Samstag 22 August 2020, 09:45

Suazo: "Mexiko, die USA, Honduras und Costa Rica haben die größten Chancen"

David Suazo gehört einer der besten Generationen des honduranischen Fussballs an und weiß besser als jeder andere, wie schwer es ist, sich für eine WM zu qualifizieren, und wie groß die Freude ist, wenn es gelingt. Der ehemalige Stürmer, der unter anderem für Inter Mailand und Benfica Lissabon aktiv war, nahm diese Woche als Assistent an der Auslosung der Concacaf-Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™ teil. Wir haben die Gelegenheit genutzt, um mit ihm über den Qualifikationswettbewerb in der Nord-, Mittelamerika- und Karibik-Zone und seine Favoriten auf die WM-Teilnahme zu sprechen.

David, Sie haben an drei Auflagen der WM-Qualifikation teilgenommen und die dritte, für die WM 2010 in Südafrika, war von Erfolg gekrönt. Wie bewerten Sie diese Qualifikationszyklen?

Nach einem langen Kampf, genauer gesagt nach 28 Jahren, konnte Honduras sich wieder für eine WM qualifizieren. Daran kann man erkennen, wie schwierig diese Qualifikation ist. Du triffst auf sehr gute Gegner wie Costa Rica, die USA oder Mexiko, und dort auswärts zu spielen ist sehr schwer. Aber 2010 haben wir unsere Sache sehr gut gemacht. In der WM-Qualifikation musst du den Heimvorteil nutzen. Wir haben zu Hause nur ein einziges Spiel verloren, und zwar gegen die USA, und danach alle Heimspiele gewonnen.

Wir hatten eine hervorragende Generation, und viele meiner Teamkameraden haben genau wie ich in Europa gespielt. Außerdem müssen wir uns bei den USA bedanken, die uns mit einem Tor in letzter Minute gegen Costa Rica zur Qualifikation verholfen haben.

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An diesem letzten Spieltag des Qualifikationswettbewerbs gewann Honduras durch ein Tor von Carlos Pavón nach einem Zuspiel von Ihnen gegen El Salvador, und die USA spielten gegen Costa Rica unentschieden (2:2). Welche Erinnerungen haben Sie daran?

Unser Spiel war spektakulär. Wir mussten auswärts antreten, aber zum ersten Mal überhaupt hatten wir praktisch ein 'Heimspiel' in einem fremden Land, denn von den 40.000 Zuschauern waren glaube ich mindestens die Hälfte Honduraner. Die Atmosphäre war fantastisch.

Wir haben gewonnen, aber als unser Spiel zu Ende war, lief die Partie zwischen den USA und Costa Rica noch. Sie können sich ja vorstellen, wie das für uns war. Das waren die längsten fünf Minuten meines Sportlerlebens! [lacht] Wir sind auf dem Platz geblieben und haben auf den Schlusspfiff gewartet. Wir dachten, wir wären schon ausgeschieden, und dann haben die USA kurz vor Schluss ein Tor erzielt und wir durften wieder feiern. Das war Freude pur!

Welche besonderen Merkmale würden Sie bei dieser Generation hervorheben, der mit Reinaldo Rueda als Trainer die historische Qualifikation für die WM in Südafrika gelang?

Einmal abgesehen davon, dass wir viele Spieler mit Erfahrung in Europa hatten, war es ganz entscheidend, dass der Trainerstab vier Jahre in Folge mit uns gearbeitet hat. Das war kein improvisiertes Projekt, und dadurch konnte Trainer Rueda die Spieler wirklich gut kennenlernen. Er hatte einen Kapitän wie Amado Guevara und hat dann ein Team aus einer Mischung von im Inland und Ausland aktiven Spielern zusammengestellt. All das hat dazu beigetragen, dass die Mannschaft so stark war.

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Wie war es, nach so vielen Jahren Wartezeit in Südafrika endlich bei einer WM dabei zu sein?

Damit konnte ich einen großartigen Schlusspunkt hinter meine Länderspielkarriere setzen, denn es ist das Größte für einen Spieler, sich für eine WM zu qualifizieren und dann dabei zu sein. Gott sei Dank habe ich es geschafft, und dann noch mit einem hervorragenden Team. Außerdem haben wir damit die Marschrichtung vorgegeben, denn Honduras konnte sich für die darauffolgende WM wieder qualifizieren. Das hilft allen Nachwuchsspielern daran zu glauben, dass Honduras zur Elite der Region gehören kann.

Nachdem Ihr Land 2018 in Russland nicht dabei war, beginnt nun ein neuer Qualifikationswettbewerb. Wie stehen Ihrer Meinung nach Honduras' Chancen auf eine Qualifikation für Katar?

Das Team ist noch sehr jung, und ich weiß, dass Trainer Fabián Coito viel bewegen wird. Ihm steht ein vielversprechendes Team zur Verfügung, mit vielen jungen, aber hochklassigen Spielern …

Welche Spieler sehen Sie in einer Schlüsselrolle?

Maynor Figueroa und Emilio Eizaguirre können mit ihrer Erfahrung hilfreich sein. Außerdem glaube ich, dass Honduras über eine vielversprechende Offensive verfügt: El Choco Lozano, der in Spanien spielt, Alberth Elis von Houston Dinamo und Romell Quioto sind drei Spieler, die viel bewegen werden. Ich hoffe, sie glauben daran, denn sie verfügen wirklich über großartige Eigenschaften und können Spiele entscheiden.

Honduras tritt erst in der letzten Phase des Qualifikationswettbewerbs in Aktion, aber die Gruppen der ersten Runde sind bereits bekannt. Welche Teams aus dieser ersten Runde werden Ihrer Meinung nach weit kommen?

Die Gruppen sind sehr ausgeglichen, aber ich glaube, dass Kanada in Gruppe B und Panama in Gruppe D die beiden Teams sind, die mit Sicherheit keine Probleme haben werden, weiterzukommen. In Kanada gibt es Talente, die sich bereits einen guten Namen gemacht haben, und Panama hat sich für die letzte WM (in Russland) qualifiziert. Es war die erste WM-Teilnahme in der Geschichte des Landes, und entsprechend hoch sind die Erwartungen.

Die Finalrunde der besten acht Teams wird hart umkämpft sein. Wenn du gegen die Fussballmächte der Region antreten musst, wird es schwerer, aber ich glaube, dass Kanada und Panama bis zum Schluss ein Wörtchen mitreden können.

Welche Teams sind für Sie die Favoriten auf die 3,5 WM-Startplätze der Concacaf-Zone?

Diese Vorrunde wird uns eine Richtschnur dafür liefern, auf welchem Niveau die Concacaf sich bewegt. Allerdings glaube ich, dass Mexiko, die USA, Honduras und Costa Rica letztendlich die größten Chancen auf eine Qualifikation für Katar haben. Es wird schwer werden, denn der Weg ist sehr lang, aber ich glaube, diese vier Teams werden um die Startplätze spielen. Sie alle verfügen über die nötige Qualität.