Donnerstag 10 Februar 2022, 10:00

Superhelden in Grün

  • Palmeiras trifft im Finale der FIFA Klub-WM 2021 auf Chelsea

  • Wir blicken zurück auf einige der besten Palmeiras-Teams

  • Ademir, Edmundo, Rivaldo und Marcos sorgten für Schlagzeilen

Globaler Ruhm für O Verdão

Jahr: 1951 Superstar: Liminha Weitere Stars: Fabio Crippa, Waldemar Fiume, Canhotinho, Jair Rosa Pinto, Rodrigues Trainer: Ventura Cambon Eine Weltmeisterschaft für Klubmannschaften war schon seit vielen Jahren von führenden Vertretern der Fussballwelt erträumt worden, darunter Jules Rimet, Ottorino Barassi und Stanley Rous. Schließlich wurde sie für 1951 in Brasilien angesetzt, das kurz zuvor die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ ausgerichtet hatte. An dem Turnier nahmen acht Teams teil, darunter Spitzenmannschaften aus Europa, Uruguays führender Klub Nacional sowie die brasilianischen Teams Vasco da Gama und Palmeiras, das sich als Gewinner des Rio-São Paulo-Turniers qualifiziert hatte. Als Favoriten galten Juventus Turin mit seiner herausragenden Angriffsabteilung (Karl Aage Hansen, Karl Aage Praest, John Hansen und Giampiero Boniperti) sowie Vasco da Gama, das ein Jahr zuvor acht Spieler für den WM-Kader Brasiliens abgestellt hatte. In der Gruppenphase untermauerten beide Favoriten ihren Status: Vasco da Gama siegte gegen Sporting Lissabon und gegen Austria Wien mit 5:1 und Juventus feierte einen 4:0-Sieg gegen Palmeiras. Das Paulista-Team jedoch steckte nicht auf und setzte sich in den 180 Minuten des Halbfinales mit 2:1 gegen Vasco da Gama durch und gewann auch das Final-Hinspiel gegen Juve mit 1:0. Am Tag des entscheidenden Final-Rückspiels waren fast 10.000 italienische Fans in Rio de Janeiro, fest überzeugt, dass ihr Team am Ende noch triumphieren würde. Doch Liminha, ein 21-Jähriger, der das Turnier auf der Bank begonnen hatte, war an der Vorarbeit zu Palmeiras' erstem Treffer beteiligt und erzielte in der Schlussphase vor mehr als 100.000 Fans im Maracanã-Stadion das entscheidende Tor zum 2:2-Remis, das Palmeiras den Titel einbrachte.

Die Fussball-Akademie

Jahre: 1960 bis 1970 Superstar: Ademir da Guia Weitere Stars: Julinho, Djalma Santos, Djalma Dias, Dudu, Cesar Maluco, Luis Pereira, Emerson Leao, Leivinha Cheftrainer: Filpo Nunez, Aymore Moreira, Mario Travaglini, Osvaldo Brandao Trotz starker Konkurrenz durch den FC Santos mit Pelé und zahlreicher weiterer Teams gewann Palmeiras in dieser Zeitspanne nicht weniger als sechs Mal die brasilianische Meisterschaft und schaffte es zwei Mal bis ins Finale der Copa Libertadores. 1965 hatte man kurzerhand das gesamte Team von Palmeiras, einschließlich Trainer, Stab und Physiotherapeuten sowie Masseure, als Nationalmannschaft für ein Länderspiel gegen Uruguay antreten lassen, das die Brasilianer prompt mit 3:0 gewannen.

Ademir da Guia (der Göttliche) ist unbestritten der größte Spieler in der Geschichte von O Verdão und auch einer der größten Brasilianer aller Zeiten. Die Fussball-Akademie gilt bis heute als eines der besten Teams in der südamerikanischen Fussballhistorie. "Die Leute waren begeistert von Barcelona unter Guardiola. Wir haben diese Spielweise mehrere Jahrzehnte zuvor praktiziert. Wir hielten den Ball vier, manchmal fünf Minuten in unseren Reihen. Jede Ballberührung war perfekt, jeder Pass war perfekt. Wir haben damit selbst die gegnerischen Fans begeistert." Dudu

Ein doppeltes Double

Jahre: 1993/94

Superstars: Edmundo, Rivaldo

Weitere Stars: Cleber, Roberto Carlos, Cesar Sampaio, Flavio Conceicao, Mazinho, Zinho, Edilson, Evair

Trainer: Vanderlei Luxemburgo

Zu Beginn der Saison 1993 hatte Palmeiras bereits seit 17 Jahren nicht mehr die Meisterschaft des Bundesstaates und sogar seit 20 Jahren nicht mehr die brasilianische Meisterschaft gewonnen. Nun war es endlich wieder so weit. Mit einem überragenden Zinho holte Palmeiras vor 105.000 Zuschauern im Morumbí-Stadion mit einem 4:0-Sieg gegen den Erzrivalen Corinthians die Paulista-Trophäe und dank der hervorragenden Vorlagen von Roberto Carlos und dem brillanten Edmundo dann auch den Brasileirao.

O Verdão verteidigte die regionale Krone problemlos und verpflichtete im August 1994 Rivaldo. Er bildete zusammen mit Edmundo ein gefürchtetes Duo, das Palmeiras zum klaren Gewinn der regulären Saison verhalf. Auch im Brasileirao-Finale gegen Corinthians setzte sich das Team erneut durch.

"Wenn man gegen Edmundo spielte, war das so, als läge man gleich zu Beginn mit 0:1 zurück. Edmundo und Rivaldo zusammen - da konnten einem die Gegner schon leidtun." Cleber

Der ultimative Thriller

Jahr: 1996

Superstars: Djalminha, Rivaldo

Weitere Stars: Velloso, Cleber, Cafu, Flavio Conceicao, Muller, Luizao

Trainer: Vanderlei Luxemburgo

Zahlreiche Stars der Triumphe 1993 und 1994 waren nicht mehr dabei. Dafür stand am Ruder wieder 'Luxa'. Er formte eines der faszinierendsten Teams aller Zeiten.

Im Januar machte sein Team seine Ambitionen unmissverständlich klar. Borussia Dortmund war amtierender deutscher Meister und lag im Rennen um den nächsten Titel in Front. Kurz darauf sollte das Team auch die UEFA Champions League gewinnen. Im Januar aber reiste man nach Brasilien zur Copa Euro-America, einem gemeinsam von CONMEBOL und UEFA organisierten Turnier. Trainer Ottmar Hitzfeld schickte mit Stefan Reuter, Andreas Möller und Karl-Heinz Riedle drei Weltmeister von Italien 1990 ins Rennen, und außerdem Stephane Chapuisat und Matthias Sammer, den Gewinner des Ballon d'Or, um die Trophäe zu holen.

Doch es kam ganz anders. Dortmund wurde regelrecht demontiert. Cafu, der kürzlich gegenüber FIFA.com sagte, er wüsste gern, was aus seiner Karriere geworden wäre, wenn er offensiver Mittelfeldspieler geblieben wäre, glänzte auf seiner Position, während Rivaldo einen Hattrick zum 6:1-Kantersieg beisteuerte.

Djalminha, eines der größten Fussballtalente, die Brasilien je hervorgebracht hat, Rivaldo und Muller versenkten die Bälle reihenweise in den gegnerischen Netzen. Palmeiras brachte es in 30 Spielen (davon 27 Siege) auf sage und schreibe 102 Tore. Auf dem Weg zum Paulistao-Titel gab es 21 Siege in Folge. In der Copa do Brasil musste sich das Team mit dem zweiten Platz begnügen. In den sechs Monaten vor dem Verkauf von Rivaldo an Deportivo La Coruna brachte es das Team auf einen Schnitt von 3,06 Toren pro Spiel.

"Nur wenige Teams in der Fussballgeschichte haben beim Gegner derartige Furcht versursacht wie dieses Palmeiras-Team." Cafu

Die Geduld des Heiligen

Jahr: 1999

Superstar: Marcos

Weitere Stars: Junior Baiano, Francisco Arce, Cesar Sampaio, Zinho, Alex, Paulo Nunes

Trainer: Luiz Felipe Scolari

Marcos schloss sich Palmeiras 1992 an und wartete auf seine Chance. Und wartete. Und wartete. Er hatte gegen den Rat von allem und jedem mehrere Angebote ausgeschlagen, den Klub zu verlassen und blieb als Ersatztorhüter für Vereinslegende Velloso.

1999 kam dann Marcos' Chance, als sich der legendäre Velloso verletzte. Nach wenigen Monaten nannten sie ihn respektvoll den "Heiligen Marcos".

Der aus Oriente stammende Keeper zeigte vor allem im Viertelfinal-Hin- und Rückspiel der Copa Libertadores gegen Corinthians herausragende Leistungen und wurde zum Helden des Elfmeterschießens. Auch in den Halbfinalpartien gegen River Plate mit Marcelo Gallardo, Javier Saviola und Juan Pablo Angel war er ein überaus zuverlässiger Schlussmann, bevor er im Finale maßgeblich zu Palmeiras' Sieg gegen Deportivo Cali im Elfmeterschießen beitrug.

Auch die Freistöße und Kreativität von Arce, die Tore von Junior Baiano (als Defensivmann brachte er es auf fünf Treffer) sowie die Spielmacherqualitäten des erst 21-jährigen Alex waren wichtige Bausteine, doch der erste kontinentale Titel für O Verdão war in erster Linie dem famosen Torhüter Marcos zu verdanken.

Mit Trainer Felipão und dem Heiligen Marcos im Tor holte Brasilien dann auch den Titel bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Korea/Japan 2002™. Marcos blieb seinem Klub letztlich fast zwei Jahrzehnte lang treu.

"Das Einzige, was Marcos während dieses Turniers nicht vollbracht hat, ist es regnen zu lassen." Luiz Felipe Scolari