Montag 27 Juli 2020, 04:13

Bolaños – Der niemals aufgibt

  • Christian Bolaños wurde mit 36 Jahren zum besten Spieler der costa-ricanischen Liga gewählt

  • Er ist für neue Herausforderungen mit der Nationalmannschaft bereit

  • "Costa Rica steht vor der schwierigsten Qualifikation"

Viele hatten ihn schon abgeschrieben. Als der Costa Ricaner Christian Bolaños im Dezember 2017 vermeldete, dass er mit den Vancouver Whitecaps keine Einigung über eine Verlängerung seines Vertrags erzielt hatte, wollten einige bereits das Karriereende des damals 33-Jährigen einläuten.

Doch da hatten sie die Rechnung ohne den Spieler gemacht, der bei Deportivo Saprissa in seinem Heimatland andere Pläne hatte. "Ich beschloss, dass es an der Zeit war, mit meiner Familie nach Costa Rica zurückzukehren. Als man mich damals, mit 33, nach meinem Karriereende fragte, antwortete ich, dass ich bei jedem anstehenden Turnier neu darüber entscheiden würde. Und bis heute kann ich nicht sagen, wann es soweit sein wird", so Bolaños in einem Exklusiv-Interview mit FIFA.com.

Christian Bolaños im Kurzprofil

  • Geboren am 17. Mai 1984 in Hatillo, San José (Costa Rica)

  • Körpergröße und Gewicht: 1,77 m und 68 kg

  • Debüt am 11. Dezember 2001 bei Deportivo Saprissa

  • Position: Rechtsaußen

  • War auf Vereinsebene bereits in Dänemark, Norwegen, den USA und Katar aktiv

Genau wie in seiner gesamten 19-jährigen Karriere machte Bola auch nach seiner Rückkehr in die Heimat das, was er am besten kann: Er war mit vollem Einsatz dabei und brachte auf dem Platz seine Leistung.

Gleich in seinem ersten Turnier wusste er beim Monstruo Morado (das violette Monster) zu überzeugen und stand kurz davor, Geschichte zu schreiben und bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ zum ersten Costa Ricaner zu avancieren, der bei drei WM-Auflagen zum Einsatz kommt.

Doch drei Monate vor dem Start des Weltturniers zog er sich eine Verletzung zu, mit der seine WM-Teilnahme am seidenen Faden hing. Er musste an sein Kämpferherz appellieren, um weiterzumachen:

"Das war sehr schwer. Wir haben als Team eine sehr gute WM-Qualifikation gespielt, und auf persönlicher Ebene war es meine beste, weil ich bester Torschütze war. Dann ist mir bei einem Spielzug, der in vielen Spielen vorkommt, das Schlimmste überhaupt passiert [Sprunggelenkfraktur]. Ich stand in der Reha unter Hochdruck, aber alle Ärzte haben hervorragende Arbeit geleistet, und ich konnte schließlich aufs Spielfeld zurückkehren."

Auf dem Höhepunkt seiner Karriere

Mittlerweile ist Christian Bolaños 36 Jahre alt und gerade erneut mit Saprissa Meister geworden. Darüber hinaus wurde er als bester Torschütze und bester Spieler des Turniers ausgezeichnet. Doch noch immer gibt es Unverbesserliche, die sich fragen, ob damit das Ende seiner Karriere erreicht ist.

"Ich bin sehr zufrieden. Weil wir Meister geworden sind, ist der Torjägertitel mehr wert, denn wie ich schon immer gesagt habe, verdanke ich ihn meinen Teamkameraden, dem Trainerstab und den Fans, die ihr Vertrauen in mich gesetzt haben und in diesem Prozess immer hinter mir standen."

Von einem Karriereende will er nach wie vor nichts wissen. Sein Plan ist es, in den Reihen von Saprissa weiter zu glänzen und Costa Rica zur Teilnahme an der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™ zu verhelfen. Er räumt jedoch ein, dass es kein leichter Weg werden wird.

"Die Frage nach Katar wird mir auch immer wieder gestellt. Und auch wenn es einigen verrückt erscheinen mag, mache ich es davon abhängig, wie ich mich dann fühle. Außerdem steht die Qualifikation schon vor der Tür."

"Ich werde der Nationalmannschaft nicht die Tür vor der Nase zuschlagen. Alles hängt von der jeweiligen Situation und den Umständen ab. Wir hatten ein Jahr lang einen Trainer, der dann gegangen ist. Daher wurde der Prozess unterbrochen. Wenn der neue Nationaltrainer meine Dienste in Anspruch nehmen möchte und ich ihm wichtig erscheine, werde ich über dieses Ziel nachdenken und mit ihm sprechen. Ich möchte um einen Platz im Team kämpfen und nicht nur bei ein oder zwei Spielen dabei sein."

Das dürfte keine leichtes Unterfangen werden, doch er hat schließlich reichlich Übung darin, im Nationaltrikot Vorbildfunktion zu übernehmen.

"Wir sind mitten in einem Generationswechsel, und die Nachwuchsspieler müssen mit dieser Unterbrechung in der Vorbereitung zurechtkommen. Jetzt setzt Ronald González sich dafür ein, den Wechsel am Ruder gut über die Bühne zu bringen. Costa Rica hat die schwierigste Qualifikation vor sich, denn bei den vorherigen Turnieren hatten wir Spieler zur Verfügung, die schon seit 10 Jahren zusammengespielt haben. Trotzdem bin ich zuversichtlich, dass es uns gelingen wird", meint er abschließend.

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