahre, Linksfuß

  • Position: Innenverteidigung (bei Barça) oder Linke Verteidigerin (in der Nationalmannschaft)

  • Nationalspielerin seit September 2016

  • Einsatz in der Startelf bei sechs von acht WM-Qualifikationsspielen Spaniens

  • Stärken: Aggressivität, viel Spielübersicht und Durchschlagskraft, gute Hereingaben

In zwei Monaten starten Sie mit Spanien in die WM in Frankreich. Welche Aspekte muss das Team noch verbessern?

Wir müssen noch viele Feinabstimmungen vornehmen, weil man sich immer verbessern kann. Wir versuchen, eine starke Defensive auf die Beine zu stellen und weniger Chancen der Gegner zuzulassen. Denn wenn der Gegner viele Chancen bekommt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass er ein Tor erzielt. Außerdem müssen wir am Spielfluss arbeiten, mehr kombinieren und selbst mehr Chancen herausspielen, mehr Gefahr ausstrahlen. Über dieses Thema wurde schon viel gesagt, aber was uns bei der letzten EURO wirklich gefehlt hat, waren Tore [Anm. d. Red.: Spanien schied im Viertelfinale aus und hatte zuvor nur ein einziges Spiel gewonnen]. Je mehr Chancen du herausspielst, desto mehr Möglichkeiten hast du, den Ball im Tor unterzubringen.

Ihre Gegner in Gruppe B sind Deutschland, die VR China und Südafrika. Wer bereitet Ihnen die größten Sorgen?

Wir haben eine schwere Gruppe erwischt. Gegen Deutschland haben wir schon gespielt, und das war heftig[0:0 in einem Freundschaftsspiel im November]. Solche Spiele werden durch kleine Details entschieden. Südafrika hat Spielerinnen, die viel laufen und dir viel abverlangen … Am Ende kommt es in allen Spielen darauf an, dass wir in Ballbesitz bleiben. Wenn uns das nicht gelingt, werden sie uns sicher das Leben schwer machen. Wir müssen die Ruhe bewahren und auf den richtigen Moment warten.

Gruppe BWannWo
Spanien - Südafrika8. JuniLe Havre
Deutschland - Spanien12. JuniValenciennes
VR China - Spanien17. JuniLe Havre

Wie fühlt es sich an, Spielführerin zu sein?

Damit hatte ich nicht gerechnet! Das ist wie eine Auszeichnung, weil dir damit viel Vertrauen entgegengebracht wird, aber es ist auch eine Verantwortung. Einige Leute konzentrieren sich lieber auf ihr eigenes Spiel, aber wenn dir das gefällt und du dich der Sache gewachsen fühlst, ist das toll.

Ich glaube, ich kann auf dem Platz den größten Beitrag leisten. Ich kann es einfach nicht ändern: Mir kocht das Blut in den Adern, weil ich es hasse, zu verlieren. Also versuche ich, denjenigen im Nacken zu sitzen, die schon ziemlich müde sind oder denen zu helfen, die Hilfe brauchen. Ich selbst lege zum Beispiel noch einen Zahn zu, wenn jemand mich anbrüllt.

Auf dem Spielfeld habe ich klare Vorstellungen: Zum einen ist die Kommunikation mit den Teamkameradinnen entscheidend, um Missverständnisse zu vermeiden. Zum anderen möchte ich bei meine Gegenspielerinnen sehr präsent sein. Als Abwehrspielerin habe ich die Aufgabe, den Ball zu erobern und zu verteidigen. Daher möchte ich zu denen gehören, auf denen die Aufmerksamkeit liegt. Meine Gegenspielerin soll sagen: 'Oha, die wird das ganze Spiel über an mir kleben.'

Zeichnen ist Ihre zweite Leidenschaft, und Sie haben Ihr Skizzenbuch immer im Gepäck. Sind Sie vor oder nach dem Fussball dazu gekommen?

Schon als ich noch klein war, habe ich gern gezeichnet, aber ohne den Ball ging es auch nicht. Am Ende wollte ich dasselbe tun wie mein großer Bruder, und der spielte Fussball. Manchmal kommt eine Teamkameradin auf mich zu und sagt: 'Hör mal, kannst du mich nicht mal zeichnen?'[lacht]. Für mich sind Porträts das Schwierigste überhaupt, denn wenn du eine Person zeichnest, musst du auch ihr Wesen erfassen. Ich wurde auch schon gebeten, Tattoo-Vorlagen zu zeichnen. Das gefällt mir, weil ich das später gerne einmal machen würde.

Nadel und Tinte

Das erste Tattoo?

Das war ein Tattoo am Fuß. Ich habe es dort stechen lassen, damit niemand es sieht und meine Eltern nicht sauer werden[lacht]. Ich war damals 17.

Gibt es ein ganz Besonderes?

Die Geburtsdaten meiner Eltern und meines Bruders und dann ein Totenkopf mit Angaben zu meinem Opa und meiner Familie auf dem Arm.

Gibt es ein Tattoo, das Sie selbst entworfen haben?

Ja, auf dem Arm habe ich eins, das ich mir gemeinsam mit Ángela Sosa stechen lassen habe, als wir beide bei Atleti gespielt haben[vor dem Wechsel zu Barça]. Es zeigt zwei kleine Figuren, die mit einem Ball spielen.

Welches Tattoo würden Sie sich stechen lassen, wenn Sie die WM gewinnen?

Wenn man eine WM gewinnt, lässt man sich das Datum tätowieren, den Pokal … aber ich glaube, den Pokal würde ich nicht unbedingt wollen. Es müsste etwas Originelleres sein[denkt eine Weile nach] – zum Beispiel die Silhouette des Landes mit dem Datum darin.