Freitag 07 August 2020, 09:23

Al Harash trotzt allen Widrigkeiten

  • Die anhaltenden Unruhen in Libyen beeinträchtigen den Fussball in dem nordafrikanischen Land

  • Der Ligabetrieb ruht seit 18 Monaten und das Nationalteam muss seine "Heim-"Spiele im Ausland austrage

  • Zakaria Al Harash ist überzeugt, dass Libyen dennoch für die WM-Qualifikationsspiele gerüstet ist

Aufgrund der anhaltenden Kämpfe und der politischen Instabilität in Libyen ruht der Fussball im Land bereits seit 18 Monaten. Das Nationalteam muss seine "Heim-"Spiele im Ausland austragen. Diese Situation wirkt sich naturgemäß deutlich auf die Leistungen des Teams aus, das die letzten Auflagen des CAF Afrikanischen Nationen-Pokals und der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ verpasste – trotz tapferer Leistungen in beiden Qualifikationsturnieren.

FIFA.com sprach mit Zakaria Al Harash, einem der aufstrebenden Stars im Team, der sich auch über die Auswirkungen des Konflikts auf die Leistungen des nordafrikanischen Landes äußerte.

"Eines der größten Probleme in den vergangenen Jahren ist die Tatsache, dass wir außerhalb Libyens spielen müssen", so der Spieler. "Wenn man im Ausland spielt, ist auf dem Platz alles schwieriger, ganz egal, wie gut man eigentlich ist. Doch mittlerweile haben wir uns daran gewöhnt, denn wir spielen ja schon seit Jahren an neutralen Orten. Wir hoffen, dass unsere Resultate in den bevorstehenden Qualifikationsspielen wieder besser werden."

Der Fussball als beliebteste Sportart der Welt eint die Menschen in Libyen in der Hoffnung auf gute Ergebnisse des Nationalteams. "Die schwierige Situation in Libyen hat den Appetit der Menschen auf Fussball eher noch gesteigert", so Al Harash. "Die einheimische Liga spielt schon seit eineinhalb Jahren nicht mehr. Somit ist die Nationalmannschaft das einzige Ventil für die Libyer. Daher müssen wir unser Bestes geben und versuchen, unser Volk glücklich zu machen, damit die Menschen wenigstens für kurze Zeit die schwierige Situation vergessen können, die sie durchmachen müssen."

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Erfahrung trotz Jugend

Obgleich Al Harash noch nicht einmal 22 Jahre alt ist, hat er bereits für Klubs in vier verschiedenen Ländern gespielt und sein Debüt im A'-Nationalteam (nur für in der Heimat aktive Spieler) gefeiert, bevor die erste Nominierung für die A-Nationalmannschaft erfolgte. "Am Anfang spielte ich für Alahli Almusrati. In der dortigen Jugendmannschaft habe ich meine Karriere begonnen, bevor ich zu Al Ahli Tripoli ging. Auch dort habe ich zunächst in der Juniorenmannschaft gespielt, bevor ich mit 18 den Sprung in die erste Mannschaft geschafft habe", so der Akteur, der mittlerweile für CS Constantine spielt. "Dann wurde ich ins A'-Nationalteam berufen und habe an der Afrikanischen Nationen-Meisterschaft (nur für in Afrika aktive Spieler) in Marokko teilgenommen.

"Danach ging ich auf Leihbasis nach Montenegro. Nach einer Saison dort ging es dann weiter zu Ittihad Tanger. Mein Abenteuer in Montenegro war erfolgreich, aber die Zeit bei Ittihad Tanger eher nicht, denn dort haben sich mehrere Trainerwechsel negativ auf meine Leistungen ausgewirkt. Zuletzt habe ich für den algerischen Klub CS Constantine gespielt, wo es für mich wieder recht gut lief."

Nach seinen erfolgreichen Erfahrungen im A'-Nationalteam und seiner Teilnahme an der Afrikanischen Nationen-Meisterschaft Marokko 2018 wurde Al Harash im vergangenen Oktober erstmals in die reguläre A-Nationalmannschaft Libyens berufen. "Trainer Faouzi Benzarti war derjenige, der mich in den Kader geholt hat. Im Trainerstab war damals auch schon Akram Al Hamali. Ich war glücklich und fühlte mich geehrt, dass ich in den Spielen gegen Tunesien und Tansania für unser Team antreten durfte."

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Eine schwere Gruppe

Bei der Auslosung der afrikanischen WM-Qualifikationsgruppen für Katar 2022 landete Libyen mit Gabun, Angola und Ägypten (WM-Teilnehmer 2018 in Russland) in Gruppe F. Zu dieser Gruppe meint Al Harash: "Unsere drei Gegner sind stark und auf dem ganzen Kontinent respektiert, ganz besonders Ägypten. Die Konkurrenz dürfte entsprechend intensiv werden. Doch wir werden gut vorbereitet in diese Spiele gehen und gute Resultate holen."

Er freue sich darauf, mehr Spielzeit zu bekommen und hoffe, auch gegen die großen Namen in der Gruppe eingesetzt zu werden. "Es wäre großartig, gegen Spieler wie Mohamed Salah und Pierre-Emerick Aubameyang antreten zu können. Doch auf dem Feld spielen große Namen keine Rolle. Ich will auf jeden Fall in unseren Spielen meinen Beitrag leisten, gegen alle Teams. Wir müssen Leistungen zeigen, die unserem Team Ehre machen."

Der Traum von der WM

Naturgemäß strebt jeder Fussballer danach, bei einer FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ zu spielen, insbesondere in Afrika, wo schon zahlreiche Länder, darunter Angola und Togo 2006 mit überraschenden Erfolgen Geschichte geschrieben haben.

"Jeder Libyer träumt davon, dass das Land eines Tages an einer WM teilnimmt", so Al Harash. "Wir haben uns noch nie für eine WM qualifiziert, doch dieses Mal haben wir besonders hohe Ambitionen, obgleich wir in einer schweren Gruppe spielen. Im Fussball ist nichts unmöglich. Wenn wir es tatsächlich zur FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™ schaffen, würden wir damit einen lang gehegten Traum des libyschen Volkes wahr machen."

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