Samstag 07 November 2020, 06:24

Waiss und Mette träumen von besserer Zukunft für Dschibuti

  • Dschibuti hat sich unter Julien Mette enorm verbessert

  • Der französische Trainer des Teams spricht über seine Philosophie für Les Riverains de la Mer Rouge

  • Kapitän Waiss über seinen Trainer und die WM-Quali

"Disziplin, schöner Fussball, Intelligenz, Ästhetik, Stolz, Zusammenhalt, harte Arbeit und Engagement"

Mit diesen acht Worten beschreibt Dschibutis Kapitän Daoud Waiss seinen Trainer Julien Mette, der seit seiner Ernennung zum Nationaltrainer der Riverains de la Mer Rouge (Anrainer des Roten Meeres, wie das Nationalteam auch genannt wird) hervorragende Arbeit geleistet hat. In einem Interview mit FIFA.com spart Waiss nicht mit Lob für Mette.

"Er ist ein junger, ehrgeiziger Trainer, der uns auf ein wunderbares Abenteuer mitnehmen will. Er hat unsere Einstellung und unseren Lebensstil verändert, unsere Ess-, Trink- und Schlafgewohnheiten. Wir glauben jetzt an uns. Die Vorbereitung auf die Trainingseinheiten ist ganz anders als vorher, auf theoretischer und praktischer Ebene. Er zeigt uns Videos, damit wir unsere Fehler erkennen und unsere Gegner kennenlernen. Dieser Trainer ist seit dem Beitritt Dschibutis zur FIFA im Jahr 1994 der erste, der eine Philosophie für uns entwickelt hat", so der Kapitän.

Als ältester Spieler des Kaders versucht Waiss, der verlängerte Arm des Trainers auf dem Spielfeld zu sein. "Ich tue mein Bestes, um meine Mitspieler auf und neben dem Platz zu unterstützen. Ich gehe mit gutem Beispiel voran und dränge sie, jede Möglichkeit zu nutzen, um auf sich aufmerksam zu machen und vielleicht die Chance auf einen Vertrag im Ausland zu bekommen", erklärt er.

Die Nationalmannschaft Dschibutis besteht aus Amateuren, die neben dem Fussball noch einen Hauptberuf in anderen Branchen ausüben. Darauf angesprochen meint Waiss: "Das ist nichts Negatives. Ganz im Gegenteil: Dadurch können wir im Gegensatz zu Teams mit Profispielern lange Zeit zusammen trainieren. Das ist doch positiv."

Die Qualifikation für Katar 2022 – Die Sicht des Spielers

Bei der Auslosung der zweiten Runde der Afrika-Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™ wurde Dschibuti in eine schwere Gruppe gelost, in der der amtierende Kontinentalmeister Algerien, Burkina Faso und Niger vertreten sind. "Dschibuti ist erst zum zweiten Mal in der zweiten Qualifikationsrunde dabei. 2008 sind wir mit Ägypten, Malawi und der DR Kongo in eine Gruppe gelost worden. In der Qualifikation für Katar 2022 sind unsere Chancen mit Blick auf die FIFA-Weltrangliste sehr gering, aber auf dem Platz kann alles passieren, und wir sind entschlossen, gute Ergebnisse zu erreichen", so Waiss.

"Unser Ziel sind gute Ergebnisse. Kein Team in dieser Gruppe hat eine Garantie auf einen Platz in der letzten Qualifikationsrunde. Außerdem geht es uns darum, viel Erfahrung zu sammeln", fügt er hinzu.

Auf Dschibuti warten einige knifflige Begegnungen, nicht zuletzt das Aufeinandertreffen mit Algerien und seinem Star Riyad Mahrez. Zum bevorstehenden Duell mit dem Afrikameister befragt erklärt Waiss: "Das wird ein Spiel wie jedes andere. Wir müssen taktisch und mental vom Anfang bis zum Ende hoch konzentriert sein."

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Die Revolution eines Trainers

Bevor Trainer Julien Mette das Blatt für Dschibuti mit seinem ehrgeizigen Projekt wendete, kassierte das Team regelmäßig hohe Niederlagen und musste sogar eine zweijährige Sperre hinnehmen.

FIFA.com bat den Franzosen, uns mehr über die Philosophie zu erzählen, mit der er Dschibuti dorthin gebracht hat. wo das Land jetzt steht. "Unter anderem ging es darum, meine Trainingsmethoden und mein Verhältnis zu den Spielern zu erläutern. Außerdem wollte ich ihre Einstellung ändern, damit sie sich auf das Mögliche, nicht auf das Unmögliche konzentrieren. Sie sahen Dschibuti als ein Team, das fast jedes Spiel verlor. Das schien ihnen einfach unvermeidlich zu sein. Das erste, was ich auf mentaler Ebene geändert habe, war die Stärkung des Selbstvertrauens", erklärt er.

"Ich habe dazu einwöchige Trainingsprogramme verwendet, die zwei Sitzungen pro Tag erforderten. Sie umfassten auch Videoeinheiten und Schulungen, denn Dschibuti hat keine Trainingszentren, und die Spieler hatten diese Dinge nie gelernt. Ich habe großes Augenmerk auf Leidenschaft und Patriotismus gelegt, denn schließlich repräsentieren wir ein Nationalteam. Wir haben uns einige Videos der chilenischen Nationalmannschaft und Clips von [Lorenzo] Insigne und [José] Callejón beim SSC Neapel angeschaut, damit die Spieler sehen, dass du nicht unbedingt eine imposante Statur brauchst, um wirklich gut zu spielen. Wir haben versucht, das Stellungsspiel zu verbessern, insbesondere aus taktischer Sicht, und auch einige neue Gesichter ins Team gebracht – tatsächlich ist das mehr als die Hälfte des Kaders. So haben mehr junge Spieler und einige erfahrene Akteure eine Chance bekommen", fügt er hinzu.

Die Arbeit hat sich ausgezahlt. Mit einem Sieg gegen Eswatini gelang Dschibuti zum zweiten Mal überhaupt der Einzug in die zweite Qualifikationsrunde für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™. "Eswatini hat uns 2015 noch mit 6:0 geschlagen, und ich war mir sicher, dass sie uns unterschätzen würden. Wir haben das Team eingehend analysiert, indem wir uns Videos ihrer Spiele angeschaut haben. Mir wurde klar, dass sie noch mit derselben Formation antreten, daher war die Spielvorbereitung einfach. Wir haben gezeigt, dass wir stark sind, wenn wir auswärts mit schwierigen Situationen konfrontiert sind und unsere Gegner uns unter Druck setzen."

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Die Qualifikation für Katar 2022 – Die Sicht des Trainers

"Wir sind der Außenseiter in dieser Gruppe", so Mette mit Blick auf Dschibutis Chancen in der WM-Qualifikation. "Wir müssen gegen Afrikameister Algerien antreten, der seit langem kein Spiel mehr verloren hat. Einige Leute denken, die Algerier werden uns vernichtend schlagen, andere haben gesagt, sie würden sich das Spiel nicht anschauen, aber es ist eine Ehre für uns. Dschibuti hatte zwei Jahre lang kein Nationalteam und hat in zehn Jahren vielleicht ein Spiel gewonnen. Daher sind wir stolz, diese Möglichkeit zu haben. Nach all diesen Schwierigkeiten werden die Spieler Dschibutis nun gegen Riyad Mahrez und Traoré antreten. Das wird wundervoll sein."

"Wir kennen alle unsere Gegner. Algerien und Burkina Faso haben einige Spitzenspieler, die in Europa aktiv sind, und selbst Niger ist in der Weltrangliste weit über uns. Ich möchte nicht über unsere Ziele in der Qualifikation sprechen, aber ich sage meinen Spielern vor jedem Spiel, dass auf dem Platz elf gegen elf antreten und dass im Fussball alles möglich ist. Wir können Algerien schlagen, wenn sie gegen uns keinen guten Tag erwischen, es kann aber auch sein, dass wir eine hohe Niederlage kassieren. Auf jeden Fall werden wir uns gut vorbereiten und in jedem Spiel auf Sieg spielen", fügt er hinzu.

Auszüge aus dem Interview mit Julien Mette

  • Ich möchte Dschibutis Spielern helfen, in ausländische Topligen zu wechseln, damit der Fussball im Land professioneller wird.

  • Eine kleine Statur galt in Dschibuti als etwas Negatives, aber ich glaube, das kann auch positiv sein. Genau das wollte ich den Spielern vermitteln.

  • Alle Spieler Dschibutis sind Amateure, bis auf Warsama Hassan, der in der Slowakei aktiv ist, und Aaron Kadame, der in der dritten belgischen Liga spielt.

  • Wir haben Eswatini geschlagen und zwei Unentschieden gegen Gambia erreicht. Wir haben Äthiopien das Leben schwer gemacht und Burundi besiegt.

  • Wir haben hart gekämpft, um unseren Traum zu verwirklichen und gegen starke Teams wie Algerien und Burkina Faso anzutreten. Wir werden die Chance nutzen und diese Spiele genießen.

  • Spiele gegen starke Gegner wie Algerien und Burkina Faso sind ein Meilenstein für die Fussballförderung in Dschibu_ti._