Sonntag 04 November 2018, 13:45

Das spektakuläre erste Jahrzehnt der FIFA U-17-Frauen-WM

  • Das erste Jahrzehnt der FIFA U-17-WM brachte unzählige packende Spiele und Tore

  • Unter den Teilnehmerinnen waren Stars wie Bronze, Castellanos, Harder, Ji, Marozsan und Popp

  • David Beckham, J-Lo, Shakira und Xavi waren unter den begeisterten Zuschauern

Bei der Erstauflage der FIFA U-20-Frauen-Weltmeisterschaft (damals noch U-19) 2002 in Kanada wurden mehr als 37.000 Zuschauer in Edmonton Zeugen einer unvergesslichen Szene. Die gerade erst 16-jährige Marta trickste bei einem Angriff zunächst eine Kanadierin aus, versetzte dann noch drei weitere und jagte den Ball anschließend von der Strafraumgrenze in die Maschen.

Nicht nur die Brasilianerinnen brannten 2002 in Kanada ein regelrechtes Feuerwerk ab. Auch in anderen Teams glänzten besonders junge Spielerinnen, darunter Cynthia Uwak (15), Brittany Timko (16), Camille Abily, Cristiane, Candace Chapman, Anja Mittag, Heather O'Reilly und Alex Scott (alle 17). Sie alle behaupteten sich bravourös gegen die Älteren und überzeugten die FIFA, dass es eine gesonderte Auflage des ersten Frauen-Nachwuchsturniers in einer niedrigeren Altersklasse geben müsse.

Im folgenden Jahr wurde der offizielle Vorschlag entwickelt, eine FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft ins Leben zu rufen. Neuseeland, wo Adriano, Landon Donovan, Michael Essien und Pepe Reina bei der Erstauflage des entsprechenden Jungenturniers 1999 geglänzt hatten, wurde die erstmalige Ausrichtung 2008 anvertraut.

Allerdings hätte sich wohl kaum jemand träumen lassen, zu welch einem unterhaltsamen Turnier sich der Wettbewerb bereits im ersten Jahrzehnt mausern würde.

Bei den bisherigen fünf Auflagen lag die Torquote bei 3,6 Treffern pro Spiel, bei der Auflage 2010 in Trinidad und Tobago wurden sogar knapp vier Treffer pro Spiel erzielt. Japan bringt es auf eine durchschnittliche Ausbeute von 3,77 Toren pro Spiel, darunter ein unglaublicher Treffer von Kumi Yokoyama, der den Japanerinnen im Halbfinale 2010 den Sieg gegen die DVR Korea bescherte. Der Treffer wurde mit ähnlich schönen Einzelleistungen von Diego Maradona und Lionel Messi in eine Reihe gestellt und auch für den FIFA Puskás-Preis nominiert.

Doch das war keineswegs das einzige Traumtor in der Geschichte der FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft. Ebenso sehenswert waren die Kracher von Lee Jungeun und Lee Sodam für die Republik Korea im Finale von 2010, der Volley von Janae Gonzalez für Mexiko 2014, Tahicelis Marcanos Gewaltschuss für Venezuela 2014 sowie Deyna Castellanos Treffer vom Anstoßpunkt 2016, der bei der Verleihung des FIFA Puskás-Preises im Jahr darauf auf Platz drei landete, hinter dem siegreichen Treffer von Olivier Giroud.

Auch atemberaubende Spiele bekamen die Zuschauer reichlich zu sehen. Besonders herausragend waren der 6:5-Sieg der Republik Korea gegen Nigeria im Viertelfinale und das 3:3-Unentschieden gegen Japan im Finale 2010, das 3:4 zwischen Neuseeland und Brasilien 2012, der 4:3-Erfolg der DVR Korea gegen Deutschland sowie das 4:4-Remis zwischen Venezuela und Italien 2014 und auch das 3:3-Unentschieden zwischen England und der DVR Korea 2016.

Verfolgt wurden die Spiele oftmals von großartigen Kulissen. Unter den Zuschauern waren Stars wie David Beckham, J-Lo, Xavi und Shakira. Nicht weniger als zehn Spiele bei FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaften lockten mehr als 25.000 Zuschauer in die Stadien. Den Zuschauerrekord hält bis heute die Partie zwischen Costa Rica und Venezuela 2014 mit 34.453 Zuschauern.

Natürlich hat uns das Turnier auch zahlreiche interessante Randgeschichten geschenkt. Eine Spielerin entkam dem Waisenhaus, eine andere fand ihren Weg zur WM aus dem tiefsten Dschungel. Da waren die schimpfenden Touristen in einem Fünf-Sterne-Hotel, die sich durch die Buccoo-Musik gestört fühlten, und ein Land, das die Schulbildung so ernst nimmt, dass sogar Lehrer mit über den Atlantik genommen wurden!

Selbstverständlich ist eine gute Bildung wichtig, doch die meisten Teilnehmerinnen der FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft schlagen zunächst eine erfolgreiche Karriere im Fussball ein. Lucy Bronze, Deyna Castellanos, Sara Dabritz, Pernille Harder, Dzsenifer Marozsan gehören dazu – sie alle wurden seit 2016 bei der Wahl der The Best – FIFA-Weltfussballerin nominiert. Das gilt auch für Mana Iwabuchi und Morgan Brian, die sogar die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ gewannen, ebenso wie für die zweimalige Fussballerin des Jahres in Deutschland, Alexandra Popp, sowie für Ji Soyun, die bereits im Alter von 23 Jahren zur Rekordtorschützin der Republik Korea wurde.

Zahlreiche weitere Akteurinnen wurden später zu Stars in ihren A-Nationalmannschaften, darunter Andressinha, Griedge Mbock Bathy, Pauline Bremer, Kadeisha Buchanan, Izzy Christiansen, Crystal Dunn, Jessie Fleming, Patricia Guijarro, Yui Hasegawa, Jordyn Huitema, Ashley Lawrence, Lina Magull, Sam Mewis, Jordan Nobbs, Desire Oparanozie, Rosie White und Kumi Yokoyama.

Welche Starlets werden die sechste Auflage des Turniers im Sturm erobern? Ab nächster Woche werden wir es erleben…