Freitag 12 Mai 2017, 15:48

Zinhas Traumtor von 2005 im Internet der Renner

  • Am 16. Juni 2005 bestritt Mexiko gegen Japan sein erstes Spiel beim FIFA Konföderationen-Pokal Deutschland 2005

  • Zum 2:1-Sieg der Mexikaner trug Antonio "Zinha" Naelson in der ersten Halbzeit den großartigen Ausgleichstreffer bei

  • Die Nutzer von FIFA.com und FIFA TV auf YouTube wählten dieses Tor 2013 zum schönsten Treffer der Turniergeschichte

Im Laufe der vergangenen 25 Jahre haben zahlreiche Weltstars beim FIFA Konföderationen-Pokal sehenswerte Tore erzielt. Doch zum schönsten Tor der Turniergeschichte wurde von den Internet-Nutzern kein Treffer von Ronaldinho, Neymar, Miroslav Klose oder David Villa gewählt. Diese Ehre gebührt einem weitaus weniger bekannten Mexikaner. Der heute 40-jährige Zinha, der immer noch für den Verein seines Herzens, Toluca, spielt, sprach mit FIFA.com über seinen Kunstschuss 2005 in Deutschland, der 2013 von den FIFA- und YouTube-Nutzern zum schönsten Tor in der Geschichte des FIFA Konföderationen-Pokals gewählt wurde.

"Es war ein ganz normaler Spielzug. Damals haben wir oft über die Flanken angegriffen", erinnert sich der in Brasilien geborene Antonio Naelson, besser bekannt als Zinha, an die Situation, in der er seinen historischen Treffer erzielte. "Pavel Pardo und Salvador Carmona kombinierten auf der Außenbahn. Ich weiß nicht mehr genau, wie es dazu kam, doch plötzlich war der Ball beim mir, einige Meter vor der Strafraumgrenze."

Erfahrene Fussballjournalisten werden bestätigen, dass Spieler bei der Beschreibung ihrer eigenen Tore oftmals keine besonderen Details nennen können. Es fehlt jegliche Romantik und die Beschreibung bleibt meist leblos, ohne dass der Funke überspringt. Die Spieler erleben die Tore eben nicht so, wie die Zuschauer auf der Tribüne, die Medienvertreter im Stadion oder die Fans an den TV-Geräten. So war es auch bei Zinha, der erst mit dem Abstand einiger Jahre und aus anderer Perspektive die wahre Bedeutung dieses Treffers erkannte. "Ich hatte den Ball fast sofort unter Kontrolle. Die Entfernung zum Tor betrug vielleicht 27 Meter. Jedenfalls war sie ganz schön groß. Doch der Ball rollte von ganz allein in die perfekte Schussposition. Ich brauchte meinen Körper überhaupt nicht danach auszurichten."

Im Herzen der mexikanischen Fans und Spieler nimmt der FIFA Konföderationen-Pokal einen ganz besonderen Platz ein, denn dies ist der einzige globale Wettbewerb bei den Senioren, den das Land je gewonnen hat – und das auch noch 1999 im eigenen Land, im sagenumwobenen Aztekenstadion. "Wir hatten den Titel ein paar Jahre zuvor gewonnen", so Zinha. "Man erwartete von uns in Deutschland sehr viel."

Das Tor leitete die Wende ein Mexiko war zwar als amtierender CONCACAF-Meister zum Turnier angereist, geriet jedoch im Auftaktspiel gegen den AFC-Meister Japan schon früh unter Druck. Die Schützlinge von Ricardo La Volpe gerieten durch ein Tor von Atsushi Yanagisawa bereits in der zwölften Minute in Rückstand. Dann kam Zinhas magischer Moment, der die Wende in der Partie einleitete und Mexiko ein erfolgreiches Turnier bescherte.

Zinha jagte den Ball aus der Distanz in Richtung Tor – mit der typischen Eleganz eines Mittelfeldspielers. Die Kugel beschrieb eine perfekt gekrümmte Flugbahn und drehte sich genau in den Winkel. Japans Torhüter Yoshikatsu Kawaguchi hatte keine Abwehrchance. Selbst eine Trittleiter hätte dem Torhüter an diesem Tag wohl kaum geholfen, denn der Ball fand seinen Weg wie an einer Schnur gezogen. "Es gibt bestimmte Tore, die einen Spieler sein ganzes Leben lang begleiten", so Zinha. "Das ist meins. Ich erinnere mich daran, meine Familie erinnert sich daran und auch meine Freunde. Es war eben ein ganz besonderes Tor."

Es war eines dieser Tore, die den Gegner demoralisieren und den Spielverlauf verändern. Die Mexikaner feierten an diesem Tag einen 2:1-Sieg und schlossen das Turnier letztlich auf Platz vier ab. Ob der Treffer nun tatsächlich und kategorisch der schönste der Turniergeschichte war, lässt sich nicht sagen, schließlich ist das auch eine Frage des Blickwinkels und des persönlichen Empfindens. Die mexikanischen Fans und die YouTube-Nutzer haben jedenfalls so entschieden.

Sicher ist indes, dass Zinha diesen Moment niemals vergessen wird. Er trug 2013 zum letzten Mal das mexikanische Nationaltrikot. "Das Tor habe ich immer noch sehr lebhaft vor Augen", so Zinha, der trotz seines bereits fortgeschrittenen Alters die Stiefel noch nicht an den Nagel gehängt hat – vielleicht weil er noch auf einen weiteren Moment im Rampenlicht hofft, wie 2005 in Hannover. "Ich erinnere mich an diesen Treffer sehr viel deutlicher als an die meisten anderen Momente meiner Karriere. Das Tor und das Ergebnis der Abstimmung unter den Fans machen mich sehr glücklich.

"Ich habe es ja schon mehrfach gesagt", so Zinha, der im Jahr nach dem FIFA Konföderationen-Pokal auch bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ in Deutschland spielte. "Einige der besten Spieler der Welt haben beim FIFA Konföderationen-Pokal sehr schöne Tore erzielt. Daher bin ich dankbar und glücklich. Mein Dank geht an diejenigen Fans, die für mein Tor gestimmt haben. Das war mein schönster Moment.