Donnerstag 05 August 2021, 13:30

Garcia über Spaniens Mentalität als Grundlage der Defensivarbeit

  • Basis des spanischen Erfolgs in Japan ist die Defensive

  • Eric Garcia erklärt, warum die Iberer so schwer zu überwinden sind

  • Hohe Qualität im Angriff sorgt dann für die entscheidenden Treffer

Man sagt oft, dass die Offensive einer Fussballmannschaft einzelne Spiele gewinnt, dass es aber die Defensive ist, die einem eine Liga-Meisterschaft gewinnt. Wie aber ist es eigentlich mit großen Turnieren?

Schaut man sich die zwei jüngsten Beispiele bei großen Turnieren an, die FIFA Fussball-WM 2018™ und die erst vor kurzem beendete Europameisterschaft, so wird man schnell feststellen, dass die Basis der Titelgewinne Frankreichs und Italiens eine äußerst solide Defensive bildete.

Genauso verhält es sich nun auch mit Spaniens Olympiamannschaft: Wenn man über die zweifelsohne hohe Qualität der spanischen Auswahl spricht, fallen zuerst Namen wie Pedri, Dani Olmo, Mikel Oyarzabal oder Marco Asensio, oder man schwärmt von der sicheren Zirkulation des Balles in den eigenen Reihen.

FIFA COVERAGE - Japan v Spain: Men's Football Semi-final: Men's Football - Olympics: Day 11

Was dabei ein wenig untergeht ist die Tatsache, wie schwierig es ist, gegen diese spanische Mannschaft ein Tor zu erzielen. In der Gruppenphase gelang das einzig und allein Argentinien zu einem Moment, als der Gruppensieg quasi feststand. In den beiden K.-o.-Spielen erzielte die Elfenbeinküste am Anfang und Ende der regulären Spielzeit jeweils ein Tor, wurde dann aber in der Verlängerung überrollt, ehe nun im Halbfinale gegen Japan das dritte von fünf Spielen zu Null abgeschlossen werden konnte.

"Klar, wir hätten gerne früher getroffen, aber wir sind mental sehr stark als Mannschaft. Wir wissen, dass unsere Chancen kommen werden", sagte Spaniens Innenverteidiger Eric Garcia, als er von FIFA.com damit konfrontiert wurde, dass die Spiele seiner Elf bei Tokio 2020 zur Pause allesamt unentschieden standen, vier Mal davon sogar torlos. "Ich habe es oft gesagt: Es ist egal, dass wir zur Pause nicht führen, wir müssen am Ende vorne liegen."

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Und in der Tat ist es so, dass die Iberer über so viel Qualität nach vorne verfügen, dass ein genialer Moment dann spielentscheidend sein kann, solange man hinten ebene zu Null spielt – wie im Viertelfinale, als der eingewechselte Rafa Mir innerhalb einer halben Stunde drei Treffer erzielte, oder jetzt gegen Japan, als Asensio von der Bank kam und sein Team herrlich ins Spiel um die Goldmedaille schlenzte.

"Wir verdienen den Sieg, wir haben gut gespielt. Es war unser Ziel, erneut zu Null zu spielen und ins Finale einzuziehen. Wir wussten, dass sie sehr gefährlich bei Kontern sind, aber auch, wenn sie den Ball haben und aufbauen. Ich denke, dass wir eine Menge richtig gemacht haben. Um in die Endphasen eines Turniers zu kommen, musst du fast perfekt spielen", so der Mann, der diesen Sommer nach vier Jahren bei Manchester City zurück zum FC Barcelona wechselt, bei dem er in der Jugend ausgebildet wurde.

Sowohl bei den Katalanen als auch bei City unter Pep Guardiola wird jene Spielidee gelehrt, welche die Spanier auch bei diesem Turnier praktizieren. Der hohe Ballbesitz – in Japan im Schnitt über 62 Prozent, ist nicht nur Basis des Offensivspiels, sondern verringert auch die Anzahl der gegnerischen Angriffe signifikant – gerade auch weil man recht hoch verteidigt. Geht der Ball verloren, wird er durch aggressives Gegenpressing zurückerobert.

ANCHESTER, ENGLAND - JANUARY 09: Josep Guardiola, Manager of Manchester City in discussion with Eric Garcia during the Carabao Cup Semi Final First Leg match between Manchester City and Burton Albion at Etihad Stadium on January 9, 2019 in Manchester, United Kingdom. (Photo by Michael Regan/Getty Images)

"Die Mannschaft arbeitet hart am Gegenpressing. Man muss mental schon darauf vorbereitet sein, wenn der Moment kommt, in dem man den Ball verliert", erklärte Garcia weiter gegenüber der FIFA.

Es ist mittlerweile ja fast schon eine Binsenweisheit, dass die Defensive in der vordersten Reihe anfängt, aber gerade bei den Spaniern immer wieder schön zu beobachten, wie intensiv die ganze Elf bei Ballverlust umschaltet und so einen Fehlpass des Gegners oder eine Balleroberung forciert.

"Voraussetzung für ein erfolgreiches Gegenpressing ist eine große Kompaktheit. Im modernen Fussball komprimieren die Spitzenmannschaften das Spielfeld auf einen Bereich von 25 bis 30 Metern. Selbst die Innenverteidiger rücken dabei bis bin die gegnerische Hälfte auf. Hinter ihnen übernimmt ein mitspielender Torwart die Aufgabe des Liberos",, erläuterte Christian Gross von der Technischen Studiengruppe der FIFA.

"Wir verteidigen zusammen, wir greifen zusammen an, wir sind richtig kompakt und mental sehr stark. Wir konzentrieren uns auf die kleinen Details, arbeiten an unserer Abstimmung und können das hoffentlich auch im Finale wieder unter Beweis stellen", bestätigte dann auch Garcia und blickte voraus auf das große Spiel um die Goldmedaille am Samstag in Yokohama gegen Brasilien.

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"Wenn man solche Turniere gewinnen will, muss man gegen die Besten gewinnen. Brasilien hat gezeigt, dass sie eines der besten Teams hier sind. Aber man freut sich natürlich, gegen eine Legende wie Dani Alves zu spielen, neben Richarlison haben sie auch noch Martinelli, sie sind einfach sehr stark." Garcias Voraussage für den Samstag? "Sie wissen ebenfalls, wie man zusammenspielt, es wird sehr schwierig. Es wird ein sehr enges Spiel." Sicher keine verkehrte Erkenntnis – denn auch die Südamerikaner haben an ihrer Defensive gearbeitet und nach drei Gegentoren in der Gruppenphase nun in den K.-o.-Spielen noch keinen Treffer kassiert.