Montag 11 April 2022, 15:00

Vahid Halilhodžić: Der Wundertäter will mit Marokko zaubern

  • Halilhodžić ist der einzige Trainer, der sich mit vier verschiedenen Mannschaften für WM-Endrunden qualifizierte

  • Der junge und wettbewerbsfähige Kader von Halilhodžić könnte Marokko zum Geheimtipp bei der WM 2022 in Katar machen

  • Seine starke Persönlichkeit und die Streichung einiger großer Namen aus dem Kader haben zu erheblichen Kontroversen geführt

Vahid Halilhodžić ist unbestreitbar einer der erfolgreichsten Trainer im modernen internationalen Fussball. Der Bosnier hat mit jeder Nationalmannschaft, die er betreut hat, beeindruckende Erfolge erzielt und sich stets für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ qualifiziert, auch wenn er sie bei der Endrunde nicht alle selbst betreute.

Manche würden ihn daher als Wundertäter bezeichnen – ein Status, der durch seine Leistungen untermauert wird. Schon 1997, also nicht lange nach Beginn seiner Trainerkarriere, führte er Raja Casablanca zum Titel in der CAF Champions League und in der marokkanischen Liga. Als er ein Jahr später nach Lille kam, kämpfte der Klub um den Verbleib in der zweiten französischen Liga, doch zweieinhalb Jahre später führte er ihn in die Gruppenphase der UEFA Champions League.

Vahid Halilhodzic celebrates during his time as Paris Saint-Germain coach

Der Bosnier wiederholte diesen Erfolg mit Paris Saint-Germain in der Saison 2003/04, als er den Klub in einer der besten Spielzeiten aller Zeiten zur Vizemeisterschaft und zum Titelgewinn im Coupe de France führte. 2008 übernahm Halilhodžić dann seine erste Aufgabe als Nationaltrainer von Côte d'Ivoire, die er nach einer fehlerlosen Qualifikation zur FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Südafrika 2010™ führte. Nach dem Ausscheiden des Teams im Viertelfinale des CAF Afrikanischen Nationen-Pokals 2010 wurde er jedoch entlassen und konnte das Team bei der Endrunde nicht mehr betreuen.

2011 übernahm Halilhodžić dann die algerische Nationalmannschaft und absolvierte erneut eine erfolgreiche WM-Qualifikation. Er führte die Nordafrikaner nach einer schwierigen Qualifikation zum vierten Mal in ihrer Geschichte zu einer WM-Endrunde. Bei der WM 2014 in Brasilien überraschte Algerien viele mit dem Einzug ins Achtelfinale nach einem Sieg gegen die Republik Korea und einem Unentschieden gegen Russland. Im Achtelfinale traf Algerien auf den späteren Weltmeister Deutschland, dem man sich erst in der Verlängerung geschlagen geben musste.

Sein Engagement in Japan, das 2015 begann, weist Parallelen zu seiner Zeit an der Côte d'Ivoire auf. Trotz der anhaltenden Kritik in den japanischen Medien führte er die Samurai Blue in der Qualifikation zum Gruppensieg und damit zur WM-Endrunde 2018 in Russland, nur um dann drei Monate vor Turnierbeginn entlassen zu werden.

Kürzlich sicherte sich der 69-Jährige seine vierte WM-Qualifikation mit dem Team Marokkos, das in Katar zum sechsten Mal (und zum zweiten Mal in Folge) auf der Weltbühne stehen wird. Seine Leistung war umso beeindruckender, weil die Nordafrikaner seit der Weltmeisterschaft in Russland einen grundlegenden Umbruch durchmachten und unter anderem die Abgänge von Schlüsselspielern wie Medhi Benatia, Mbark Boussoufa, Karim El-Ahmadi und Nordin Amrabat verkraften mussten.

Halilhodžić ist es jedoch gelungen, eine junge, erfolgshungrige Mannschaft zusammenzustellen, die erfahrene Profis wie Yassine Bounou, Romain Saiss, Youssef En-Nesyri und Achraf Hakimi mit vielversprechenden Nachwuchstalenten wie Azzedine Ounahi, Imran Louza, Zakaria Abuukhlal und Ryan Mmaee kombiniert. Ziel der Mannschaft ist es, den Erfolg von Mexiko 1986 zu wiederholen, als Marokko mit einem Sieg über Portugal in die K.o.-Phase einzog, ein Spiel, das allen marokkanischen Fans in bester Erinnerung geblieben ist.

Heute gehören afrikanische Spieler zu den besten. Zum Beispiel Achraf Hakimi, Sadio Mané und Mohamed Salah. Es wird nicht sofort passieren, aber in zehn, zwölf Jahren wird es vielleicht eine afrikanische Mannschaft schaffen, die WM zu gewinnen.
Vahid Halilhodžić im Gespräch mit der BBC

Der bosnische Taktiker setzt unterdessen seine Vorbereitungen für Katar 2022 fort, wo er seine WM-Bilanz noch weiter verbessern will. Seine unnachgiebige Art und seine Entscheidung, auf große Namen wie Hakim Ziyech, Noussair Mazraoui und Abdel Razzaq Hamdallah zu verzichten, hat ihm in den marokkanischen Medien zwar einige Kritik eingebracht, doch damit hat er schon seine ganze Karriere zu kämpfen.

Die einzige Frage, die sich jetzt stellt, ist: Wird Halilhodžić die Marokkaner bei der WM sehr weit führen und kann er sie damit zu einem der Überraschungsteams des Turniers machen?