Donnerstag 29 November 2018, 08:54

Englands Leid bringt Japans Freud

  • Laura Bassetts Eigentor in der Nachspielzeit setzt Englands Hoffnungen 2015 ein Ende

  • Nach diesem Schockerlebnis verhilft die Verteidigern den Lionesses zu Bronze

  • Bassett bereitet sich gerade auf die Geburt ihres ersten Kindes vor

Der Fussball ist sicherlich ein schönes Spiel, doch er kann auch grausam sein. Der beste Beweis dafür ist im Halbfinale der letzten FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ zu finden. Fragen Sie Laura Bassett.

Der eine oder andere erinnert sich vielleicht noch daran: Die englische Verteidigerin beendete die Halbfinalpartie mit ihrem Siegtreffer in der 92. Minute auf hoch dramatische Weise. Doch das Tor wurde natürlich aus einem besonderen Grund unvergesslich, nämlich weil Bassett die Kugel in den falschen Kasten beförderte.

Das Ganze war besonders grausam, weil die damals 32-Jährige und zuvor eine eher unauffällige Spielerin, in diesem Turnier bislang herausragende Leistungen für England geboten hatte. Nach der Partie brach sie in Tränen aus, denn ihr war sofort klar, was von ihrem WM-Auftritt in Erinnerung bleiben würde.

"Es wird immer heißen: '2015 ist England wegen Laura Bassetts Eigentor aus dem Rennen geworfen worden', also muss ich die Verantwortung dafür übernehmen", erklärte sie später bedauernd. "Das wird immer mit mir, mit meinem Namen in Verbindung stehen."

Bassett, die nach eigenen Worten "untröstlich, am Boden zerstört, einfach unkontrollierbar" war, erholte sich jedoch schnell wieder von dem Schockerlebnis und verhalf England im Anschluss zu einem Zu-Null-Sieg gegen Deutschland und damit zum dritten Platz. Dafür erntete sie dann noch einmal hoch verdientes Lob. Vier Jahre später kommt eine Rückkehr auf die Weltbühne für sie jedoch nicht in Frage. Stattdessen konzentriert sie sich voll und ganz auf die Ankunft ihres ersten Kindes. Der Geburtstermin ist für nächsten Monat ausgerechnet.

"Was danach sein wird, kann ich nicht planen. Jetzt muss ich mich erst einmal an die Mutterrolle gewöhnen. Das hat absolute Priorität", erklärte sie kürzlich und hielt dabei die Tür für eine mögliche Rückkehr auf das Spielfeld noch offen. "Ich hatte das Glück, schon seit der U-16 durch alle Altersklassen hindurch bis zur A-Nationalmannschaft mit den England-Teams trainieren zu können. Ich habe an fünf internationalen Turnieren teilgenommen. Daher bin ich rückblickend sehr stolz auf das, was ich erreicht habe."

"[Das Eigentor] tut immer noch weh. Die Männer-WM in diesem Sommer und das Turnier im nächsten Sommer wecken Erinnerungen. Das ist immer so. Aber ich mache meinen Frieden mit solchen Situationen – das geht auf meine Kappe, ich bin dafür verantwortlich, aber man gewinnt Abstand, und letztendlich ist es Teil unserer Geschichte. Wir müssen stolz auf unsere Entwicklung und das Erreichte sein. Einige Dinge passieren aus einem bestimmten Grund, und ich definiere mich nicht über dieses Ereignis."

Schon gewusst?

Da Bassetts Siegtreffer verständlicherweise die Schlagzeilen beherrschte, wird oftmals vergessen, dass es an diesem Tag in Edmonton noch eine weitere Torschützin für Japan gab. Nadeshiko-Legende Aya Miyama erzielte den ersten Treffer ihres Teams. Das Trikot, das sie in diesem denkwürdigen Halbfinale trug, wurde von ihr signiert und ist im FIFA Welt Fussball Museum in Zürich ausgestellt.