Dienstag 26 April 2022, 07:00

Han Duan: Die Erweiterung wird die FIFA Frauen-WM bereichern

  • Han Duan sprach mit der FIFA über den Triumph von China VR beim AFC Asien-Pokal der Frauen

  • Die frühere Spielführerin der Chinesinnen schwärmt vom Kampfgeist des aktuellen Teams unter der neuen Trainerin Shui

  • Sie hegt große Hoffnungen für die FIFA Frauen-WM Australien/Neuseeland 2023 und das Abschneiden Chinas

Die Leistungen des Teams von China VR beim AFC Asien-Pokal der Frauen im Januar waren absolut bemerkenswert. Das Turnier fungierte auch als Qualifikation für die FIFA Frauen-WM Australien/Neuseeland 2023™ und die Schützlinge von Trainerin Shui Qingxia sicherten sich nicht nur die Teilnahme an der globalen Endrunde, sondern stürmten gleich zum kontinentalen Titelgewinn. Besonders beeindruckend war die Art und Weise, wie sie auf ihrem Weg dorthin allen Widrigkeiten trotzten. Vor dem Turnier galten Australien und Titelverteidiger Japan als große Favoriten, doch die Chinesinnen begannen verhalten und steigerten sich von Spiel zu Spiel. Nachdem sie mit dem Halbfinaleinzug bereits das Ticket für Australien/Neuseeland 2023 gelöst hatten, schlossen Shuis Schützlinge das Turnier mit zwei sensationellen Comeback-Siegen gegen Japan im Halbfinale und dann gegen Korea Republik im Finale ab und konnten erstmals seit 2006 wieder den kontinentalen Titelgewinn bejubeln.

Das ganze Land verfiel in Jubelstürme und unter den begeisterten Fernsehzuschauern, die das Drama in Indien verfolgten, war auch die ehemalige Spielführerin Han Duan. Die Ex-Stürmerin, die bei Chinas letztem Triumph in Asien vor 16 Jahren eine Schlüsselrolle spielte – sie verwandelte den entscheidenden Schuss beim Sieg im Elfmeterschießen gegen Australien – war voll des Lobes über Chinas Jahrgang 2022.

"Das war ein sehr hart umkämpftes Turnier und ich konnte sehr gut mitfühlen, wie schwer es für die Spielerinnen war", sagte sie gegenüber der FIFA. "Sie haben sowohl die Herausforderungen der Pandemie als auch ihre starken Konkurrentinnen überwunden und gewonnen. Das stärkt genau im richtigen Moment die Moral des Teams. Es war ein sehr spannendes Turnier. Der Erfolg der Chinesinnen trägt auch dazu bei, die Aufmerksamkeit für den Frauenfußball zu steigern und wird langfristig mehr junge Mädchen für den Fußball begeistern."

Die chinesische Mannschaft feiert nach dem Gewinn des AFC Asien-Pokals 2022

Der Geist des Teams lebt

Hans Begeisterung ist nicht unbegründet. Beim Olympischen Fußballturnier der Frauen im vergangenen Jahr waren die Chinesinnen nach schweren Niederlagen gegen Brasilien und die Niederlande frühzeitig ausgeschieden. Dies kostete schließlich Trainer Jia Xiuquan den Job. Die ehemalige Nationalstürmerin Shui, die bei den Olympischen Spielen von Atlanta 1996 mit dem Team die Silbermedaille geholt hatte, übernahm im vergangenen November.

Unter der neuen Trainerin wirkte das Team von China VR bei der Asienmeisterschaft völlig verändert. Der enorme Kampfgeist der Spielerinnen zeigte sich im Halbfinale, in dem sie zweimal einen Rückstand aufholten und gegen Japan ein 2:2-Unentschieden erreichten, bevor sie sich im anschließenden Elfmeterschießen mit 4:3 durchsetzten. Im Finale selbst konnten sie dann einen Zwei-Tore-Rückstand gegen Korea Republik aufholen und mit 3:2 gewinnen.

"Das Spiel war wirklich hart", sagte Han. "Wir hatten ein Team im Umbau, mit mehreren jungen Spielerinnen, während Korea Republik ein starkes Team mit mehreren Stars aus Europa hatte. Doch wir haben das Spiel an uns gerissen und nicht aufgegeben, selbst als wir mit zwei Toren zurücklagen." Es war der tolle Kampfgeist der Chinesinnen, der das Team schließlich zum Erfolg geführt hat.

"Trainerin Shui hat viel Erfahrung und kennt die Spielerinnen sehr gut", so Han weiter. "Unter ihrer Leitung hat das Team eine gute Balance gefunden, bei der sich die jungen Spielerinnen mit den älteren Akteurinnen perfekt ergänzen. Auch ihre Taktik erwies sich als erfolgreich, nicht zuletzt, weil sie die etablierte Stürmerin Wang Shanshan zur Innenverteidigerin umfunktionierte, um die Abwehr zu stärken."

Die Chinesin Tang Jiali am Ball

Während das gesamte Team während der gesamten Saison hervorragende Leistungen zeigte, hob Han Stürmerin Tang Jiali von Tottenham Hotspur als eine der herausragenden Spielerinnen hervor. Tang erzielte drei Treffer, darunter auch den Anschlusstreffer im Finale, mit dem sich das Blatt zugunsten der Chinesinnen wendete.

Han sagte dazu: "Unsere Spielerinnen sind sind in der Regel technisch zwar gut, aber körperlich nicht besonders stark. Tang ist jedoch ein ganz anderer Typ. Sie verfügt über Geschick, Kraft und einen guten Torriecher gleichermaßen."

"Wenn man sich frühere FIFA Frauen-Weltmeisterschaften anschaut, dann erkennt man, dass die Konkurrenz immer größer wird. Der Trend im Frauenfußball geht dahin, einfachen Fußball zu spielen, nicht seine eigenen Fähigkeiten zur Schau zu stellen, sondern den geradlinigsten Weg zum Sieg des Teams zu finden. Um mit den besten Teams der Welt mithalten zu können, müssen die chinesischen Spielerinnen härter arbeiten, um sich in diesen Aspekten zu verbessern."

Beginn einer neuen Ära in Down Under

Mit der FIFA Frauen-WM 2023 in Australien und Neuseeland und der Ausweitung auf 32 Teams beginnt eine neue Ära in der Turniergeschichte. Nach ihren Teilnahmen an den WM-Endrunden 2003 in den USA und 2007 in China VR sieht Han die erhöhte Teilnehmerzahl als positive Entwicklung.

"Erstens öffnet sich dadurch ein neues Fenster für die Debütanten", sagt sie mit Verweis auf Länder wie Vietnam und die Philippinen, die sich beide zum ersten Mal qualifiziert haben. "Das vergrößerte Teilnehmerfeld bietet mehr Ländern die Möglichkeit, Erfahrungen mit der Frauen-Weltmeisterschaft zu sammeln, und ihre Auftritte werden die Vielfalt des Turniers erhöhen und das Turnier mit unterschiedlichen Spielstilen bereichern."

"Es wird jedoch auch eine neue Chance für die traditionell starken Teams sein, die mit unbekannten Gegnern, neuen Taktiken und anderen Spielweisen konfrontiert werden. Ich denke, es wird den Frauenfußball fördern und seine Entwicklung auf der ganzen Welt auf ein neues Niveau heben."

"Jede Spielerin sehnt sich danach, bei der Frauen-Weltmeisterschaft zu spielen. Das ist schließlich die Chance des Lebens. Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich: Es ist das Wichtigste, wenn man dort ist, sein Bestes zu geben und es zu genießen."

"Als ich zum ersten Mal bei einer FIFA Frauen-Weltmeisterschaft dabei war, spürte ich enormen Druck. Vier Jahre später hingegen konnte ich es voll genießen, weil wir als Gastgeberinnen spielten. Bei jedem Spiel ging ich voller Begeisterung aufs Spielfeld. Wenn ich zurückblicke, war China 2007 wirklich ein unvergessliches Turnier: die lautstarken Fans, die fantastische Atmosphäre, die packenden Spiele und unser Viertelfinaleinzug."

Han hofft auch, dass Australien/Neuseeland 2023 für China ein unvergessliches Turnier werden kann. "Es versteht sich von selbst, dass jede Spielerin alles tun wird, um dem Team zum Erfolg zu verhelfen", sagte sie zum Abschluss. "Mein Rat an die Spielerinnen lautet, die Ergebnisse beiseite zu schieben, sich ganz auf die eigene Leistung zu konzentrieren und dabei die Spiele der Frauen-Weltmeisterschaft intensiv zu genießen."

Han Duan feiert eines ihrer Tore für China VR