Montag 23 März 2020, 06:19

Afif: "2019 war ein historisches Jahr"

  • Akram Afif gewann mit Katar den AFC Asien-Pokal 2019

  • Der Star aus Katars Nationalteam wurde zu Asiens Fussballer des Jahres 2019 gewählt

  • Für Katar 2022 hat er große Ambitionen

Katar war 2019 die stärkste Fussballmacht in Asien und gewann erstmals den AFC Asien-Pokal. Dank beeindruckender Resultate bei der Kontinentalmeisterschaft und in den WM-Qualifikationsspielen sowie bei der Teilnahme an der Copa América schaffte das Team in der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste 2019 die größte Verbesserung.

Katars Leistungen sind das Resultat harter Arbeit und langfristiger Planung, die im vergangenen Jahr erstmals zählbare Früchte trugen. Die beispiellosen Erfolge kamen somit nicht ganz unerwartet und wurden durch starke Leistungen des Teams und der einzelnen Spieler ermöglicht. So gingen die individuellen Auszeichnungen beim AFC Asien-Pokal im vergangenen Jahr an Spieler Katars und der aufstrebende Star Akram Afif wurde zu Asiens Fussballer des Jahres gewählt.

Während das Land die Vorbereitungen für die Ausrichtung der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2022™ fortsetzt, tut dies auch das Nationalteam, um gute Resultate beim wichtigsten Fussballturnier der Welt zu ermöglichen.

FIFA.com sprach kürzlich mit Akram Afif, der sich unter anderem zu den Leistungen des Teams und seine Auszeichnung als AFC-Spieler des Jahres äußerte.

tzbang5orwx0jtrjlv5o.jpg

FIFA.com: 2019 war für Sie ein historisches Jahr. Mit Katar wurden Sie Asienmeister, Sie wurden zum besten Spieler des Kontinents gewählt und gewannen auch noch die katarische Meisterschaft. Wie würden Sie all diese Erfolge zusammenfassen?

Akram Afif: Mit einem einzigen Wort: fantastisch! Das war das beste Jahr meiner Karriere. Es kommt ziemlich selten vor, dass ein Fussballer all diese Erfolge in einem Jahr feiert. Doch für mich war 2019 tatsächlich einfach herausragend. Der Gewinn des asiatischen Meistertitels ist für mich und meine Teamkameraden ein fantastischer Erfolg. Das alles ist noch nicht das Ende unseres Weges, sondern erst der Anfang. Es ist eine große Ehre, die Fahne des eigenen Landes ganz oben zu sehen. Wir haben die Früchte unserer harten Arbeit geerntet, dank unserer Beständigkeit und unserer stark herausgespielten Tore.

Wie viel bedeutet Ihnen die Wahl zu Asiens Spieler des Jahres?

Diese Auszeichnung ist für jeden Spieler eine riesige Ehre. Sie ist der Lohn für jahrelange harte Arbeit und Konzentration im Training und in den Spielen. Ein großer Dank geht an meine Familie und an all meine Teamkameraden im Klub und in der Nationalmannschaft, und natürlich an alle, die an der Entwicklung und Förderung der katarischen Spieler beteiligt sind. Es war ein großartiges Gefühl, als ich diese Nachricht im Trainingslager für den Gulf Cup bekam. Und ich war sehr stolz und glücklich bei der Übergabe der Auszeichnung in Doha, inmitten vieler Menschen, die mich lieben. Diese Auszeichnung motiviert mich, noch härter zu arbeiten um noch mehr zu erreichen.

Kaum jemand hat Katar ein gutes Abschneiden bei der Endrunde der Asienmeisterschaft zugetraut. Aber Sie haben schon vor der Abreise in die VAE in einem Exklusivinterview mit uns gesagt, dass das Team bereit ist. Wie erklären Sie sich das gute Abschneiden?

Ja, wir wussten, dass uns kaum jemand viel zutraute. Und genau das war einer der Faktoren, die uns motiviert haben, die Gelegenheit zu nutzen und ein starkes Turnier zu spielen. Wir hatten den festen Willen, allen Zweiflern zu beweisen, dass Katar schaffen kann, was vielen unmöglich erschien. Wir hatten schon vorher einige Erfolge erzielt, beispielsweise den Gewinn des *Gulf Cup und der AFC U-19-Meisterschaft. Die Motivation, nun den asiatischen Meistertitel im Seniorenbereich zu holen und alle Vorhersagen zu übertreffen, war sehr groß.

Was waren die entscheidenden Faktoren für den Titelgewinn?

Es gab zahlreiche Faktoren. In den vergangenen Jahren verfolgte die fussballerische Planung in Katar einer systematischen Methodik. Die meisten Nationalspieler trainierten in der Aspire Academy, wo ihnen starke Grundlagen vermittelt werden. Zudem wurde ein langfristig angelegtes Programm in den Nachwuchs-Nationalteams eingeleitet. Wir haben bereits zahlreiche Phasen durchlaufen und können sagen, dass wir sogar vor unserer Zeitplanung liegen. Wir spielen einen modernen, teamorientierten Fussball. Das ist möglich, weil wir über die dafür erforderlichen Qualitäten verfügen. Erfahrung, Stärke und Können, und dazu noch die technische und taktische Führung durch Trainer Sanchez. Wenn man über all diese Elemente verfügt, kann man gute Resultate holen und Erfolge feiern. Mit Gottes Hilfe haben wir unseren Traum verwirklichen können und sind Asienmeister geworden.

Welche Spiele auf dem Weg zu Ihrem historischen Titelgewinn waren die schwersten?

Jedes Spiel hatte seine ganz eigenen Schwierigkeiten. Wir haben jedes Spiel sehr ernst genommen und sind stets voll konzentriert in die Partien gegangen, eine nach der anderen. Die Konzentration war sehr hoch. Ich muss zugeben, dass das Finale eine ganz besonders große Herausforderung war. Es war das letzte Spiel, das uns noch vom Titel trennte, und der Gegner war Japan, das in solchen Situationen sehr viel mehr Erfahrung hat. Doch wie man sehen konnte, haben wir auch in diesem Spiel sehr selbstbewusst gespielt. Wir wollten die Japaner überraschen und das ist uns auch gelungen. Wir haben das Spiel kontrolliert und dank unserer Entschlossenheit und unseres Einsatzes haben wir es zu einem guten Ende gebracht. Für mich persönlich war es natürlich fantastisch, dass ich das Spiel mit dem dritten Tor endgültig entscheiden konnte und damit den Hoffnungen der Japaner ein Ende setzen konnte.

Wie haben Sie sich nach dem Schlusspfiff gefühlt?

Was für ein historischer Moment! Wir waren wahrhaftig sehr stolz. Wir wussten, dass unsere Fans in Katar alle an den Fernsehgeräten zuschauten, denn sie konnten ja leider nicht anreisen, um uns im Stadion zu unterstützen. Unsere Jubelfeiern auf dem Feld nach der Übergabe des Pokals waren daher erst wirklich komplett, als wir nach Doha zurückkehrten. Der Empfang am Flughafen durch seine Hoheit den Emir war unser größter Lohn. Wir waren überglücklich, denn er war sehr stolz auf uns, da wir die Fahne Katars bei einem der größten Fussballturniere gehisst hatten. Der spontane Jubel der Menschen in den Straßen Katars war einfach wundervoll.

jjrwfvkbcj6vdozsoo5m.jpg

Im vergangenen Jahr haben Sie in Brasilien an der Copa América teilgenommen. Wie sehr hat dem Team diese Turnierteilnahme genützt?

Katar richtet ja bekanntlich die nächste Auflage der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ aus. Alle Fussballfunktionäre wollen uns daher so gut wie möglich helfen, damit wir uns optimal vorbereiten können. Ich bin überzeugt, dass die Spiele gegen südamerikanische Gegner und die Teilnahme an diesem Wettbewerb eine gute Sache waren, auch wenn unsere Resultate nicht eben gut waren. Vor dem Turnier haben wir ein Freundschaftsspiel gegen Brasilien bestritten. Dann sind wir gegen Argentinien, Kolumbien und Paraguay angetreten. Das waren wertvolle Erfahrungen, denn diese Gegner waren uns bisher was Schnelligkeit, Stärke und Technik angeht, nicht vertraut.

Welchen Nutzen sehen Sie in der bevorstehenden zweiten Teilnahme im kommenden Jahr?

Wir haben schon bei unserer ersten Teilnahme sehr viel gelernt. Jetzt haben wir ein ganzes Jahr zur Vorbereitung auf das Turnier. Ich hoffe, dass wir weitere Erkenntnisse gewinnen und auch gute Ergebnisse holen. Ich denke, dass wir im neuen Format des Turniers bessere Chancen haben, über die Gruppenphase hinauszukommen. Wir werden alles geben, um das Viertelfinale zu erreichen und dann versuchen, sogar noch weiter zu kommen.

msicho69a7cwdukwd1gw.jpg

Am Ende des vergangenen Jahres waren Sie nah dran am Gewinn der AFC Champions League, und Sie haben noch an der FIFA Klub-WM teilgenommen…

Mein Klub Al-Sadd visiert stets Titel an. Es sah sehr gut aus in der AFC Champions League, doch leider haben uns kleine Details gehindert, das Finale zu erreichen. Doch wir haben bewiesen, dass wir selbst unter schwierigsten Umständen noch gute Leistungen bringen können. Wir haben an der FIFA Klub-WM in Doha teilgenommen. Das war insgesamt eine sehr gute Erfahrung, bei der wir wichtige Lektionen gelernt haben. Wären die Umstände günstiger gewesen, hätten wir wahrscheinlich bessere Resultate geholt, aber so ist das im Fussball. Alle Spiele machen auch mal schwierige Zeiten durch. Wir hatten eine solch schwierige Phase leider genau während der Klub-WM.

Sie gehören zu den wenigen Nationalspielern Katars, die schon in Europa als Profi aktiv waren. Wie sehr haben Sie sich durch diese Erfahrung verbessert? Wollen Sie neue derartige Erfahrungen sammeln?

Auch die Erfahrungen im Profifussball im Ausland gehören zu einem organisierten fussballerischen Entwicklungsplan. Ich bekam diese Möglichkeit schon früh in meiner Karriere. Für mich und meine Teamkameraden mit ähnlichen Erfahrungen war dies sehr hilfreich. Wir haben sowohl technisch wie auch mental davon profitiert. In naher Zukunft werde ich mich um intensivere und längere Zeiten im Ausland bemühen, um unsere Entwicklung voranzutreiben. Nach meiner Rückkehr kann ich dann unserem Nationalteam bei der mit Spannung erwarteten WM noch besser helfen.