Mittwoch 29 Dezember 2021, 18:00

Ajdin Hrustic, Australien neuer Freistoß-Spezialist

  • Ajdin Hrustic hat sich zu Australiens Schlüsselspieler in der Qualifikation für Katar 2022 gemausert

  • Der Star von Eintracht Frankfurt erzielte in der WM-Qualifikation bereits mehrere Traumtore

  • Der Mittelfeldspieler spricht über seine Leidenschaft für Freistöße, seine Bewunderung für David Beckham und die Verwirklichung eines Kindheitstraums

Wenn es in den Reihen Australiens einen Spieler gibt, dem in der Qualifikation für die FIFA Fussball-WM Katar 2022™ der große Durchbruch gelang, dann ist es Ajdin Hrustic. Der offensive Mittelfeldspieler beeindruckt durch sein technisches Können und sein Gespür für Pässe durch die Abwehr, doch vor allem entwickelt er sich immer stärker zum Freistoßspezialisten

Der 25-Jährige hat auf dem Weg der Socceroos zur fünften WM-Teilnahme in Folge bereits mehrere beeindruckende Freistoßtore geschossen. Schon gegen Kuwait glänzte Hrustic mit beeindruckender Präzision, doch sein überaus präzise verwandelter Freistoß gegen Japan in Tokio wirkte schon fast wie eine Computersimulation.

Australien steht auf dem Weg zur FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™ vor schwierigen Aufgaben. Die Australier befinden sich in einem Dreikampf um zwei direkte Tickets, gegen Japan und Saudiarabien, das unter der Leitung von Herve Renard deutlich stärker wirkt.

Im letzten Kader der Australier war Ajdin Hrustic von Eintracht Frankfurt der einzige Feldspieler, der derzeit in einer der fünf großen europäischen Ligen spielt. Eine erfolgreiche Qualifikation für Katar 2022 wäre, wie Hrustic zugibt, die Erfüllung eines Kindheitstraums. Dieses Ziel will er unbedingt erreichen, nachdem er bei der Zusammenstellung des WM-Kaders vor drei Jahren unter Bert van Marwijk nicht berücksichtigt wurde.

"Dass ich damals nicht nominiert wurde, hat dazu geführt, dass ich seitdem noch härter trainiere", so Hrustic gegenüber FIFA.com. "Ich war noch sehr jung, aber ich habe das als Vorteil genutzt. Ich habe seitdem noch härter trainiert, um sicherzustellen, dass ich beim nächsten Mal bereit bin, bei der Weltmeisterschaft zu spielen."

Hrustics Weg im internationalen Fussball verlief bislang nicht unbedingt gewöhnlich. Der in Melbourne geborene und aufgewachsene Spieler mit bosnischer und rumänischer Abstammung feierte sein Debüt in den Reihen der Socceroos im 100.000 Zuschauer fassenden Melbourne Cricket Ground, dem berühmtesten Sporttempel seiner Heimatstadt, gegen das Star-Ensemble aus Brasilien.

Australiens damaliger Nationaltrainer Ange Postecoglou nominierte Hrustic nur wenige Wochen nach seinem Debüt im Profifussball und bewies damit einmal mehr seine Weitsicht. Es folgte die Teilnahme am FIFA Konföderationen-Pokal 2017, doch dann verschwand Hrustic zunächst von der internationalen Bildfläche. Jetzt ist die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™ sein großes Ziel.

"Wir haben zwei Qualifikationsspiele in den WM-Stadien in Katar bestritten, und als ich beim ersten Spiel dort, im Khalifa International Stadium, das Spielfeld betrat, bekam ich Gänsehaut", sagte Hrustic.

"Jedes Kind träumt doch davon, bei einer Weltmeisterschaft zu spielen. Das ist etwas, das ich in meiner Karriere immer erreichen wollte - mein größtes Ziel. Hoffentlich wird dieser Traum am Ende Wirklichkeit."

Hrustic zählt den legendären Tim Cahill von den Socceroos und den englischen Megastar David Beckham als Helden seiner Kindheit auf.

"Ich erinnere mich noch sehr lebhaft, wie ich Tim Cahills unvergessliches Volley-Tor im Jahr 2014 gesehen habe", sagt er. "Und Cahill war der erste, der auf mich zukam, als ich das erste Mal ins Trainingslager kam. Er hat mich begrüßt und gesagt: 'Willkommen in der Familie, ich möchte, dass du dich wie zu Hause fühlst', und das bedeutete mir sehr viel.

Hoffentlich kann ich so etwas in ein paar Jahren auch mal machen, denn das Gefühl, das Cahill mir damals gegeben hat, war großartig. Ich fühlte mich danach sehr viel wohler. Das bedeutet jungen Spielern sehr viel. Ihn bei einer Weltmeisterschaft zu sehen und dann an seiner Seite zu spielen, war das, wovon man als Kind träumt. Ich wollte schon immer ein Freistoß-Spezialist werden. Daran habe ich gearbeitet, seit ich ein Kind war.

Ich habe immer zu David Beckham aufgeschaut und seine Karriere sehr genau verfolgt. Sein Freistoßtor gegen Griechenland, mit dem sich England für die Weltmeisterschaft 2002 qualifizierte, habe ich mir unzählige Male angeschaut. Es war ein absolut einmaliger Moment.

Als ich jung war, habe ich mit beim Kicken im Hinterhof immer auf das Fenster des Schuppens gezielt und es schließlich zertrümmert. Wenn mir das zu langweilig wurde oder ich einfach mal die Position wechseln wollte, zielte ich auf das Küchenfenster – und so bekam ich als Kind zu Hause immer wieder Ärger. Meine Mutter jagte hinter mir her, wenn ich mal wieder ein Fenster zertrümmert hatte. Mein Vater hingegen hat mich unterstützt, weil er wusste, dass ich den Fussball so sehr liebe. Das hat ihn wohl einiges gekostet, aber am Ende hat es sich ausgezahlt.

Jedes Mal, wenn ich zu einem Freistoß antrete, habe ich das Gefühl, dass ich eine Chance auf ein Tor habe, wenn das Gefühl beim Anlauf stimmt.

Vielleicht bekomme ich ja sogar die Chance, uns mit einem verwandelten Freistoß zur WM zu schießen".

Sollte Hrustic Australien tatsächlich mit einem Treffer den Weg nach Katar ebnen, dann wäre sein großer Hinterhof-Kindheitstraum wahr geworden.