Sonntag 06 Februar 2022, 14:00

VR China nach einem Turnier voller Überraschungen wieder ganz oben

  • Das Team der VR China startete im Finale des AFC Asien-Pokals der Frauen eine Aufholjagd und eroberte den Titel zurück

  • Vietnam und Philippinen erstmals für die FIFA Frauen-WM qualifiziert

  • Starspielerinnen wie Wang Shanshan und Ji Soyun hinterließen großen Eindruck

Die VR China holte sich mit einer beeindruckenden Aufholjagd mit einem 3:2-Finalsieg gegen die Republik Korea beim AFC Asien-Pokal der Frauen die kontinentale Krone zurück.

Der Finalsieg, bei dem die Chinesinnen einen 0:2-Halbzeitrückstand aufholten, war die Krönung eines starken Turniers, bei dem die VR China auf dem Weg zur Rückeroberung des zuletzt 2006 gewonnenen Titels auch Japan besiegte. Nachdem die Chinesinnen die ersten Auflagen dieses Wettbewerbs dominiert hatten, hat das Land nun insgesamt neun asiatische Meistertitel gewonnen und damit drei Mal mehr als jede andere Nation.

Die Republik Korea, die bis zu diesem Jahr noch nie das Finale erreicht hatte, kann ebenfalls stolz darauf sein, in Indien neue Maßstäbe gesetzt zu haben. Neben der Republik Korea und der VR China nimmt auch Japan an der WM-Endrunde teil, ebenso wie die Philippinen und Vietnam, die sich beide erstmals für dieses Turnier qualifizieren konnten. Australien, das bei der Asienmeisterschaft überraschend im Viertelfinale ausschied, ist als Mitausrichter automatisch qualifiziert.

Die unerwartete Niederlage der Matildas war nur eine von mehreren Überraschungen bei dem Turnier, bei dem auch Japan, das die letzten beiden Titel geholt hatte, vorzeitig scheiterte. Wir werfen einen Blick auf die Stars und die Spiele, die diesen AFC Asien-Pokal dominiert haben.


Folgende sechs Teams sind für die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Australien & Neuseeland 2023™ qualifiziert

  • Australien

  • China VR

  • Japan

  • Korea Republik

  • Philippinen

  • Vietnam


Denkwürdige Momente

Enttäuschung bei den Gastgeberinnen

Indien war mit der berechtigten Hoffnung in diese Asienmeisterschaft gegangen, sich erstmals für eine FIFA Frauen-WM zu qualifizieren und die ehrgeizigen Pläne des Landes für die Entwicklung des Frauenfussballs voranzubringen. Doch dann ereignete sich eine Katastrophe in Form eines massiven COVID-Ausbruchs, der dazu führte, dass die Gastgeberinnen für das zweite Gruppenspiel gegen Chinese Taipei kein Team mehr aufstellen konnten und sich aus dem Turnier zurückziehen mussten. Thomas Dennerby, der überaus erfahrene Cheftrainer des Teams, bezeichnete diese Entwicklung als "meine schlimmste Erfahrung als Cheftrainer". "Mein Team und ich sind am Boden zerstört", beklagte der Schwede. "Hinter uns liegen sechs Monate voller Opfer, Träume und Leidenschaft. Doch unser Traum ist für immer zerstört."

Jis Gewaltschuss gegen Australien

Als bestplatziertes Team bei diesem Asien-Pokal und nach dem Erreichen des Halbfinales beim Olympischen Fussballturnier der Frauen im vergangenen Jahr hatte man Australien den Gewinn der Trophäe durchaus zugetraut. Doch das Starensemble schaffte es nicht einmal bis ins Halbfinale, sondern schied durch einen späten Treffer von Ji Soyun aus, nachdem die Matildas eine ganze Reihe hochkarätiger Chancen ungenutzt ließen. Steph Catley, die das Team bei der Viertelfinalniederlage als Kapitänin anführte, versuchte nicht, die Niederlage zu beschönigen: "Wir sind ein Team mit Weltklassespielerinnen, aber wir haben in solchen Momenten immer wieder das Nachsehen", lamentierte sie. "Wir müssen endlich daraus lernen."

Malditas schreiben Geschichte

Nicht alle Australier beim AFC Asien-Pokal der Frauen fuhren enttäuscht nach Hause. Aus Sicht von Alen Stajcic, Ex-Trainer der Matildas, war es ein überaus erfolgreiches Turnier, bei dem er das Team der Philippinen bis ins Halbfinale und damit zur ersten erfolgreichen WM-Qualifikation führte. Die Philippinen hatten sich in der Gruppenphase gegen Thailand und Indonesien durchgesetzt und dann im Viertelfinale gegen Chinese Taipei im Elfmeterschießen das bessere Ende für sich. "Das ist wohl das schönste Erlebnis meiner Trainerkarriere - und ich bin seit 20 Jahren Trainer", sagte Stajcic strahlend. "Es ist eine so geschlossene Gruppe, eine so vertraute Gruppe, und es ist keine Überraschung, dass das ganze Land sehr stolz auf dieses Team ist."

Chinesinnen zeigen Entschlossenheit

China und Japan lieferten sich im Halbfinale ein spannendes Spektakel mit insgesamt vier Toren und einem dramatischen Elfmeterschießen. Nicht zum letzten Mal gingen die Lorbeeren und der hart erarbeitete Sieg an die Chinesinnen, die zwei Mal in Rückstand gerieten und erst in der 119. Minute zum zweiten Mal den Ausgleich schafften. Im Elfmeterschießen hatten sie dann das bessere Ende für sich. Diese Leistung war umso beeindruckender, als sie auf ihre Starspielerin Wang Shuang verzichten mussten, die sich im Training eine Verletzung zugezogen hatte. "Das ist ein großer Erfolg für mich, mein gesamtes Team und den Frauenfussball in China", freute sich Trainer Shui Qingxia.

Chinesinnen holen nach neuerlicher Wende die Krone

Wer geglaubt hatte, dass dieses turbulente Halbfinale das beste Spiel des Turniers gewesen war, und dass wir darin Shuis Team in Bestform gesehen hätten, der wurde im Finale eines Besseren belehrt. Obwohl die Chinesinnen mehr Ballbesitz hatten, lagen sie eine halbe Stunde vor Schluss mit 0:2 zurück und es sah so aus, als könnten sie die Niederlage nicht mehr abwenden. Doch dann verkürzte Tang Jiali den Rückstand per Elfmeter und Zhang Linyan stellte nur vier Minuten später mit einem schönen Kopfball den Ausgleich her. Als es schon auf eine Verlängerung hinauszulaufen schien, gelang der eingewechselten Xiao Yuyi nach einem wunderschönen Spielzug der erlösende Siegtreffer.


In den Schlagzeilen

  • Wang Shanshan: Die 32-jährige Stürmerin, die zu Beginn des Turniers im Schatten ihrer Namensvetterin Wang Shuang stand, stellte ihren enormen Wert für das Team unter Beweis, indem sie auf dem Weg ins Finale in jedem Spiel traf. Sie war auch die unbestrittene Heldin beim Halbfinalsieg gegen Japan, als sie in der 119. Minute den Ausgleichstreffer erzielte und im anschließenden Elfmeterschießen ihren Schuss zum Sieg verwandelte.

  • Ji Soyun: Die Starspielerin von Chelsea, eine der elegantesten Spielerinnen des Turniers, zeigte ihr Können im Mittelfeld und steuerte zudem einige schöne und zudem äußerst wichtige Tore bei. Ihr großartiger Siegtreffer im Viertelfinale gegen Australien war eines von fünf Toren und festigte ihre Position als beste Torschützin des Landes.

  • Sam Kerr: Die Australierin ließ zwar bei der Viertelfinalniederlage untypisch viele Chancen ungenutzt, wurde aber dennoch Torschützenkönigin des Turniers. Nach ihren sieben Toren ist Kerr nun auch die erfolgreichste australische Torjägern aller Zeiten und übertraf die 50-Tore-Marke von Socceroos-Legende Tim Cahill.