Mittwoch 03 Oktober 2018, 13:52

Williams und ihr schönster Moment

  • Andersen Williams erzielte das entscheidende Tor für Kanadas Ticket nach Uruguay

  • Die Spielerin denkt zurück an diesen freudigen Moment

  • "Es gab viele Freudentränen"

Nicht viele Teenager auf der Welt können von sich behaupten, ein Tor erzielt zu haben, das ihr Land zu einer WM-Endrunde katapultierte.

Eine der wenigen ist Andersen Williams. Ihr Treffer in der 89. Minute des Spiels um Platz drei gegen Haiti bei der CONCACAF U-17-Frauen-Meisterschaft 2018 bescherte Kanada die sechste Teilnahme an der FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft in Folge.

"Es begann damit, dass wir spät in der Partie einen Eckball hatten", erinnert sich Williams in einem Exklusiv-Interview mit FIFA.com. "Unsere Verteidigerin Julianne Vallerand brachte den Ball perfekt in die Mitte. Am langen Pfosten stieg Jordyn Huitema hoch und köpfte den Ball zurück in die Mitte vors Tor. Ich musste nur noch schnell reagieren und einschießen."

Diese bescheidene Schilderung lässt allerdings außer Acht, dass Williams durchaus etwas mehr tun musste, als nur den Fuß hinzuhalten.

"Als der Ball kam, war mein erster und auch mein einziger Gedanke, dass ich ihn irgendwie mit dem Kopf oder dem Fuß erreichen musste", so die 16-Jährige. "Dann flog er tatsächlich ins Netz und alle Mädels rannten auf mich zu und jubelten wie wild. Die letzten Minuten der Partie fühlten sich an wie eine Ewigkeit. Gottseidank haben wir den Vorsprung über die Zeit gebracht und es geschafft!

"Anschließend flossen durchaus ein paar Freudentränen – eigentlich sogar eine ganze Menge (lacht)! Ich kann das alles gar nicht richtig beschreiben. Es war einfach fantastisch. Unsere Spielkultur und die Chemie im Team waren einfach herausragend."

Und wie oft hat sie das Tor seitdem angeschaut? "Schon ein paar Mal (lacht)! Und auch meine Familie hat es schon einige Male gesehen. Es ist fast so, als würde man diesen Moment noch einmal erleben, wenn man es anschaut."

Williams stammt aus einer sehr sportlichen Familie und wuchs quasi in der Schwimmhalle auf. Ihre Mutter Trina ist aktive Wasserballspielerin und -trainerin; ihr Vater Andrew und ihr Onkel Nigel spielten American Football im Verein. Andersen begann im Alter von acht Jahren in Calgary mit dem Fussballspielen. Sechs Jahre später wurde sie in das kanadische Nachwuchsprogramm aufgenommen.

Wie erlebt sie die Monate im Vorfeld ihrer ersten WM-Teilnahme? "Das alles wirkt ein bisschen surreal. Eigentlich ist es völlig verrückt. Ich habe großes Glück, dass ich jeden Tag in einem sehr intensiven Umfeld mit den Nationalspielerinnen trainieren kann. Die Mädchen im Team sind alle in sehr ähnlichen Situationen. Wir alle bereiten uns auf diese außergewöhnliche Chance vor. Wir treiben uns Tag für Tag an und hängen uns richtig rein."

Kanada spielt beim Turnier in Gruppe D gegen die Republik Korea, Spanien und Kolumbien. Ihr Auftaktspiel in Uruguay bestreiten die Kanadierinnen in Montevideo gegen Kolumbien.

"Wir werden unserer kanadischen Linie definitiv treu bleiben", kündigte Williams an. "Wir werden unsere taktische Planung umsetzen, auf viel Ballbesitz achten und weiterhin so spielen, wie bisher. Die Mädchen bereiten sich alle intensiv vor. Ich stehe mit allen über die sozialen Medien in Kontakt. Wir sind alle begeistert und aufgeregt.

Wir spielen Ballbesitzfussball und greifen an. Wir lieben es, anzugreifen. Ich denke, wir Kanadierinnen sind extrem kühn und mutig. Man braucht eine gewisse Finesse, aber wenn wir angreifen wollen, dann fahren wir die Krallen aus. Das gleiche gilt auch für die Verteidigung. Wir sind ein verschworener Haufen und wir achten darauf, dass alle dabei sind, wenn wir angreifen und wenn wir verteidigen. Genau das ist die kanadische Identität."

Kanada hofft nun darauf, dass Williams auch in Uruguay ihre Treffsicherheit zeigen wird.