Yang Li ist bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft in aller Munde. Aber die Diskussionen über sie kreisen um ein Thema, das keine Stürmerin gern hat: Ihre vergebenen Chancen.

Im ersten Spiel der VR China gegen Deutschland hatte sie bereits in der ersten Hälfte zwei hochkarätige Gelegenheiten. Eine vereitelte die gegnerische Torhüterin, die zweite der Pfosten.

Deutschland gewann bekanntlich mit 1:0. Die Medienvertreter sprachen anschließend von Pech. "Stärke ist genauso wichtig wie Glück", antwortete Yang Li mit Tränen in den Augen. "Wegen mir haben wir nicht gewonnen. Es tut mir leid. Das geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich fühle mich schuldig."

Tatsächlich ist Yang Li eigentlich immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort, so dass es nur eine Frage der Zeit sein dürfte, bis sie endlich trifft. Sie ist immer noch so beweglich, umtriebig und laufstark wie 2014, als ihr Stern beim AFC Asienpokal der Frauen aufging.

Den Gedanken an die vergebenen Chancen abzuschütteln, fällt Yang Li schwer. Noch immer kommen ihr die Tränen, wenn sie darüber spricht. "Ich fühle mich schlecht deswegen. Der Erste, bei dem ich mich dafür entschuldigen muss, ist der Trainer. Ich habe ihn enttäuscht", sagt sie.

"Meiner Meinung nach hat die Mannschaft in den letzten drei Partien gut gespielt, mich eingeschlossen – nachdem ich die Chancen gegen Deutschland vergeben hatte. Mein Selbstvertrauen war angeknackst, aber im dritten Spiel war ich schon wieder etwas lockerer. Und jetzt renne und kämpfe ich einfach und versuche, zu treffen. Es fehlt nur noch das letzte Quäntchen Selbstvertrauen."

Immerhin: Als sie das sagt, lächelt die 28-Jährige von Jiangsu sogar zaghaft. "Bis jetzt habe ich mich noch aus jedem Formtief herausgearbeitet. Für das Spiel gegen Italien stehe ich jedenfalls bereit. Wir alle hoffen, dass wir weiterkommen", fährt sie fort.

Zum Ende des Interviews folgt auf Tränen und Lächeln die geballte Faust als Zeichen der Entschlossenheit. "Im nächsten Spiel schieße ich ein Tor!", verspricht Yang Li.

Tickets

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