Mittwoch 02 Dezember 2020, 08:46

Dante Rossi: Zwei Nullnummern und die Erfüllung eines Traums

  • San Marino hat mit zwei torlosen Unentschieden in Folge in Punktspielen Geschichte geschrieben

  • Verteidiger Dante Rossi hat Anteil daran

  • Der aus Argentinien stammende Spieler ist erst kürzlich zum Nationalteam gestoßen – nach 10-jähriger Wartezeit

Ein 0:0 ist im Fussball nicht gerade ein Ergebnis, das in der Presse gefeiert wird. Es ist das Ergebnis, das kein Zuschauer sich wünscht, wenn er sich auf den Weg ins Stadion macht. San Marino hatte zuletzt in der UEFA Nations League zwei torlose Unentschieden in Folge zu verzeichnen, nämlich gegen Liechtenstein und Gibraltar. Diese beiden Nullnummern haben das gesamte Land beschäftigt.

Allerdings nicht etwa im negativen Sinne, sondern weil die beiden Remis für die Serenissima ein großer Erfolg sind! Zum ersten Mal ist es dem Team gelungen, zwei Punktspiele in Folge ungeschlagen zu bleiben. Gegen Gibraltar war die Leistung besonders beeindruckend, da die Blau-Weißen nach einer Roten Karte gegen Kapitän Davide Simoncini seit der 49. Minute mit zehn Mann auskommen mussten. Für Innenverteidiger Dante Rossi reichte das aus, um nach dem Abpfiff der zweiten Partie in Freudentränen auszubrechen.

"Was ich in diesem Augenblick gefühlt habe? Ich habe mich riesig darüber gefreut, meine Mitspieler in der Kabine so stolz und begeistert zu sehen", erklärt er am Mikrofon von FIFA.com. "Wir wollten unbedingt gute Ergebnisse erzielen. Dank dieser beiden Unentschieden haben wir in unserem Land Fussballgeschichte und ganz allgemein Sportgeschichte geschrieben."

Aus dem Mund von Dante Rossi haben die Worte "mein Land" eine ganz besondere Bedeutung. Der 33-jährige Verteidiger wurde nämlich in Guerrico, einem kleinen Ort mit 900 Einwohnern nahe der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires geboren und hat fast zehn Jahre darauf gewartet, die doppelte Staatsbürgerschaft zu bekommen. Sein Großvater mütterlicherseits stammte aus San Marino: "Vorher hat die Gesetzeslage das nicht zugelassen", erklärt er. Deshalb war ich auch so bewegt, weil ich an all die Anstrengungen zurückgedacht habe, die ich unternommen habe, um diese Staatsbürgerschaft zu bekommen, die mir so sehr am Herzen lag. Für mich ist es ein Traum, dieses Trikot zu tragen."

Schon gewusst?

  • San Marinos Stürmer Adolfo Hirsh (39 Länderspieleinsätze) ist ein Kindheitsfreund von Dante Rossi. Auch er ist in Guerrico aufgewachsen.

"San Marino hat in meinem Leben schon immer eine Rolle gespielt", so Rossi weiter. Ich war schon immer neugierig darauf, mehr über die Wurzeln meines Großvaters zu erfahren, die ja auch meine eigenen sind. San Marino ist ein leidenschaftliches Land. Ich habe schon immer gewusst, dass es die älteste Republik der Welt ist. Ich kannte die geographischen Gegebenheiten der Enklave innerhalb Italiens mit dem berühmten Monte Titano [Anm. d. Red.: der höchste Berg San Marinos]. Ich habe die Sprache gelernt und die Lebensart kennengelernt ..."

Wenn San Marino Rossi viel gegeben hat, dann ist das umgekehrt auch der Fall. In nur fünf Länderspieleinsätzen ist es dem robusten Innenverteidiger gelungen, eine Abwehr zu stabilisieren, die dies dringend nötig hatte. "Da ich in Argentinien aufgewachsen bin und dort gespielt habe, bin ich natürlich vom dortigen Fussball geprägt. Ich habe diesen Kampfgeist, der meiner Meinung nach typisch für den argentinischen Fussball ist", meint er.

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Mein Idol? Diego Maradona. Einen wie ihn hat es nie zuvor gegeben und wird es auch niemals wieder geben. Unter den "Normalsterblichen" gefiel mir Juan Román Riquelme, der einen ganz anderen Stil hatte. Er hat das Spiel kontrolliert wie kein anderer.
Dante Rossi

Traum vom Sieg

Doch auch wenn Rossi sicherlich einen Anteil an den guten Ergebnissen des Nationalteams hatte, sind diese natürlich auf eine Mannschaftsleistung zurückzuführen. Daran lässt auch er keine Zweifel aufkommen: "Wir haben im Team unglaublich hart gearbeitet. Vor allem dank unseres Trainers Franco Varrella haben wir uns mental weiterentwickelt und gehen die Spiele jetzt anders an, damit wir stabiler und besser organisiert sind", so Rossi. "Heute gehen wir mit der Einstellung auf den Platz, dass wir es mit unseren Gegnern aufnehmen können. Kurz gesagt, wir fangen an, an uns und an unser Potenzial zu glauben. Ich hoffe einfach, dass das nur der Anfang ist."

Bald werden wir es wissen. Die UEFA-Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022, für die am 7. Dezember die Gruppenauslosung stattfindet, zeichnet sich bereits am Horizont ab. Hier wird die Serenissima Gelegenheit haben, sich mit den Spitzenteams des Kontinents zu messen. "Uns ist bewusst, dass es eine Kluft zwischen uns und den besten europäischen Mannschaften gibt, aber es ist schwer zu sagen, wie groß diese Kluft ist. Wir sind auf jeden Fall sicher, dass wir große Fortschritte gemacht haben. Was wir erreicht haben ist schön, aber es ist Vergangenheit. Wir müssen weiterhin hart arbeiten, trainieren und an uns glauben", so Rossi, der durchaus auch zu träumen wagt.

"Ich hoffe, dass ich an dieser Qualifikation teilnehmen kann. Den Platz im Team muss man sich verdienen, und ich werde alles dafür tun", meint er. "Das Ganze ist umso spannender, da wir jetzt ein neues Ziel ins Auge gefasst haben: den ersten Sieg in einem Punktspiel!"