Freitag 14 Juni 2019, 23:01

Mina bringt Ecuador erstmals eine Medaille

  • Historische Bronzemedaille für Ecuador

  • Richard Mina erzielt Siegtreffer in der Verlängerung

  • Verteidiger erlebt nach zwischenzeitlicher Enttäuschung großes Turnierglück

Als am späten Freitagabend in Gdynia der Schlusspfiff der Partie gegen Italien ertönte, kannte der Jubel aufseiten Ecuadors keine Grenzen mehr. Man hätte meinen können, das Team hätte sich soeben die WM-Krone aufgesetzt. Für das südamerikanische Land, das auf der Weltbühne zuvor noch nie unter die Top drei gekommen war, ist diese historische Bronzemedaille Gold wert.

Zum Matchwinner der Partie avancierte Richard Mina, der sich nach einer weiten Freistoßflanke am zweiten Pfosten freilaufen und den Ball per Direktabnahme flach an der Hand des italienischen Keepers vorbei im Tor versenken konnte. Zu diesem Zeitpunkt war die erste Hälfte der Verlängerung fast abgelaufen. Wenige Minuten zuvor hatte Ecuadors Torhüter Moises Ramirez einen Elfmeter der Italiener großartig gehalten.

Im Anschluss an die Partie strahlte der Held dieses für Ecuador unvergesslichen Tages am Mikrofon von FIFA.com über das ganze Gesicht: "Mein erster Gedanke war, dass Gott groß ist. Und ich natürlich auch [lacht]." Trotz des Siegtreffers im kleinen Finale verlief das Turnier für den Verteidiger der Tricolor insgesamt etwas enttäuschend.

Richard Mina gehörte in der WM-Qualifikation noch zu den Stützen seiner Mannschaft. Bei der Endrunde in Polen durfte er in zwei Gruppenspielen ebenfalls von Beginn an auflaufen. Doch in der K.-o.-Runde stand er dann keine einzige Minute mehr auf dem Platz – bis er im Spiel um Platz drei eingewechselt und zum Helden einer ganzen Nation wurde. "Anfangs war ich sehr traurig", gibt der Abwehrspezialist, der in seiner ecuadorianischen Heimat bei SD Aucas spielt, unumwunden zu. "Doch dann habe ich an die Mannschaft gedacht und mir gesagt, dass immer die Spieler mit der besten Form auf dem Platz stehen müssen. Ich habe geduldig auf meine Chance gewartet, um zu zeigen, was ich kann."

"Der Trainer hat mich nicht wegen meiner Leistungen auf die Bank gesetzt, sondern aus taktischen Gründen. Außerdem hatte ich leichte Probleme mit dem Knöchel, war also nicht zu 100 Prozent fit." Coach Jorge Celico schenkte seinem Verteidiger am Freitagabend dann erneut das Vertrauen, als er ihn nach einer Stunde für Kapitän Jhon Espinoza aufs Feld schickte.

Auch ein weiteres Mitglied aus dem ecuadorianischen Team hat Mina inspiriert und Kraft geschenkt: "Unser Mannschaftsbetreuer Kleber Macias hat mir vor dem Spiel noch gesagt, dass ich heute treffen werde. Nach dem Abpfiff kam er dann zu mir und meinte: 'Siehst du, ich habe es gewusst!'", kann sich Mina ein Lachen nicht verkneifen.

Der Torschütze hat die Folgen seines Treffers noch gar nicht richtig realisiert. "Meine Familie hat mich mit Nachrichten überhäuft. Sie warten schon auf mich, um den Erfolg zu feiern." Dass eine ganze Nation Mina und seinen Mitspielern nach diesem historischen Erfolg einen begeisternden Empfang bereiten wird, daran gibt es keinen Zweifel. Auch Ecuadors Präsident hat unmittelbar nach dem Schlusspfiff seine Glückwünsche per Twitter übermittelt.