Mittwoch 24 Januar 2018, 07:52

Delaney: "Die Erwartungen sind sehr hoch"

  • Dänemarks Thomas Delaney im exklusiven Interview

  • Erinnerungen an 1998

  • Frankreich, Australien und Peru warten

Es ist der 12. Juni 1998. Im Stade Bollaert-Delelis im französischen Lens trifft Dänemarks Goldene Generation um Torhüter Peter Schmeichel und den Laudrup-Brüdern Michael und Brian im Gruppenspiel der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft auf Saudiarabien. Die Skandinavier gewinnen das Duell vor 38.100 Zuschauern mit 1:0.

Einer der rund 38.100 Zuschauer im Stadion ist der damals siebenjährige Thomas Delaney, der gemeinsam mit seinem Vater und Großeltern erstmals die Helden in rot-weiß live ansehen darf. 20 Jahre später tritt Delaney nun in die Fußstapfen seiner Vorbilder und möchte bei der in wenigen Monaten startenden WM in Russland für Furore sorgen.

"Zu der Zeit habe ich natürlich nie daran gedacht, dass ich selbst mal eine WM spielen darf. Ich habe WM-Bilder gesammelt und den offiziellen Ball zu Hause", erinnert sich der 26-Jährige lachend im FIFA.com-Gespräch. "Das war großartig. Für mich war es eine der schönsten Erinnerungen, die ganze Stimmung rund um das Stadion und in der Stadt. Es sind nicht nur die Spiele, die eine WM so besonders machen, sondern vor allem die Atmosphäre im ganzen Land. Als Spieler bekommt man das zumeist gar nicht so mit."

Delaney im Steckbrief

  • Meister (4) und Pokalsieger (3) in Dänemark

  • 21 Länderspiele

  • Alle vier Tore im Nationaltrikot im September 2017: Hattrick gegen Armenien (4:1) sowie ein Treffer gegen Polen (4:0)

Bei der WM in Russland geht es in der Gruppe C gegen Frankreich, Australien und Peru. Das Ziel: mindestens das Achtelfinale bzw. am liebsten die Runde der letzten Acht. Das hatte Dänemark bei bislang vier Teilnahmen nur einmal geschafft, nämlich 1998 in Frankreich.

"Wir sind sehr optimistisch, was die Gruppenphase angeht. Wenn man nicht in Topf 1 ist, trifft man zwangsläufig auf ein Weltklasse-Team. Platz zwei muss unser Ziel sein. Aber natürlich haben wir auch gegen Frankreich eine Chance. Ich will nicht nur drei Spiele machen und dann die Koffer packen. Wir fahren sehr bescheiden dorthin, weil wir ein kleines Land sind, aber die Erwartungen sind natürlich hoch."

Sein ganzes Fussballerleben hatte der Mittelfeldspieler in Kopenhagen verbracht, ehe er im Januar 2017 den Schritt vom FC in die Bundesliga zu Werder Bremen wagte. Statt um Meisterschaften und Pokale kämpft er seither um jeden Punkt und den Nichtabstieg. "Es war die richtige Entscheidung, aber es war schwerer als erwartet. Ich habe mich verbessert und weiterentwickelt. Wie mit Kopenhagen will ich auch mit Bremen jedes Spiel gewinnen. Aber hier muss man auch mal mit einem Punkt zufrieden sein bzw. damit klarkommen, ab und zu einige Spiele in Folge zu verlieren.

Kurz bevor ich bei Werder unterschrieb, hatte ich mich auch in der Nationalmannschaft durchgesetzt. In der Nationalmannschaft haben wir viele gute Mittelfeldspieler, die in den Top-Ligen Europas spielen. Ich wollte mich im Ausland durchsetzen, denn auch die Nationaltrainer achten darauf."

Die WM im Sommer sei zwar schon die ganze Zeit im Hinterkopf, "aber man muss das wegschieben, denn es kann noch viel passieren." Erst einmal gelte die Konzentration dem Klassenerhalt mit den Hanseaten, ehe sich der Fokus auf Russland richtet.

Mit dabei ist übrigens auf jeden Fall seine Freundin, seine Mutter sowie zahlreiche Freunde - und vielleicht ein anderer kleiner Junge, der sich dann in 20 Jahren ebenfalls mit leuchtenden Augen an sein erstes WM-Erlebnis erinnern kann.

Delaney über... ...sein erstes Länderspiel: "Mein Debüt habe ich als linker Verteidiger gegeben. Für mich war es damals auch das erste Mal auf dieser Position. Damals steckte ich ein wenig in einem Tief mit dem gesamten Team in Kopenhagen. Die Zeit war nicht einfach, dennoch war es ein großartiges Gefühl."

...Superstar Christian Eriksen: "Er ist ein großartiger Fussballer, nicht wie der typische Zehner. Er rennt viel, ist sowohl offensiv, als auch defensiv sehr viel unterwegs. Er kann dazu als Stürmer agieren. Das sehen viele nicht. Er hat einen überragenden rechten Fuß und gibt darüber hinaus viele Vorlagen."

...WM-Playoff-Rückspiel gegen Republik Irland (5:1 in Dublin): "Es war eine Achterbahnfahrt. 0:1 hinten zu liegen und dann so zurückzukommen. Es war ein komisches Gefühl so ab der 60. Minute, als uns klar war, dass es eigentlich nicht mehr schiefgehen dürfte. Man schaut sich an und weiß, dass wir das WM-Ticket sicher haben."