Dienstag 12 Juni 2018, 15:44

Lopetegui übernimmt Real Madrid

  • Lopetegui kurz vor der WM entlassen

  • Nur 24 Stunden nach Bekanntgabe seines Real-Wechsels

  • "Eine klare Botschaft nötig gewesen"

Julen Lopetegui ist nur einen Tag nach der Bekanntgabe, dass er nach der WM zu Real Madrid wechseln wird, als Spaniens Nationaltrainer entlassen worden. Dies teilte der Verband am Mittwoch mit.

"Wir danken Julen für alles, was er getan hat, denn er ist einer der großen Menschen, die dafür verantwortlich sind, dass wir in Russland sind, aber wir müssen ihn entlassen", so Verbandspräsident Luis Rubiales. Es sei eine klare Botschaft vonseiten des Verbandes vonnöten gewesen.

24 Stunden zuvor hatten die Königlichen bekanntgegeben, dass der 51-Jährige nach dem weltweiten Gipfeltreffen die Nachfolge von Zinedine Zidane, der nach dem dritten Titel in Folge in der UEFA Champions League freiwillig seinen Rücktritt bekanntgegeben hatte, antreten wird. Nun entschied sich der spanische Verband, Lopetegui vorzeitig von seinen Aufgaben zu entbinden. In Russland wird der ehemalige spanische Weltklasse-Verteidiger Fernando Hierro La Roja betreuen. Der 50-jähriger Andalusier war seit 2007 Sportdirektor der Nationalmannschaft, für die er 89 Länderspiele bestritt. Er nahm an vier WM-Endrunden teil.

Spanien bereitet sich aktuell auf die 21. WM-Endrunde vor, wo am Freitag das Auftaktspiel gegen Portugal ansteht. Weitere Gegner in der Gruppe B sind IR Iran (20. Juni) sowie Marokko (25. Juni).

Titel und Kontinuität als Zielstellung

Seine größten Erfolge feierte Lopetegui mit den spanischen Nachwuchsteams. Nachdem er 2012 mit Spaniens U-19-Auswahl Europameister geworden war, gelang ihm 2013 das Gleiche mit dem spanischen U-21-Team, aus dem Akteure wie Álvaro Morata (bester Torschütze des Turniers) oder Thiago Alcántara (bester Spieler des Turniers) herausragten.

"Spanien praktizierte dabei einen schönen und modernen Fussball. Das war eine sehr gute Spielergeneration", so Lopetegui einst über eine Mannschaft, die er seit ihrer Jugend geformt und schließlich zum kontinentalen Titelgewinn in der U-21-Kategorie geführt hatte. Bei der UEFA EURO 2016 in Frankreich gehörten mit David de Gea, Marc Bartra, Koke, Thiago und Morata gleich fünf Spieler aus dieser Generation zum spanischen Aufgebot.

Darüber hinaus betreute Spaniens neuer A-Nationalcoach auch die Auswahlteams seines Landes bei der FIFA U-20-Weltmeisterschaft Kolumbien 2011 und 2013 in der Türkei. Bei dem Turnier in Kolumbien führte er seine Schützlinge bis ins Viertelfinale, wo sie gegen die Brasilianer, die mit Óscar und Coutinho antraten, erst im Elfmeterschießen unterlagen.

Zwei Jahre später wurde sein Team als frisch gebackener Europameister erneut im Viertelfinale gestoppt. Dieses Mal war es Uruguay, das sich in der Verlängerung gegen Spanien durchsetzen konnte."Ich glaube, dass wir hier einen guten Fussball gespielt haben", sagte er damals wenige Tage nach dem Ausscheiden seiner Mannschaft gegenüber FIFA.com.

Stets das Spiel bestimmen

In seiner 19-jährigen Karriere als Torhüter, in der er ausschließlich für spanische Klubs zwischen den Pfosten stand, tat sich Lopetegui vor allem bei CD Logroñés und Rayo Vallecano hervor. Überdies stand er drei Jahre beim FC Barcelona unter Vertrag, wo er jedoch nur zu acht Einsätzen kam. Für das spanische A-Nationalteam bestritt er ein Länderspiel. 1994 nominierte ihn Javier Clemente als dritten Torhüter für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ in den USA.

Nach seinem Trainerdebüt im Jahr 2003 bei Rayo Vallecano, wo er auch seine Karriere als Spieler beendet hatte, betreute er Real Madrid Castilla, das Reserveteam seines neuen Klubs. 2010 begann er seine Tätigkeit als Nationaltrainer der spanischen Nachwuchsteams.

Seither begleitet Lopetegui in jedem seiner Spiele der Leitsatz, "stets das Spiel bestimmen zu wollen". Dank dieser Überzeugung wurde er im Sommer 2014 vom FC Porto, bei dem er eines der jüngsten und hoffnungsträchtigsten Teams in der Geschichte des portugiesischen Traditionsklubs formen sollte, verpflichtet. In Porto setzte er auf Spieler wie Óliver Torres, Adrián López und Cristian Tello, die er aus seiner Zeit als Auswahltrainer der spanischen Juniorenteams kannte und die ihrerseits mit seiner Philosophie vertraut waren.

Obgleich die Herausforderung, einen der erfolgreichsten Klubs in Portugal zu trainieren, von vorn herein groß war, führte Lopetegui Schritt für Schritt seinen Spielstil mit aggressivem Ballbesitz und schnellen Kombinationen ein, mit dem Ziel, möglichst viele Tore zu schießen.

Im Ergebnis wurde er mit dem FC Porto portugiesischer Vizemeister und schaffte es in der UEFA Champions League 2014/15 bis ins Viertelfinale, wo sein Team nach einem 3:1-Hinspielsieg doch noch im Rückspiel an Bayern München mit Trainer Pep Guardiola scheiterte. Im Januar 2016 wurde Lopetegui in Porto entlassen, da er die Gruppenphase der UEFA Champions League nicht überstanden hatte und seine Mannschaft in der Meisterschaft nur auf Rang drei stand.

Wenige Monate später übernahm er als 51. Trainer die Roja und folgte damit auf Vicente del Bosque, der zuvor Spanien zum WM- (2010) und EM-Titel (2012) geführt hatte.