Montag 22 März 2021, 01:44

Damiano will auf den Jungferninseln ein "Vermächtnis" hinterlassen

  • Fussball auf den Amerikanischen Jungferninseln

  • Corona-Pandemie als Chance

  • Nationaltrianer Gilberto Damiano im Interview

Die Corona-Pandemie hält die gesamte Welt seit mehr als einem Jahr in Atem - auch vor dem Sport hat der Virus bekanntermaßen nicht Halt gemacht. Noch immer sind viele Stadien bei Spielen leer oder nur spärlich besetzt, Turniere und Qualifikationen wurden abgesagt oder verschoben.

Doch während anderswo teilweise Stillstand eingekehrt ist, haben die Amerikanischen Jungferninseln ihr Schicksal selbst in die Hand genommen und aus der Not eine Tugend gemacht. "Es gibt immer zwei Möglichkeiten. Entweder man wartet ab und hofft, dass es irgendwann besser wird. Oder man krempelt die Ärmel hoch und kümmert sich selbst drum", erklärt Nationaltrainer Gilberto Damiano gegenüber FIFA.com. "Begonnen haben wir im März 2020, als uns der Lockdown getroffen hat. Damals haben wir uns zusammengesetzt und überlegt, was wir tun können. Daraus ist ein dreistufiger Plan entstanden. Jede Stufe dauert dabei jeweils zwei Jahre."

Phase 1

  • "besteht darin, alle Bereiche zu analysieren, um sich professioneller aufzustellen, ob Administration oder auch Social Media. Wir schauen dafür auch auf andere Verbände und versuchen Dinge zu adaptieren."

Phase 2

  • Analyse der ersten Phase und Planung weiterer Anpassungen

Phase 3

  • "Hier geht es um die komplette Umsetzung und die Ernte der Saat, die wir in den vier Jahren zuvor gelegt haben."

Seit 2019 ist der Cosmopolit für den Dashing Eagle zuständig. "Für mich ist der Job eines der erfüllendsten Dinge meines Lebens. Ich arbeite an einem Ort, wo jeder jeden kennt. Die Auswirkung, die man dadurch hat, ist enorm. Wenn man Dinge in die Tat umsetzt, die etwas besser machen, merkt man das sofort. Diese Dankbarkeit ist unbezahlbar und oftmals viel schöner, als in einem großen Klub irgendwo auf der Welt zu arbeiten."

Geboren in Brasilien wanderte er 2001 nach Großbritannien aus und hat an vielen Orten gearbeitet. Ob in England als Trainer bei Cardiff City oder in Italien. "Die Schönheit des Fussballs ist der Mix von Kulturen. Ich habe Futsal-Wurzeln aus Brasilien, kenne die italienische Mentalität des Verteidigens und den englische Fussball, der sich jedes Jahr weiterentwickelt.

Inzwischen ist der 44-Jährige überwiegend in London zu finden. Vor Corona war er mindestens einmal im Monat auf den Jungferninseln, inzwischen läuft fast alles über Video. Bis zu sechsmal wöchentlich ruft er sein Team online zusammen, um an der Fitness oder dem taktischen Verständnis der Spieler zu arbeiten, dazu kommen zahlreiche Meetings mit den örtlichen Trainern. "Ich habe eine Menge gelernt in den letzten Monaten. Unsere Spieler sind in Frankreich, Australien, USA, Antigua oder auf den Jungferninseln. Wir haben nun auch mehr Trainer vor Ort und befinden uns auf einem guten Weg."

Damiano will auf den Jungferninseln ein "Vermächtnis" hinterlassen. "Irgendwann sitzt hier ein anderer und ist hoffentlich dankbar, was wir geleistet haben. Es geht um die Menschen direkt. Ich liebe es. Fussball ist nicht der Lieblingssport auf den Jungferninseln. Daher wollen wir vor allem auch die jungen Menschen erreichen und sie begeistern. Aber nicht nur als Spieler, sondern auch als Trainer oder Volunteer kann man bei uns etwas erreichen. The sky is the limit - nach oben sind keine Grenzen gesetzt."

Amerikanischen Jungferninseln im Überblick

  • Bestehen aus drei Hauptinseln: Saint Croix, Saint John, Saint Thomas

  • Dazu gibt es ungefähr 50 kleinere Inseln

  • Geographisch Teil der Karibik, östlich von Puerto Rico

  • Ca.110.000 Bewohner

  • 1987 Gründung der U.S. Virgin Islands Soccer Federation (USVISF)

  • 1998 Eintritt in die FIFA

  • Konföderation: CONCACAF

Natürlich sei es nicht einfach, aber das kleine Land in der Karibik mache das Beste aus der Situation. Ein wichtiger Punkt: die Unterstützung der FIFA.

"FIFA ist der Schlüssel für den Erfolg des Fussballs auf den Jungferninseln. Die Unterstützung, die wir von der FIFA erhalten ist großartig. Nur so können wir Veränderungen vorantreiben. FIFA glaubt an die gleichen Dinge wie wir: Die Menschen in den Vordergrund stellen und Chancen schaffen, um sie wachsen zu lassen. Das kann der Fussball am besten. Ich bin sehr dankbar, ein Teil des Weges zu sein und dass die FIFA an unserer Seite ist."

Unabhängig von der enormene Entwicklungsarbeit rollt Ende März der Ball in der Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschat Katar 2022™. Erster Gegner der CONCACAF-Zone ist am 27. März Antigua und Barbuda. Weitere Teams in der CONCACAF-Gruppe A sind El Salvador, Montserrat und Grenada.

"Wir müssen überlegen, was unsere Ziele sind. Wir wollen in alle Spiele mit dem Glauben gehen, dass wir gewinnen können. Wir wollen auf Augenhöhe agieren. Es gibt auf dem Niveau einer WM-Qualifikation keine einfachen Gruppen. Jeder will gewinnen, denn jeder Einzelne präsentiert sein Heimatland. Wir haben eine gute Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern. Die Qualifikation ist ein guter Test für das, war wir hier leisten. Wir freuen uns auf die nächsten Aufgaben."

Damiano über sein Team:

  • "J.C. Mack hat in Neuseeland gespielt und nun in Australien bei. Er ist ein großartiger Angreifer, der Spiele alleine entscheiden kann."

  • "Wir haben mit Lionel Brown, Carlos Quezada und Erik Mozzo drei tolle Torhüter, die bereit sind."

  • "Unsere Innenverteidiger sind nah an den modernen Verteidiger. Sie können verteidigen, die Bälle rausschlagen, wenn nötig, aber auch selbst mit gutem Passspiel agieren."

  • "In der Offensive haben wir neben Mack junge hungrige Spieler."

  • "Insgesamt ist unser Team sehr flexibel und kann verschiedene Formationen spielen, wobei es auch immer auf den Gegner ankommt."

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