Sonntag 08 November 2020, 06:01

Mohamud Ali: Ein Siegertyp wie sein Namensvetter

  • Im September 2019 gewann Somalia sein erstes WM-Qualifikationsspiel

  • Der Erfolg gegen Simbabwe reichte nicht zum Erreichen der nächsten Runde

  • Laut Verteidiger Mohamud Ali hatte der Sieg dennoch enorme Auswirkungen

"Gib niemals auf, ertrage den Augenblick und lebe den Rest deines Lebens als Champion."

Ein Verteidiger der somalischen Nationalmannschaft hat diesen Ausspruch von Box-Legende Muhammad Ali zu seinem Lebensmotto erkoren. In seinem Land ist er eine Fussballlegende, nachdem er im September 2019 zum ersten Sieg der Ocean Stars in einer Qualifikationspartie zur FIFA Fussball-Weltmeisterschaft gegen Simbabwe (1:0) beigetragen hat. Sein Name? Mohamud Ali.

"Klar ist das ein ganz besonderer Name, und ich bin stolz darauf. In der Welt des Sports ist er eine feste Größe. Natürlich wurde ich wegen des Namens auch schon häufig gehänselt, aber alles in allem war er keine Last – im Gegenteil", so der Abwehrrecke bei FIFA.com. "Ich werde mich aber nicht mit solch einer Legende vergleichen. Unsere Sportarten sind ja auch ganz unterschiedlich. Trotzdem bin ich wie Muhammad Ali ein Siegertyp. Der Siegeswille liegt mir im Blut."

Die Kirsche auf der Torte

Das hat der 26-jährige Innenverteidiger vor gut einem Jahr vor den Augen ganz Afrikas bewiesen. In den 90 Minuten gegen Simbabwes Warriors ließ Mohamud Ali (7 Länderspiele, 0 Tore) hinten so gut wie gar nichts zu und trug maßgeblich zum historischen Erfolg bei. Nicht umsonst wurde er anschließend zum besten Spieler der Partie gewählt.

Er selbst sagt: "Ich weiß nicht, ob das mein bestes Spiel war, aber auf jeden Fall war es das schönste! Die Atmosphäre, die Bedeutung, die Intensität ... Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich nur daran denke. So was hatte ich noch nie erlebt." Und weiter: "Ich habe nicht schlecht gespielt, aber es war eine geschlossene Mannschaftsleistung. Ich erinnere mich ehrlich nur noch an den Sieg. Meine Auszeichnung als bester Spieler der Partie ist lediglich ein Bonus."

"Mein Land in der Qualifikation zur Weltmeisterschaft zu vertreten, ist für mich bereits fantastisch. Ein Qualifikationsspiel zu gewinnen ist unfassbar."
Mohamud Ali

Natürlich wollte sich Somalia mit diesem einen Sieg eigentlich noch nicht zufrieden geben. Auch im Rückspiel in Harare brachte der Außenseiter den 111. der FIFA-Weltrangliste in arge Bedrängnis. In der 77. Minute jedoch wurde das um 85 Plätze besser platzierte Simbabwe seiner Favoritenrolle letztlich doch gerecht und mit dem Gong kassierte Somalia dann den endgültigen K.o. Das 1:3 bedeutete das Aus. Nichts war es mit der zweiten Runde auf dem Weg nach Katar 2022.

"Auf dem Papier lagen Welten zwischen Somalia und Simbabwe", konstatiert Mohamud Ali. "Aber wir haben sie in Verlegenheit gebracht und sind im Rückspiel bis in die letzten Minuten dran geblieben. Natürlich sind wir enttäuscht, dass wir nicht weitergekommen sind, aber wir können stolz auf uns sein. Wir haben uns gut geschlagen."

Hätten Sie's gewusst?

  • Kapitän der somalischen Nationalmannschaft ist Mohamud Alis Bruder Ahmed. "Er ist mein Vorbild. Das alles mit ihm zusammen zu erleben macht das Erlebnis noch unglaublicher."

  • Als Fussballer ist Mohamud Ali lediglich Halbprofi. Hauptberuflich ist er Fahrlehrer.

  • Geboren wurde Mohamud Ali in den Niederlanden. Seine Karriere verbrachte er hauptsächlich in England. Er spielt beim FC Southport in der sechsten englischen Liga.

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Siegen und hoffen

Somalia konnte sich noch nie für ein großes Turnier qualifizieren und ist in Afrika alles andere als ein fussballerisches Schwergewicht. Das Land leidet noch immer unter den Folgen des Bürgerkriegs, der vor über 20 Jahren ausgebrochen ist, und zehrt deshalb umso mehr von dem historischen Sieg. "Ein solcher Sieg verbindet und macht Freude. Der Erfolg hatte enorme Auswirkungen. Das ganze Land sprach davon", betont Ali. "Somalia ist eine leidenschaftliche Fussballnation. Aber gezwungenermaßen war der Fussball natürlich lange Zeit zweitrangig. Doch der Sieg verheißt Gutes für die Zukunft!"

"Das Potenzial in Somalia ist immens", glaubt der 26-Jährige ferner, "auch wenn sich das in der FIFA-Weltrangliste leider nicht widerspiegelt. Aber Ziel bleibt, trotz aller Widrigkeiten Länderspiele zu organisieren und in der Weltrangliste zu klettern. Wir stehen am Anfang eines Prozesses, dessen Beginn der Sieg gegen Simbabwe war. Ich bin überzeugt, dass dieser Sieg künftigen Generationen Türen öffnen wird. Und warum sollten wir dann nicht auch mal an einem Afrikanischen Nationen-Pokal teilnehmen?"

"Wer keine Vorstellungskraft hat, hat auch keine Flügel." Auch das ist schließlich ein Zitat des großen Muhammad Ali.