Dienstag 16 März 2021, 10:30

Leal: "Wir sind eine sehr talentierte Generation"

  • Leal will Costa Ricas Rückkehr zu den Olympischen Spielen

  • Erfahrung in Europa und den USA

  • "Es wäre schön, sich nach so langer Zeit zu qualifizieren"

Bis zum Alter von zwölf Jahren war der Fussball für den Costa-Ricaner Randall Leal purer Zeitvertreib. Er spielte in seinem Stadtviertel Moravia, wurde von seinen Freunden für sein gutes Spiel gelobt und kehrte dann in sein bescheidenes Elternhaus zurück.

Doch dann ging plötzlich alles ganz schnell. Sein Vater ermöglichte ihm schließlich ein Probetraining bei Deportivo Saprissa, er wurde angenommen und erfuhr praktisch gleichzeitig, dass seine Familie Zuwachs bekommen würde:

"Als mein Bruder zur Welt kam, war ich 14 und fing gerade richtig an zu spielen. Damals war meine Mama 43 und aufgrund des Alters war es eine Risikoschwangerschaft. Ich sagte meinen Eltern, dass ich mich um sie und meinen kleinen Bruder kümmern und mich doppelt anstrengen würde, um ihnen zu helfen. Wir hatten nicht viel Geld, daher war mein Bruder die Motivation, weiterzumachen", erklärt er in einem Exklusiv-Interview mit FIFA.com.

Er hat sein Versprechen gehalten. Und wenn es auf dem Platz mal nicht so gut läuft, kämpft Leal unermüdlich dafür, dass es wieder anders wird.

Dank seines Ehrgeizes und seiner Entschlossenheit, gelang ihm schon sehr früh der Wechsel nach Europa. "Mit 18 bin ich zum KV Mechelen nach Belgien gewechselt. Dort habe ich drei Jahre gespielt. Im ersten Jahr lief es sehr gut. Ich habe mein Debüt gegeben und ziemlich viel Einsatzzeit bekommen. Ich habe meinen Vertrag verlängert, und eine Woche später gab es einen Trainerwechsel. Unter dem neuen Trainer war es für mich schwieriger und lief nicht mehr so gut."

"Ich wollte trotzdem bleiben, um weiter zu lernen. Dort konnte ich mehr lernen als in Costa Rica, deshalb bin ich noch ein paar Jahre geblieben. Die Leute denken manchmal, wenn du nach Europa gehst, ist alles perfekt, aber das ist es nicht. Es war kompliziert. Ich habe still gelitten, weil ich nicht wollte, dass meine Eltern sich Sorgen machen. Vor allem meine Mutter, denn sie sagte, sie würde putzen gehen, um Geld zu verdienen, damit ich zurückkommen könnte. Aber mein Vater ist immer gut mit der Situation umgegangen und hat mir die Kraft gegeben zu bleiben."

Nach drei Spielzeiten wurde Leal klar, dass es an der Zeit war, zurückzukehren. Die Zeiten hatten sich geändert, und für ihn hieß es jetzt oder nie:

"Ich wollte nach Costa Rica zurückkehren, weil die Nationalmannschaft an der WM in Russland teilgenommen hatte und danach der Generationswechsel eingeleitet werden sollte. Deshalb wollte ich zurück zu Saprissa, um dem Nationalteam näher zu sein. Die Entscheidung sollte sich als goldrichtig erweisen: Bei Saprissa lief es gut für mich und ich habe den Sprung in die Nationalmannschaft geschafft."

Randall Leal im Kurzporträt

  • Geboren am 14. Januar 1997 in San José (Costa Rica)

  • Teilnahme an der FIFA U-20-Weltmeisterschaft 2017, wo er ein Tor erzielte

  • 2018 Debüt in der A-Nationalmannschaft Costa Ricas

  • Der Außenstürmer überzeugt vor allem mit seiner Schnelligkeit und Dribbelstärke

  • Seit 2020 bei Nashville SC

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Kämpfermentalität als großes Plus

Leal ist gerade einmal 24 Jahre alt, doch seine Karriereplanung deutet auf eine Reife hin, die ihm immer geholfen hat und die er aufgrund von Erfahrungen in der eigenen Familie gewonnen hat.

"Mein Papa hat in Costa Rica, Nicaragua und Honduras gespielt. Aber er war zu unentschlossen und hat irgendwann aufgehört. Deshalb hat er mich immer unterstützt, damit mir nicht dasselbe passiert wie ihm."

Mittlerweile steht er bei Nashville in der nordamerikanischen Profiliga MLS unter Vertrag und soll im Concacaf-Qualifikationsturnier für das Olympische Fussballturnier der Männer Tokio 2020 eine wichtige Rolle spielen.

"Die Menschen in Costa Rica sagen, dass unsere Generation diejenige ist, in die sie die größten Hoffnungen setzen. Es ist eine sehr talentierte Generation, viele Spieler sind schon in der ersten Liga aktiv und einige haben sogar schon ihr Debüt in der A-Nationalmannschaft gegeben. Für uns ist das eine gute Chance, uns zu präsentieren. Ich träume davon, meine Sache gut zu machen und dann eine neue Chance in Europa zu bekommen."

Die Termine hat er sich in seinem Kalender schon rot angestrichen. Er will mit Costa Rica eine lange Durststrecke von 17 Jahren beenden und endlich auf die olympische Bühne zurückkehren.

"Dieser Monat, der Monat des Qualifikationsturniers, ist der wichtigste in diesem Jahr. Ich habe schon mit mehreren Mitspielern gesprochen, von denen einige schon bei der Olympiade dabei waren. Sie sagen alle, das sei vergleichbar mit einer WM-Teilnahme. Aber ich will mir das nicht erzählen lassen, sondern es selbst erleben. Es wäre schön, sich nach so langer Zeit zu qualifizieren."

Der versierte Außenstürmer ist bereit für die nächste Herausforderung in seinem Leben. Er hat sich für den Fall der Fälle sogar schon einen Torjubel ausgedacht, da seine Familie, die immer seine Antriebskraft war, bald wieder Zuwachs bekommt. "Ich werde mir den Ball unter das Trikot schieben, für mein zukünftiges Kind. Meine Frau ist im sechsten Monat schwanger", meint er abschließend.