Montag 13 September 2021, 09:16

Zagurskas: "Wir haben gezeigt, dass wir mithalten können"

  • Litauens Kapitän erzielte das erste Tor und findet, dass das Team die Erwartungen mehr als erfüllt hat

  • Die FIFA Futsal-WM "hat Litauen einen Platz auf der Fussball-Landkarte verschafft"

  • Die FIFA-Generalsekretärin war bei den ersten Spielen vor Ort

Erleichterung, Anspannung, Freude, Enttäuschung, Stolz – der erste Spieltag der FIFA Futsal-Weltmeisterschaft Litauen 2021™ sorgte für ein Wechselbad der Gefühle für Litauen, seine Fans, Spieler, Trainer und den gesamten Stab. Es war ein Tag der Premieren: das erste FIFA-Turnier für das Land, das erste Team, das sein Turnierdebüt bei einem FIFA- oder UEFA-Wettbewerb für A-Nationalteams feierte. Allerdings erwischte das Team keinen Traumstart, sondern unterlag in einem packenden Spiel gegen Venezuela letztlich sehr knapp. Nach der Partie wurde es einen Moment lang still in der Arena in Kaunas, während die litauischen Spieler die Niederlage verdauten. Doch dann setzte allmählich der Applaus ein und wurde immer lauter, und auch die Spieler erwiderten ihn – es war ein Gefühl der gegenseitigen Dankbarkeit und der Anerkennung der Leistung der Spieler durch die Fans.

Kapitän Justinas Zagurskas erzielte das erste Tor für Litauen, lenkte den Fokus nach der Partie jedoch auf das Endergebnis. Er sagte: "Das war nur einen Moment lang ein tolles Gefühl, aber nach den 40 Minuten letztlich nicht wirklich viel wert." Doch auch er sieht im Turnierdebüt Litauens einen denkwürdigen Moment: "Wir haben sehr lange auf dieses Spiel gewartet. Letztlich ist es doch der Traum eines jeden Spielers, bei einer Weltmeisterschaft zu spielen. Dieser Traum wurde für uns heute wahr. Natürlich hätten wir gern ein besseres Resultat geholt." Auf die Frage nach den positiven Aspekten sagte der litauische Kapitän, das Team habe die Erwartungen mehr als erfüllt: "Vor diesem Turnier haben uns alle abgeschrieben, als ob wir nur Kanonenfutter wären. Doch wir haben gezeigt, dass wir mithalten können. Wir haben lediglich einen Fehler mehr gemacht als Venezuela, daher haben sie gewonnen." Für Zagurskas und auch für Litauens Trainer Evgeny Ryvkin steht fest, dass der Mangel an Erfahrung auf diesem hohen Niveau eine Rolle gespielt hat. "Unsere Spieler sind nur bei halbprofessionellen Vereinen und haben das ganze Jahr über nicht viele starke Gegner", sagte Ryvkin, "aber ich glaube an diese Jungs, sie haben sich in kurzer Zeit enorm entwickelt. Ich denke, dass sie ihr volles Potenzial noch nicht erreicht haben."

Lithuania v Venezuela: Group A - FIFA Futsal World Cup 2021

Diese Worte des Trainers sind keinesfalls Wunschdenken, denn Litauen hat eine der jüngsten Mannschaften des Turniers. Der 23-jährige Albert Voskunovic gehört zu den jungen Spielern, die in der ersten Partie besonders auffällig agierten. Als er nach dem Spiel mit Tränen in den Augen vom Platz ging, wurde er von dem einzigen wirklich erfahrenen Spieler der Mannschaft, dem 36-jährigen Arsenij Buinickij, getröstet. "Ich war wirklich traurig. Er ist ein erfahrener Spieler, kam zu mir und hat mich beruhigt", sagte Voskunovic in einem Interview mit FIFA.com. "Wir haben alles gegeben und wirklich gut gespielt, aber es hat nicht gereicht und das ist sehr enttäuschend."

Für Voskunovic hätte die COVID-19-Pandemie beinahe den großen Traum zerstört. Als das Turnier im vergangenen Jahr verschoben wurde, erlitt er eine Langzeitverletzung und musste nahezu bei Null anfangen, um wieder fit zu werden. Dass er überhaupt an der Weltmeisterschaft teilnimmt, ist also eine Art persönlicher Sieg für ihn. Ich erlitt eine Verletzung, erholte mich davon und verletzte mich dann erneut", erinnert sich Voskunovic. "Ich musste sechs Monate lang zuschauen. Aber ich habe es geschafft, rechtzeitig zurückzukehren, und ich denke, wir haben uns alle körperlich sehr gut auf dieses Turnier vorbereitet. Ich denke, wir haben der Welt gezeigt, dass wir Futsal spielen können. Es ist nur so, dass unser Gegner etwas mehr Qualität und Erfahrung gezeigt hat. Wir hatten keine Erfahrung mit Spielen auf diesem Niveau vor einem solchen Publikum. Jetzt aber wissen wir, wie das ist."

Es war nicht nur ein Lernprozess, sondern auch ein stolzer Moment, nicht nur für die Spieler, sondern für alle Beteiligten: ein Höhepunkt nach viel harter Arbeit vieler Menschen. Vor fünf Jahren bewarb sich Litauen um die Ausrichtung der WM-Runde, doch kaum jemand glaubte damals an einen Erfolg der Bewerbung. Nun jedoch ist das Turnier Wirklichkeit - trotz all der Schwierigkeiten und Rückschläge durch die Pandemie. "Es herrscht ein Gefühl der Erleichterung und der Befreiung", sagte der Präsident des litauischen Fussballverbands, Tomas Danilevičius, nach dem ersten Spieltag in einem Gespräch mit FIFA.com. "Wir haben uns mehrere Jahre lang vorbereitet und es gab viele Zweifel, wir mussten das Turnier um ein Jahr verschieben, viele Dinge, viele Details bis zur letzten Minute verfeinern. Aber nun hat das Turnier endlich begonnen und uns ist tatsächlich ein Stein vom Herzen gefallen."

Danilevičius freute sich, FIFA-Generalsekretärin Fatma Samoura zu begrüßen, die am ersten Spieltag Partien in Vilnius und Klaipeda besuchte. "Wir schätzen das Vertrauen und die Aufmerksamkeit, die die FIFA uns schenkt", sagte Danilevičius. "Schließlich kann die FIFA Futsal-WM von Millionen Fans in fast 200 Ländern rund um die Welt verfolgt werden. Das ist für Litauen ein Art Fenster zur Welt. Viele Leute wollen jetzt herausfinden, wo dieses kleine Land Litauen auf der Landkarte zu finden ist." Litauen hat seinen festen Platz auf der Fussball-Landkarte noch für einige Zeit sicher, denn die FIFA Futsal-WM2021™ hat gerade erst begonnen und wird die Fans noch bis zum Finale am 3. Oktober mit unterhaltsamem Sport begeistern.