Mittwoch 27 Juni 2018, 17:52

Der Weltmeister ist ausgeschieden: "Wir sind selbst alle fassungslos"

Von Steffen Potter, Teamreporter Deutschland


Die Bilder ähneln sich: Wie schon 2010 und 2014 scheidet der Weltmeister bereits nach der Vorrunde aus. Und trotzdem hat selbst vor diesem dritten und letzten Gruppenspiel, das gegen die Republik Korea 0:2 verloren ging, wohl keiner an dieses Szenario geglaubt oder glauben wollen.

Das war auch nach Spielschluss deutlich in den Katakomben der Kasan-Arena zu sehen: Überraschte Gesichter allenthalben, selbst bei den nicht unmittelbar Beteiligten wie den Volunteers, den zahlreichen Mitarbeitern oder Medienschaffenden aus aller Welt. Die Koreaner konnten ihr Glück kaum fassen, die Deutschen dagegen das Ausscheiden kaum realisieren; sie vergruben sich lange in der Kabine, bevor sich zumindest einige von ihnen der Öffentlichkeit stellten.

Für tiefergehende Analysen ist es natürlich noch zu früh – die Gefühlslage bei der DFB-Elf lässt sich grob in drei Kategorien aufteilen. Enttäuschung. Fassungslosigkeit. Ratlosigkeit.

Fassungslosigkeit

"Das hätte ich mir auch so nicht vorstellen können, dass wir hier gegen Südkorea verlieren. Wir haben heute alle verloren, der gesamte deutsche Fußball, alles was wir uns in den letzten Jahren aufgebaut haben.Wir waren seit 2006 immer mindestens im Halbfinale."​ Bundestrainer Joachim Löw

"Wir hatten genug Gelegenheiten, ich selbst auch. Den muss ich in der 85., 86. Minute machen. Das letzte überzeugende Spiel, das wir abgeliefert haben, war im Herbst 2017, das ist ein bisschen lange her." Mats Hummels

"Wir haben vor dem Turnier gesagt, dass die Weltmeister das Team führen müssen. Ich persönlich bin der Erste, der die Verantwortung übernimmt. Wir müssen jetzt mit den Konsequenzen leben." Sami Khedira

"Wir sind selbst alle fassungslos. Egal, was wir jetzt sagen, es wird nicht das Richtige sein." Thomas Müller

Enttäuschung

"Es herrscht natürlich eine riesige Enttäuschung, Totenstille. Kaum einer ist in der Lage, im Moment etwas zu sagen. Ich muss überlegen, woran es lag, dafür bin ich natürlich verantwortlich. Die Enttäuschung ist tief in mir drin. Morgen muss man mal Gespräche führen, wie es weitergeht." ​Joachim Löw

"Ich denke, dass gerade jeder für sich ist und nur nachdenklich, enttäuscht und traurig darüber ist, dass wir die große Chance heute vergeben haben." ​Manuel Neuer, Kapitän

"Das ist ein ganz, ganz bitterer Abend für uns. Ganz, ganz, ganz bitter." Mats Hummels

"Jetzt ist einer der schwersten Momente für die Mannschaft und auch für mich persönlich." Sami Khedira

"Wir sind tief enttäuscht, sind aber auch selbst verantwortlich dafür. Wir haben in drei Spielen nur ein Tor aus dem Spiel heraus erzielt und haben in jedem Spiel ein Gegentor bekommen." Thomas Müller

"Es spricht gerade keiner, jeder ist in sich versunken, tief enttäuscht. Es herrscht großer Frust und riesige Enttäuschung." DFB-Direktor Oliver Bierhoff

"Ich erwarte, dass wir eine saubere Analyse bekommen, dann werden wir darüber sprechen und die nötigen Konsequenzen ziehen." DFB-Präsident Reinhard Grindel

Ratlosigkeit

"Wir haben bis zum Schluss daran geglaubt, haben versucht, es zu drehen, haben aber den Ball nicht reingebracht. Wir hatten genug Gelegenheiten. Das hat uns das Genick gebrochen." Mats Hummels

"Wir haben es nicht geschafft, ein Tor zu erzielen, in Führung zu gehen. Das hat sich eigentlich durch das ganze Turnier gezogen. Es ist schwer zu sagen, woran das lag." Joachim Löw

"Selbst wenn es heute geklappt hätte, wäre in der nächsten oder übernächsten Runde Halt gewesen für uns. Wir haben es nicht verdient, das muss man ganz klar sagen. Wir sind dafür verantwortlich. Das ist bitter und erbärmlich." Manuel Neuer

"Die Mannschaft ist am Boden zerstört. Es ist peinlich, dass wir in der Gruppe als Letzter ausscheiden.Ich bin 28 und werde nicht eine halbe Stunde nach dem WM-Aus meinen Rücktritt erklären. Ich weiß nicht, ob man die Frage stellen muss." Thomas Müller

"[Schlechte Testspiele] hatten wir schon vor anderen Turnieren, da haben wir aber noch die Kurve bekommen. Wir müssen das sehr selbstkritisch analysieren, aber definitiv nicht heute. Sami Khedira