Montag 24 August 2020, 03:29

Maldini-Bewunderer Chand peilt mit Nepal neue Höhen an

  • Rohit Chand liegt in der Liste der Rekordnationalspieler seines Landes auf Platz zwei

  • Der Defensivmann spielt für den indonesischen Klub Persija Jakarta und ist damit einer der wenigen Auslandslegionäre Nepals

  • Chand hofft auf Leistungsverbesserungen in den verbleibenden WM-Qualifikationsspielen für Katar 2022

Fragt man auf der Straße einen beliebigen nepalesichen Fussballfan nach dem etabliertesten Star in der Nationalmannschaft, lautet die Antwort mit ziemlicher Sicherheit Rohit Chand.

Chand, der als Innenverteidiger oder defensiver Mittelfeldspieler eingesetzt wird, gehört in der laufenden Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™ zu den wichtigsten Schlüsselspielern im Team. Mit seinen 62 Länderspielen in elf Jahren liegt er auf Platz zwei der Rekordnationalspieler des Landes, einzig hinter Torhüter und Kapitän Kiran Chemjong.

Außerdem gehört er als Spieler des indonesischen Spitzenklubs Persija Jakarta zu den wenigen im Ausland aktiven Spielern Nepals. Allerdings begann der gestandene Fussballer Chand seine sportliche Karriere als Cricketspieler.

Er stammt aus der besonders sportbegeisterten Stadt Surkhet und versuchte sich in mehreren Sportarten. In seiner Lieblingsdisziplin Cricket vertrat er seine Stadt sogar bei einigen Regionalturnieren. Dann allerdings begann er, beeinflusst von seinem Bruder Rabin, Fussball zu spielen. Chand machte so enorme Fortschritte, dass er bei einem nationalen Turnier für das Team seiner Region antreten konnte. Dieses Turnier wurde zum Wendepunkt, denn er wurde von Trainern der ANFA Academy entdeckt, einem von der FIFA unterstützten nationalen Nachwuchsprojekt.

Man bot Chand ein Probetraining bei der ANFA Academy an. Doch wie um seine Leidenschaft für den Fussball auf die Probe zu stellen, verpasste er den Sprung in die U-14-Nationalmannschaft. Dieser Misserfolg allerdings stachelte seinen Willen erst richtig an.

"Das Scheitern war genau das, was ich als Motivation brauchte, um künftig noch härter zu trainieren", so der 28-Jährige gegenüber FIFA.com. "Wenn man den Fussball wirklich liebt, dann gehört großer Einsatzwillen dazu. Und im nächsten Jahr schaffte ich es dann auch ins Nachwuchs-Nationalteam."

Bald darauf feierte er sein Länderspieldebüt bei einem torlosen Remis gegen Palästina im März 2009. Mit 16 Jahren und 22 Tagen war er der bis dahin jüngste Spieler, der je für die A-Nationalmannschaft Nepals spielte. Dieser Rekord wurde allerdings 2012 von Bimal Magar gebrochen, der sogar schon im Alter von 14 Jahren in einem Länderspiel gegen Bangladesch zum Einsatz kam.

2011 kam Chand noch als Teenager erstmals in einem WM-Qualifikationsspiel zum Einsatz. Beim respektablen 1:1-Remis gegen Jordanien in der zweiten Runde auf dem Weg nach Brasilien 2014 spielte er eine Schlüsselrolle in der nepalesischen Hintermannschaft. Im gleichen Jahr stand er auch in der heimischen Fussballszene im Mittelpunkt. Als Kapitän führte er den FC Machhindra bis ins Halbfinale des British Gurkha Cup. Dank seiner Leistungen wurde er als Verteidiger des Jahres ausgezeichnet.

Erfolg im Ausland

Auch in Europa wurde man auf seine Leistungen aufmerksam und fast hätte Chand beim FC Kettering Town unterschrieben, doch wegen eines fehlenden Visums verpasste er die Gelegenheit.

"In meinem jetzigen Alter hoffe ich eigentlich nicht mehr auf einen Wechsel nach Europa", sagt er nicht ohne Bedauern über die ungenutzt verstrichene Chance. "Ich hatte lange Zeit die Hoffnung, nach Europa zu wechseln. Mittlerweile ist das nicht mehr sehr wahrscheinlich. Die europäischen Klubs konzentrieren sich eher darauf, sehr junge Talente zu holen und zu fördern."

Statt eines Wechsels nach Europa schloss sich Chand 2013 dem indischen Klub SC HAL an. 2013 beschloss er dann, sein Glück in Indonesien zu versuchen und ging zu Persija. Schon in den ersten zwei Saisons machte er einen starken Eindruck und wurde als Jungspieler des Jahres nominiert.

Nachdem er 2017 für ein zweites Gastspiel nach Jakarta zurückkehrte, gelangen ihm seine bislang größten Erfolge. Im Jahr darauf gewann er mit dem Team die Meisterschaft und den Pokalwettbewerb und wurde zum wertvollsten Spieler der indonesischen Liga gewählt.

"Ich denke, dass ich mich verbessert habe und auf einem höheren Niveau spiele", sagt er zu seinen Fortschritten bei Persija. "Der Leitung des Klubs danke ich für das in mich gesetzte Vertrauen."

Inspiriert von Maldini

Chand hat sich fest als Vorbildfigur etabliert, auf und abseits des Spielfelds. Dies ist natürlich in erster Linie seiner harten Arbeit in den vergangenen zwei Jahrzehnten zu verdanken. Doch schnell verweist er auch auf sein Kindheitsidol Paolo Maldini, von dem er sich stets inspiriert fühlt.

"Maldini war mein großes Idol als Kind", so Chand über den Ex-Verteidiger des AC Mailand und der italienischen Nationalmannschaft. "Und bis heute ist er für mich ein Idol und eine große Inspiration. Für mich ist er mehr als bloß einer der besten Verteidiger, den die Welt je gesehen hat. Ich habe auch wegen seiner großartigen Persönlichkeit, seiner Führungsstärke und seiner Konstanz zu ihm aufgeblickt."

Nach nur einem Sieg in fünf Spielen (2:0 gegen Chinese Taipei) in der zweiten Runde der AFC-Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™ liegt Nepal in der starken Gruppe B, in der auch Australien, Jordanien und Kuwait stehen, nur auf dem vorletzten Platz. Der Einzug in die nächste Runde dürfte für das Team rund um Chand wohl kaum zu schaffen sein. Doch der Defensivmann wünscht sich weitere Fortschritte der Gorkhalis, wenn der Wettbewerb im kommenden Jahr fortgesetzt wird.

"Zunächst einmal müssen wir mit den Auswirkungen von COVID-19 fertig werden. Dann müssen wir uns auf die verbleibenden Spiele konzentrieren. Australien und Jordanien sind sehr stark und auch Chinese Taipei dürfen wir auf keinen Fall unterschätzen."

"Natürlich ist es der absolut größte Traum eines jeden Spielers, zu einer Weltmeisterschaft zu fahren. Doch um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir zunächst bei der Südasienmeisterschaft und dann auch beim AFC Asien-Pokal gut abschneiden."