Mittwoch 28 Juni 2017, 21:04

Löws Anleitung zum Elfmeterschießen

  • Deutschland hat keine Elfmeter trainiert

  • Löw erklärt, wie er seine Schützen auswählt

  • Und warum er eher niemand dafür einwechselt

Von Steffen Potter (Team-Reporter Deutschland aus Sotschi) 

Es musste ja so kommen. Nachdem Deutschlands U-21-Nationalmannschaft am Dienstagabend im Halbfinale der EM im Elfmeterschießen gegen England (ausgerechnet!) gewonnen hatte, fragte am Mittwoch bei der Pressekonferenz ein englischer Reporter Bundestrainer Joachim Löw, wie sich die deutsche Nationalmannschaft auf mögliche Elfmeterschießen vorbereite.

Es lohnt sich durchaus, da einmal zuzuhören – denn Deutschlands A-Nationalmannschaft hat seit dem allerersten Elfmeterschießen, das 1976 im EM-Endspiel gegen die Tschechische Republik verloren ging (der Nachthimmel von Belgrad und Panenka…) alle folgenden Elfmeterschießen bei großen Turnieren gewonnen: Vier von vier bei FIFA Fussball-Weltmeisterschaften, zwei von drei bei Europameisterschaften.

Für Löw selbst gab es die Premiere letztes Jahr im EM-Viertelfinale gegen Italien – mit 6:5 wurde gewonnen. Natürlich.

So läuft es unter Löw:

Deutschland trainiert das Verschießen von Elfmetern

Auf die Frage des englischen Reporters, ob den hier in Sotschi das Elfmeterschießen im Training geübt würde, antwortete der Bundestrainer: "Nein, das haben wir jetzt nicht geübt. Die Spieler machen das ja manchmal selber nach dem Training, dass sie hingehen und für sich selber so ein paar Elfmeter verschießen."

Das große Gelächter der Presse brachte auch den Lörracher zum Lachen, als er seinen Versprecher bemerkte. Dann korrigierte er: "Äh, schießen. Aber verschießen auch! Bei der EM 2016 haben wir nach jedem Training so viele Elfmeter geschossen, dass auch einige verschossen wurden. Gegen Italien waren wir ja nicht die Allersichersten. Vielleicht ist es manchmal auch gar nicht gut, wenn man so viele Elfer trainiert."

Einen Spieler einwechseln, um Elfmeter zu schießen?

Löw nahm auch dazu Stellung, ob es Sinn macht, einen Spieler nur zum Elfmeterschießen einzuwechseln. "Wir haben uns das letztes Jahr gegen Italien überlegt, wir hatten ja André Schürrle auf der Bank, der als guter Schütze gilt. Aber manchmal ist das auch schwierig, dann reinzukommen, kaum zu spielen und sofort eine solche Verantwortung zu übernehmen." Danach erinnerte der 57-Jährige daran, dass Italien genau das Tat: In Minute 120 wurde Simone Zaza eingewechselt, der dann spektakulär vergab. Schürrle blieb sitzen.

Der Schlüssel: Die Auswahl der Spieler

"Vor dem Spiel habe ich keine Auswahl im Kopf. Man weiß ja gar nicht, wer dann noch auf dem Platz steht. So ab Minute 110 fängt man an, sich Gedanken zu machen", erläuterte der Weltmeister von 2014.

Seine Gedanken in solch einem Moment? "Welche Spieler sind noch da? Wer hat den Mut? Wer ist dazu in der Lage? Wer hat bisher Elfmeter verschossen?"

Das Wichtigste aber – "man muss auch auf das Feedback der Spieler warten und ihm ins Gesicht schauen."