Donnerstag 20 Oktober 2016, 08:15

Spielerinnen in der Freizeit

Lernen, Musik, Freunde und Tourismus bestimmten die Aktivitäten hinter den Kulissen. Die 16 bei der FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft Jordanien 2016 aktiven Mannschaften verbrachten einen Großteil ihrer Zeit natürlich mit Fussballspielen, Trainieren, Regeneration oder Analyse des Gegners. Jetzt, zum Ende des Turniers, lohnt sich aber auch ein Blick auf das, was die Spielerinnen abseits des Platzes unternommen haben.

Jordanien ist eine geschichtsträchtige Nation. Über viele Jahrhunderte brachte das Land zahlreiche Zivilisationen hervor. Da überrascht es wenig, dass bei den Mannschaften viele touristische Aktivitäten auf dem Programm standen. Die etwa drei Autostunden von der Hauptstadt Amman gelegene Felsenstadt Petra war dabei ein Hauptziel. Ebenfalls hoch im Kurs standen das Tote Meer, der tiefstgelegene Punkt der Erde, sowie das antike Gerasa, das nur 40 Kilometer von Amman entfernt liegt. Und in der Hauptstadt selbst ist man binnen Minuten am berühmten alten Theater aus der Römerzeit, das sich im Stadtzentrum befindet.

"Jordanien zeichnet sich durch wunderschöne Landschaften und grandiose Architektur aus – ganz anders als alles, was wir in Deutschland kennen", sagt etwa die Deutsche Giulia Gwinn. "Auch die Fahrt zum Toten Meer war ein einmaliges Erlebnis: Man kann sich einfach auf dem Wasser treiben lassen, ohne zu versinken. Wir haben die Ruhe des Orts genutzt und auch ein bisschen Sonne getankt."

Die neuseeländische Auswahl gehörte zu den ersten, die Petra besuchte. Nach dem frühen Ausscheiden, das schon nach dem zweiten Gruppenspiel feststand, beschloss der Trainerstab, ein Besuch der historischen Stätte würde die enttäuschten Spielerinnen auf andere Gedanken bringen. "Das war die lange Anreise auf jeden Fall wert", urteilt Team-Managerin Kelly Bolus. "Für die Spielerinnen war es toll. Sie konnten jahrtausendealte Zeugnisse einer vergangenen Zivilisation entdecken. Einige sind auch auf Kamelen geritten und haben mit den örtlichen Händlern gefeilscht."

Die in Jordanien aktiven Mannschaften sind eine Woche vor Turnierbeginn angereist. In den meisten Ländern begann just zu diesem Zeitpunkt die Schul- oder Vorlesungszeit, wenngleich die Spielerinnen für das internationale Sportereignis freigestellt wurden. Um nicht in Rückstand zu geraten, hatten die meisten Spielerinnen jedoch ihren Lernstoff dabei. Möglichkeit, andere Kulturen kennenzulernen"Die Spielerinnen haben sich geschlossen in einem Raum eingefunden und dort gemeinsam gelernt. Jeden Tag", berichtet Abwehrspielerin Taylor Hinds, die bis zum Ausscheiden im Viertelfinale vier Spiele für England absolvierte.

Da alle Mannschaften im selben Hotel in Amman untergebracht waren, liefen sich die Spielerinnen ständig im Foyer, im Aufzug oder im Schwimmbad über den Weg. Dabei kamen sie trotz kultureller und sprachlicher Barrieren immer wieder ins Gespräch, wie uns Ghanas Torhüterin Kayza Massey bestätigt: "Jedes Turnier ist auch eine Möglichkeit, andere Kulturen kennenzulernen. Ich habe mich zum Beispiel mit den Neuseeländerinnen gut verstanden."

Viele Spielerinnen freuen sich auch deshalb auf die Nationalmannschaft, weil Länderspiele, Vorbereitung und Turniere für sie zugleich das Zusammentreffen mit Freundinnen sind, erklärt die Spanierin Laia Aleixandri. "Wir hören zusammen Musik, manchmal den ganzen Tag. Ana Torroda singt sehr gut. Das kann man aber nicht von allen Spielerinnen behaupten", lacht sie.

"Wir treffen uns und hören zusammen unsere Lieblingsmusik", sagt auch Giulia Gwinn. "Während unseres langen Aufenthalts hier sind wir sehr zusammengewachsen und unternehmen fast alles gemeinsam."

Über die Zeit nach dem täglichen Lernen verrät Taylor Hinds: "Wir haben viel Spaß zusammen. Wir machen mal ein Quiz oder sehen uns einen Film an. Filme schauen ist gemeinsam sowieso schöner."

"Nach den Spielen oder den Trainingseinheiten gehen wir schwimmen, sonnenbaden oder entspannen uns im Whirlpool", berichtet die Japanerin Fuka Nagano. "Danach treffen wir uns zum Fernsehen oder zum Kartenspielen. Alle Spielerinnen verstehen sich gut hier in Jordanien."

Die Kamerunerin Eni Kuchambi beschreibt ihre Freizeit im Hotel so: Nach dem Unterricht unterhalten wir uns in der Eingangshalle. Dabei geht es oft auch um Dinge auf dem Platz und wir lachen darüber. Es gibt aber auch gegenseitige Kampfansagen, mit denen wir uns weiterbringen wollen."

In zwei Tagen ist das Turnier zu Ende. An diesem Donnerstag findet die letzte Trainingseinheit vor dem Finale und dem Spiel um Platz drei statt. Am Freitagabend werden WM-Titel und persönliche Auszeichnungen das große Gesprächsthema sein, auch wenn nur eine Mannschaft triumphieren kann.