Montag 04 März 2019, 04:24

Haley Raso: "Ich fragte mich, ob ich je wieder laufen könnte"

  • Hayley Raso kehrte in der vergangenen Woche nach einer schweren Rückenverletzung in den internationalen Fussball zurück

  • Die australische Starstürmerin in Diensten der Portland Thorns freut sich auf ihr WM-Debüt im Juni

  • "Ich war am Boden zerstört und fragte mich, ob ich jemals wieder laufen würde"

Für kaum eine Spielerin dürfte der Weg zur FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Frankreich 2019™ härter gewesen sein als für Hayley Raso.

Die australische Flügelstürmerin ist eigentlich der Inbegriff von Charakter und Ausdauer. Doch im vergangenen Jahr kam es zu einer Situation, die ihr Leben von einer Sekunde zur anderen völlig auf den Kopf stellte. In einem Spiel für ihren NWSL-Klub Portland Thorns stürzte Raso nach einem heftigen Zusammenprall zu Boden und blieb bewegungslos liegen.

"Ich hatte fürchterliche Schmerzen", beginnt sie ihre Erzählung gegenüber FIFA.com. "Ich wusste in diesem Moment nicht, was überhaupt passiert war. Ich wusste nur, dass etwas mit mir ganz und gar nicht stimmte."

Rasos Gedanken rasten, trotz oder gerade wegen der enormen Schmerzen. "In den ersten Stunden wurde ich fast verrückt", so die Angreiferin weiter. "Die Zeit vom Moment der Verletzung bis ich endlich im Krankenhaus ankam war für mich wie ein großes schwarzes Loch. Ich wusste überhaupt nichts und hatte keinerlei Ahnung von den Konsequenzen. Ich denke eigentlich, dass ich eine ziemlich hohe Schmerzschwelle habe, doch ich fragte mich die ganze Zeit: 'Wie kann der Schmerz so unerträglich sein?'

Bei einer Tomografie stellte sich dann heraus, dass drei meiner Lendenwirbel gebrochen waren. Das war ganz schön hart. Ich erinnere mich daran, als wäre es gestern gewesen.

Wenn man hört, dass sich jemand den Rücken gebrochen hat, denkt man doch meist, 'Das war's, der wird nie wieder gehen oder ein normales Leben führen können.' Ich war regelrecht am Boden zerstört und fragte mich die ganze Zeit, ob ich je wieder laufen könnte."

In der Heimat an der australischen Gold Coast sah Haleys Mutter Renaye das Spiel am Computer. Sie buchte sofort einen Flug nach Washington und blieb in den kommenden Monaten an der Seite ihrer Tochter, während die sich durch die zermürbende Reha kämpfte.

"Da ist einerseits der körperliche Schmerz. Es ist ziemlich hart, wenn jede noch so kleine Bewegung schmerzt, beim Anziehen, beim Duschen, selbst beim Umdrehen im Bett. Aber da ist andererseits eben auch noch die mentale Belastung. Ich stellte mir immer wieder vor, wieder auf dem Spielfeld zu sein und dann erneut getroffen zu werden. Das war sehr hart.

Bei der FIFA Frauen-WM Kanada 2015™ gehörte Raso zwar zum australischen Kader, kam jedoch nicht zum Einsatz. Ihre feste Entschlossenheit, beim Turnier in diesem Jahr in Frankreich auf dem Feld zu stehen, war ein wichtiger Motivationsfaktor auf dem Weg durch die mühselige Rehabilitation.

"Ich freue mich sehr über diese Chance und will unbedingt mein Ziel erreichen, bei der WM zu spielen", bekräftigte Raso. "Nach allem, was ich durchgemacht habe, wäre es wirklich toll, wenn ich bei der WM wieder meine volle Leistung bringen könnte, nachdem ich mich acht Monate zuvor kaum bewegen und gehen konnte."

"Es ist großartig, diese Fans zu erleben und die Professionalität des Teams ist einfach beeindruckend. Es ist ein fantastisches Erlebnis, vor 21.000 Zuschauern zu spielen. Und wenn diese Fans dann begeistert deinen Namen skandieren, ist es noch mal eine ganz andere Sache!