Donnerstag 15 Oktober 2020, 07:00

Die Speerspitze der afrikanischen Torhüter

  • In wenigen Monaten beginnt die Afrika-Qualifikation für Katar 2022

  • Zaki, Nkono, Grobbelaar, El Hadary und Bell inspirierten eine ganze Spielergeneration

  • Fünf afrikanische Schlussmänner im Blickpunkt

De Badou Zaki über Thomas Nkono bis hin zu Bruce Grobbelaar, Essam El Hadary oder Joseph-Antoine Bell – Afrika hat seit jeher Top-Torhüter hervorgebracht. Ihre Leistungen auf der Linie haben ihnen einen Platz in der afrikanischen Fussballgeschichte eingebracht, gleichzeitig aber auch eine ganze Spielergeneration inspiriert.

Heute träumen die Kinder auf dem Mutterkontinent nicht mehr ausschließlich davon, eines Tages der neue Roger Milla, Samuel Eto’o, Rabah Madjer, Nwankwo Kanu oder Didier Drogba zu werden. Sie träumen auch davon, zwischen den Pfosten zu glänzen. Und natürlich gelingt immer mehr Akteuren der Durchbruch zum höchsten Niveau.

In wenigen Monaten beginnt die Afrika-Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™. Vor diesem Hintergrund rückt FIFA.com fünf afrikanische Schlussmänner in den Blickpunkt, die derzeit als letzte Bastion ihrer Teams die Nummer eins sind und dies auch bleiben wollen.

Yassine Bounou (Marokko/FC Sevilla)

Mit 29 Jahren ist Yassine Bounou, genannt Bono, in einem Alter, in dem der Durchbruch in den Erwachsenenfussball bereits einige Zeit zurückliegt. Diesen erlebte er bei Wydad Casablanca, wo der aus Kanada stammende Spieler ausgebildet wurde, 2010 in die erste Mannschaft vorstieß und im Kontakt mit der Vereinslegende Nadir Lamyaghri Fortschritte machte. Im Finalrückspiel der CAF Champions League 2011, in dem sein Team gegen Espérance Tunis unterlag, stand er von Beginn an zwischen den Pfosten. 2012 wurde er dann von Atlético Madrid verpflichtet, kam allerdings kein einziges Mal für die Colchoneros zum Einsatz. Dennoch gelang es ihm, sich mit Engagements bei Real Saragossa und dem FC Girona fest in Spanien zu etablieren, bevor er schließlich 2019 zum FC Sevilla wechselte.

In der Liga Ersatzmann von Tomas Vaclick, kam er lediglich in der UEFA Europa League zum Einsatz, wusste dort jedoch zu glänzen. Der Klub aus Andalusien sicherte sich den Titel, und Bono überzeugte mit zahlreichen Glanzparaden, insbesondere gegen Manchester United im Halbfinale und gegen Inter Mailand im Finale. Julen Lopetegui belohnte ihn dafür, indem er ihn zu Beginn der Saison 2020/21 zum Stammtorhüter beförderte. In der marokkanischen Nationalmannschaft machte er eine ganz ähnliche Entwicklung durch. Nachdem er lange Zeit der zweite Mann hinter Munir gewesen war, lief er ihm schließlich den Rang ab und wurde 2019 die neue Nummer eins. In der Qualifikation für Katar 2022 setzen die Marokkaner auf ihn. Sie werden in einer Gruppe mit Guinea, Guinea-Bissau und Sudan um das Weiterkommen spielen.

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Mohamed El Shenawy (Ägypten/Al Ahly)

Der Ägypter Mohamed El Shenawy rückte ebenfalls erst recht spät in den Vordergrund. Dazu muss man allerdings sagen, dass sein Vorgänger in der Nationalmannschaft ein gewisser Essam El-Hadary ist, der ein wahres Denkmal des afrikanischen Fussballs ist und bis zu seinem 45. Lebensjahr das Tor der Pharaonen gehütet hat. Damit avancierte er bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2018™ zum ältesten Spieler der Turniergeschichte. Auf Vereinsebene verlor El Shenawy jedoch keine Zeit und ist seit 2016 einer der Stützpfeiler von Al Ahly. Als Kapitän der Roten Teufel gewann er mit dem Klub die drei letzten Auflagen der Landesmeisterschaft und zog ins Halbfinale der CAF Champions League ein, bevor das Turnier aufgrund der COVID-19-Pandemie unterbrochen wurde.

Der Stammtorwart der ersten Spiele der WM in Russland wurde in der Partie gegen Uruguay zum besten Spieler des Spiels gewählt (0:1-Niederlage). Mit 31 Jahren ist er auf dem Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit und hofft, sich mit Ägypten zum zweiten Mal in Folge für die WM zu qualifizieren. Das Team wurde mit Gabun, Libyen und Angola in eine Gruppe gelost.

Édouard Mendy (Senegal/FC Chelsea)

Es ist kaum zu glauben, aber der 28-Jährige Édouard Mendy unterschrieb erst 2016 seinen ersten Profivertrag. Bei Stade Reims erhielt er schließlich die Chance. Zuvor war er lange Zeit in den niederen Spielklassen aktiv gewesen und hatte ein kurzes Intermezzo in der zweiten Mannschaft von Olympique Marseille gehabt. Nachdem er seinen Kasten drei Jahre lang viele Male sauber gehalten und mit seinen guten Reflexen und seiner Strafraumbeherrschung überzeugt hatte, wechselte der 1,97 Meter große Schlussmann 2019 zu Stade Rennes. Ob es wohl Zufall ist, dass die Bretonen mit dem Senegalesen zwischen den Pfosten die beste Saison der Vereinsgeschichte spielten und sich zum ersten Mal für die UEFA Champions League qualifizierten? Am Ende bestreitet Mendy die europäische Königsklasse nun in den Farben des FC Chelsea, der ihn im Sommer 2020 für 25 Millionen Euro verpflichtete.

Auch im Nationalteam legte er einen kometenhaften Aufstieg hin. Nachdem er im November 2018 zum ersten Mal berufen worden war, stand er wenige Monate später beim CAF Afrikanischen Nationen-Pokal 2019 bereits als Stammtorhüter zwischen den Pfosten. Aufgrund einer Verletzung am Finger verpasste er das Ende des Wettbewerbs, in dem die Senegalesen ins Finale einzogen und dort gegen Algerien unterlagen. Mit Sadio Mané als Torjäger und Mendy als Torverhinderer visiert Senegal nun eine Qualifikation für Katar 2022 an. In der zweiten Runde trifft das Team auf Kongo, Namibia und Togo.

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André Onana (Kamerun/Ajax Amsterdam)

Nach Nkono, Bell, Jacques Songo’o und Carlos Kameni steht bei Kamerun erneut ein Phänomen zwischen den Pfosten. Nach seiner Ausbildung in der Samuel Eto’o Academy und im Ausbildungszentrum des FC Barcelona, stieß André Onana bei Ajax Amsterdam in den Profifussball vor. Nach dem Weggang von Jasper Cillessen wurde er dort mit 22 Jahren Stammtorhüter und nahm an der erfolgreichen Champions-League-Saison 2018/2019 teil, wo Ajax erst in einem spannungsgeladenen Halbfinale gegen Tottenham Hotspur ausschied. Auf dem Weg dorthin brachte Onana die Angreifer von Real Madrid und Juventur Turin zur Verzweiflung.

Er gilt mittlerweile als einer der besten Torhüter Europas und hat sich folglich als Nachfolger von Carlos Kameni durchgesetzt, obwohl er mit Fabrice Ondoa starke Konkurrenz hatte. Die Unzähmbaren Löwen wollen 2022 erneut auf der Weltbühne dabei sein und erhoffen sich weitere Heldentaten von Onana, wenn sie in den Gruppenspielen der WM-Qualifikation auf Côte d’Ivoire, Mosambik und Malawi treffen.

Denis Onyango (Uganda/Mamelodi Sundowns)

Mit 35 Jahren zählt Denis Onyango zu den ganz Großen des afrikanischen Fussballs, auch wenn sein Name noch nicht über die Grenzen des Mutterkontinents hinausgedrungen ist. Der Schlussmann der Mamelodi Sundowns, der 2016 zum besten in Afrika aktiven Spieler des Kontinents gewählt wurde, kann nämlich eine beachtliche Erfolgsbilanz vorweisen: Er gewann einmal die CAF Champions League, kann eine Teilnahme an der FIFA Klub-Weltmeisterschaft für sich verbuchen und hat zuletzt dreimal in Folge den Titel der südafrikanischen Premier League gewonnen.

Der Mannschaftskapitän Ugandas beeindruckt besonders im Eins-gegen-eins und häufig auch bei Elfmetern. Daher dürfte es nicht mehr lange dauern, bis der Rest des Fussballplaneten seine Talente entdeckt und anerkennt. Er spielte eine entscheidende Rolle bei der Qualifikation Ugandas für den CAF Afrikanischen Nationen-Pokal 2017 (der ersten seit 1978) und 2019 und träumt nun davon, sich mit seinem Nationalteam für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren. Dafür gilt es zunächst, die zweite Runde zu überstehen, in der Mali, Kenia und Ruanda lauern.

Denis Onyango of Mamelodi Sundowns makes a save