Samstag 27 März 2021, 02:14

Spaniens Hoffnungsträger

  • Anderthalb Jahre nach seinem Debüt bei Las Palmas debütierte er in der Nationalelf

  • Stammspieler bei Barça mit Rekordstatistiken

  • Will sich in der Roja etablieren

Es heißt, das Leben könne sich von einem Tag auf den anderen ändern. Das Leben von Pedri hat sich in den letzten anderthalb Jahren radikal verändert. Am 18. August 2019 gab er mit gerade einmal 16 Jahren sein Debüt in der ersten Mannschaft von UD Las Palmas, am Donnerstag kam er zu seinem ersten Auftritt in der spanischen A-Nationalmannschaft. Innerhalb kürzester Zeit entwickelte er sich von einem Debütanten in der zweiten Liga zum Hoffnungsträger des spanischen Nationaltrainers Luis Enrique.

Doch kehren wir noch einmal in den Sommer 2019 zurück, als er mit seinem spektakulären Debüt die Späher des FC Barcelona auf sich aufmerksam machte, die ihn noch vor Schließung des Transferfensters verpflichteten und auf Leihbasis bei Las Palmas beließen. Das war der Beginn des kometenhaften Aufstiegs von Pedri, der heute bereits im europäischen Fussball angekommen ist.

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Der Nachwuchsspieler von den kanarischen Inseln, der aus derselben Talentschmiede stammt wie die gefeierten Mittelfeldspieler David Silva, Juan Carlos Valerón und Pedro, kann sowohl zentral als auch auf beiden Flanken eingesetzt werden. Das Supertalent brauchte nach seinem Wechsel zu Barça nicht lange, um sich einen Platz in der Elf von Ronald Koeman zu sichern und ist mittlerweile Stammspieler.

Er bildet ein Duo mit Lionel Messi, das bei den Azulgrana für glanzvolle Momente sorgt. Mit seinen Fähigkeiten in der Ballverteilung, beim Organisieren des Angriffs seines Teams und dadurch, dass er sich ständig als Anspielstation anbietet, ist er zu einem Schlüsselspieler im taktischen System des niederländischen Trainers geworden.

Die Zahlen sprechen für sich. Diese Saison hat er insgesamt 42 Spiele bestritten, drei Tore erzielt und sechs Vorlagen geliefert. Er hat von allen unter 22-jährigen Spielern der großen europäischen Ligen die meisten Einsätze zu verzeichnen. Noch beachtlicher ist, dass die letzten 29 seiner insgesamt 42 Einsätze aufeinanderfolgten. Damit hält er in dieser Saison beim FC Barcelona den Rekord.

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Angesichts der beeindruckenden Statistiken war niemand sonderlich überrascht, als Luis Enrique ihn anlässlich der Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2022™ in die Nationalmannschaft berief. Der gerade einmal 18-Jährige verfügt über einen Wagemut und eine Charakterstärke, die sich die spanische Nationalmannschaft unmöglich entgehen lassen konnte. Ende 2019 bestritt er die FIFA U-17-Weltmeisterschaft™, schaffte dann den Sprung in die U-21-Auswahl und ist jetzt bereits A-Nationalspieler. Ein kometenhafter Aufstieg.

Auch wenn bei seinem Debüt am Donnerstag mit einem 1:1 gegen Griechenland nicht gerade ein Traumergebnis heraussprang, wurde doch deutlich, dass Pedri keine Probleme haben dürfte, sich im Team zu etablieren. In einer Situation, in der Spanien keinen Weg fand, die Abwehr der Griechen zu knacken, schaute der spanische Nationaltrainer auf die Bank und wechselte ohne zu zögern den Nachwuchsspieler von den Kanaren ein, der im November sein 19. Lebensjahr vollenden wird.

Pedri brauchte zwar eine Weile, um ins Spiel zu finden, Luis Enrique fand im Anschluss aber trotzdem lobende Worte für seinen Beitrag: "Pedri haben sie eine Manndeckung zukommen lassen, er hatte Pech. Er musste seine Position verlassen, um an den Ball zu kommen. Das hat ihm die Sache erschwert."

Sicherlich wird er entweder am Sonntag gegen Georgien oder am nächsten Mittwoch gegen Kosovo von Beginn an eine Chance bekommen. Mit seiner Ballgewandtheit und seiner Fähigkeit, den entscheidenden Pass zu spielen, dürfte er früher oder später eine fundamentale Rolle im Kader von Luis Enrique spielen. Pedri ist der große Hoffnungsträger Spaniens auf dem Weg zur nächsten UEFA EURO und zur WM 2022 in Katar.

Das sagen andere über Pedri

Jorge González (Trainer im Juniorenbereich): "Schon beim ersten Training wurde klar, dass er zu den Besten gehört. Man hatte uns gesagt, dass es da einen ganz fantastischen Jungen gäbe, der uns alle vom Hocker hauen würde. Genauso war es auch. Pedri war etwas ganz Besonderes."

Pepe Mel (Trainer, unter dem er bei Las Palmas debütierte): "Nach der Amtsübernahme haben wir uns Spiele der Jugend angesehen und uns gedacht, dass er eine ganze Ära prägen kann, wenn er auf Profiebene dasselbe leistet. Es läuft alles über den Ball. Er versteht sich auf das Stellungsspiel, weiß, wo er sich positionieren muss und bringt seine Teamkameraden mit seinem uneigennützigen Auftreten besser ins Spiel."

Ronald Koeman (sein Trainer beim FC Barcelona): "Er ist der Spieler, der mich am meisten überrascht hat. Er kommt zum Einsatz, weil er es verdient hat. Er kann je nach Gegner und Taktik unterschiedliche Positionen bekleiden und dank seiner Spielintelligenz viel beitragen."

Luis Enrique (Nationaltrainer, Spanien): "Am besten gefällt mir seine Gelassenheit, Bescheidenheit und das Gleichgewicht zwischen seiner offensiven und defensiven Facette."

Das sagt Pedri

Über Lionel Messi: "Er gibt mir sehr wertvolle Ratschläge zur Konzentration und über die Nutzung der Räume zwischen der Defensivreihe und dem Mittelfeld."

Über seine Ziele bei der Nationalmannschaft: "Ich bin zum ersten Mal berufen worden. Ich muss das genießen und meine Sache so gut wie möglich machen, damit ich wieder nominiert werde. Am wichtigsten ist, natürlich und ohne Angst an die Sache heranzugehen. Auf dem Platz musst du dir selbst treu bleiben, denn wenn du Spaß hast, bringst du auch eine bessere Leistung. Ich bin Koeman sehr dankbar. Ohne ihn wäre ich jetzt nicht hier."

Über seine erste Begegnung mit Koeman: "Eines Tages nahm er mich beiseite und sagte, dass er nicht viel von mir wüsste, mich kaum spielen gesehen hatte und dass ich ihm meine Fähigkeiten im Training zeigen müsste. Das hat mich motiviert."

Andres Iniesta of Spain

Ein neuer Iniesta?

Wenn man Pedri spielen sieht, wird man unwillkürlich an jemand anders erinnert, nämlich an Andrés Iniesta, einen der besten spanischen Spieler aller Zeiten. Bei Pedris Schnellstart drängt sich der Vergleich mit dem Karriereauftakt des aus Fuentealbilla stammenden Spielers im Jahr 2004/05 auf.

Pedri hat gegen diesen Vergleich nichts einzuwenden: "Ich habe kein einziges Spiel von Iniesta verpasst. Ich habe mir all seine Videos auf YouTube angeschaut. Ich denke schon, dass da etwas hängen bleibt. Seine Spielweise hat mir schon immer gefallen, und auch seine Persönlichkeit auf und neben dem Platz. Er ist mein Vorbild und ich habe immer versucht, zu spielen wie er."

Auch Pepe Mel, der Pedri zu seinem Profidebüt verhalf, fördert den Vergleich: "Pedri ist Iniesta sehr ähnlich. Er versteht es sehr gut, die Räume zu nutzen, um Vorstöße der Außenspieler zu ermöglichen oder Überlegenheit in den Zwischenzonen herzustellen."

Pedri ist der Hoffnungsträger der spanischen Fangemeinde. Er könnte durchaus eine ähnliche Rolle spielen wie Iniesta in der "Goldenen Ära" von 2008 bis 2012 und Spanien wieder in die richtige Spur bringen.