Samstag 12 Juni 2021, 19:08

Chance: "Ein Olympionike bist du für immer"

  • Olivia Chance steht vor ihrer ersten Olympiateilnahme

  • Im Mittelfeld Neuseelands spielt sie seit Jahren eine zentrale Rolle

  • "Die Olympiateilnahme ist ein wahr gewordener Traum"

Olivia Chance steht kurz davor, einen langjährigen Traum wahr zu machen. Die neuseeländische Mittelfeldspielerin kann sich nur noch dunkel erinnern, wie sie als Kind die Olympischen Spiele verfolgt hat. Doch schon damals war ihr klar, dass die Teilnahme an diesem Ereignis der Höhepunkt eines Sportlerlebens ist.

"Ich wollte schon immer bei Olympischen Spielen dabei sein", so Chance gegenüber FIFA.com. "Vielleicht sogar noch mehr als bei der Weltmeisterschaft. Ich denke, die einzigartige Atmosphäre bei den Olympischen Spielen ist etwas, woran man sich sein ganzes Leben lang erinnert. Das ist der Traum, den ich schon immer wahr machen wollte.

Kürzlich hörte ich, wie jemand sagte: 'Du kannst Weltmeister sein, aber das ist vielleicht nur ein Jahr der Fall. Ein Olympionike jedoch bist du für immer.' "

Chance hat bereits seit einigen Jahren einen Stammplatz im Mittelfeld derFootball Ferns und bestritt bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Frankreich 2019™ alle Spiele für Neuseeland. Mit ihrem enormen Einsatzwillen und dank ihrer Torgefährlichkeit aus der Distanz ist die 27-Jährige ein wichtiges Zahnrad im Herzen des neuseeländischen Teams.

Ein Traum als Antrieb

Vor fünf Jahren verpasste Chance die Olympischen Spiele von Rio de Janeiro und nahm sich fest vor, beim nächsten Mal dabei zu sein. Wenige Wochen nach dem Abschlussfeuerwerk von Rio wechselte Chance zum isländischen Spitzenklub Breidablik, buchstäblich auf der anderen Seite der Welt. Es folgten Wechsel zu Everton, Bristol City, Sheffield United und jüngst zu Brisbane Roar.

Die zwölf Monate seit der ursprünglichen Verschiebung von Tokio 2020 bedeuten für alle Athleten eine Zeit der Unsicherheit, auch für Chance.

"Wir mussten uns an eine ganz neue Situation anpassen und immer wieder mit der Verschiebung der Olympischen Spiele befassen", sagt sie. "Selbst jetzt sieht man noch viele negative Schlagzeilen und manchmal heißt es, die Spiele werden nicht stattfinden. Das ist für Sportler natürlich eine sehr schwierige Situation. Man muss das einfach in den Hintergrund drängen und versuchen, sich voll und ganz zu konzentrieren und sich optimal vorzubereiten.

Ich bin jetzt sehr viel stärker konzentriert. Ich denke sogar, dass es hilfreich ist, vom Partner getrennt zu sein, denn man will eigentlich nicht acht Monate voneinander getrennt sein. Also will man dafür sorgen, dass es sich wenigstens lohnt."

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Auf der Jagd nach Spielen und Toren

Neuseeland steht beim bevorstehenden Olympischen Fussballturnier der Frauen vor einer ganz besonderen Herausforderung. Wegen der Pandemie, der weltweiten Verteilung der Spielerinnen und anderer Faktoren haben die Football Ferns seit Anfang 2020 kein einziges Spiel bestritten.

In Tokio müssen sie in ihrer überaus schweren Gruppe gegen die USA, Schweden und Australien antreten. "Wir hinken im Vergleich mit anderen Ländern bei der Vorbereitung ganz gewiss deutlich hinterher. Ich fürchte, wir werden nicht erfahren, wie weit, bis es zu spät ist", so ihre Einschätzung.

"Wenn wir in Tokio etwas Zeit zusammen haben, wird sich der Rückstand hoffentlich etwas verringern. Ein Großteil des Teams ist nun doch schon einige Zeit zusammen. Die Bindungen im Team sind entsprechend stark. Aber das Zusammenspiel auf dem Feld fehlt uns natürlich und es ist nach mehr als einem Jahr der Trennung sehr schwer.

Als Team sind wir eigentlich nur schwer zu knacken. Aber ich möchte mit dem Team eigentlich zeigen, dass wir über das gewisse Etwas verfügen und stärker offensiv ausgerichtet spielen. Die Leute sagen wohl, dass wir schwer zu knacken sind, aber auch, dass wir kaum Tore schießen."

Die Neuseeländerinnen konzentrieren sich derzeit voll und ganz auf ihr erstes Spiel, ein Derby gegen Australien, den Mitausrichter der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2023. Für Chance ist dieses Spiel nach einer durchaus erfolgreichen Saison in der W-League etwas ganz Besonderes.

"Jede Gruppe ist schwer, das war von vornherein klar. Aber ich finde unsere Gruppe besonders interessant. Dass ich in der W-League mit und gegen einige der australischen Nationalspielerinnen gespielt habe, macht die ganze Sache für mich nur noch intensiver, und dass es dann noch ein Derby ist, tut ein Übriges."