Montag 14 Dezember 2020, 23:54

Luis Rodríguez: Aller guten Dinge sind ...vier

  • Für die UANL Tigres geht es am 15. Dezember in der Concacaf Champions League weiter

  • Rodríguez will 2021 und 2022 in Katar dabei sein

  • Rodríguez: "Jedes Spiel ist ein Finale"

Im Leben von Luis Chaka Rodríguez läuft endlich alles rund. Er steht mit den Tigres im Viertelfinale der Concacaf Champions League, hat im mexikanischen Nationalteam das Vertrauen von Gerardo Tata Martino gewonnen, und vor allem gehören die gesundheitlichen Probleme in der Familie der Vergangenheit an.

Bevor er 2016 zu den UANL Tigres wechselte, hatte Chaka seinen Ausbildungsklub CF Monterrey verlassen, um bei San Luis und Chiapas Spielpraxis zu sammeln und seiner Karriere auf die Sprünge zu helfen. Weit weg von der Heimat erhielt er dann die schlimme Nachricht:

"2015 wurde bei meiner Frau Krebs diagnostiziert. Sie hatte ein Non-Hodgkin-Lymphom, das nicht ins Knochenmark eingedrungen war. Sie war ein Jahr lang in Behandlung, mit Chemotherapie und Bestrahlungen. Für die Behandlungen musste sie immer nach Monterrey und wieder zurück. Wenn wir darüber reden, spielt sie es gern herunter, aber es ist eine große Herausforderung für einen Menschen und auch für die Familie."

Zweifellos hat diese Situation seinen Charakter gestärkt und sein Leben verändert. "Das hat mir geholfen, in mehreren Lebensbereichen reifer zu werden. Wir sehen das Leben jetzt mit ganz anderen Augen. Heute sind wir hier, was morgen sein wird, wissen wir nicht. Wir erfreuen uns an anderen Dingen, schenken gewissen Dingen mehr Beachtung. Unsere Prioritäten haben sich auf jeden Fall geändert."

Zurück zu Hause

Deshalb kehrte er auch ohne zu zögern nach Monterrey zurück, wo er für die Tigres spielt, den Erzrivalen seines Ausbildungsklubs, um seiner Familie näher zu sein.

"Ich will ehrlich sein: Ich wollte eigentlich zurück zu den Rayados, denn da komme ich her. Aber als sich dann abzeichnete, dass ich zu den Tigres wechseln könnte, sagte ich mir, dass das eine gute Sache ist, weil ich in meine Heimatstadt zurückkehren kann. Es hat mir auch wegen der Fans gefallen und wegen dem, was die Tigres repräsentieren. Ich hatte etwas Angst, weil ich wusste, dass Tuca [Ricardo Ferretti, Trainer der Tigres] streng ist und viel verlangt. Außerdem wusste ich, welche Spieler dort unter Vertrag stehen. Aber Konkurrenz gibt es überall ..."

Rodríguez musste hart um seinen Stammplatz kämpfen in einem Team, in dem einige große Namen vertreten waren. Da er nur sehr wenige Chancen bekam, war mentale Stärke gefordert, um die Hoffnung nicht aufzugeben. Doch schließlich gelang ihm der Sprung in die Startelf:

"Ja, ich musste wirklich kämpfen, um zu Einsätzen zu kommen. Hier stehen für jede Position immer zwei oder drei Spieler parat. Deshalb hat mich der Stammplatz viel Arbeit gekostet. Ich wusste immer, dass die Herausforderung hier größer werden würde, als bei anderen Teams. Aber ich habe mit meinem Vater und meiner Frau darüber gesprochen und ihnen erklärt, dass ich mich dort unter so vielen guten Spielern nur verbessern kann, und selbst wenn mir der Durchbruch nicht gelänge, würde ich danach bei einem anderen Team Erfolg haben."

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Diese neue Reife wird Rodríguez in die Waagschale werfen, wenn es für die Tigres darum geht, endlich einen Erfolg einzufahren, der dem Team in jüngster Zeit immer knapp durch die Lappen gegangen ist: In den letzten fünf Jahren stand der Klub dreimal im Finale der Concacaf Champions League und musste drei Niederlagen hinnehmen. Diesmal soll es mit dem Turniergewinn und der Teilnahme an der FIFA Klub-Weltmeisterschaft endlich klappen.

Außerdem steht noch eine persönliche Revanche an. "Ich würde zu gern an einer Klub-WM teilnehmen. Ich habe die Concacaf Champions League schon mit [CF] Monterrey gewonnen, den Klub dann aber kurz vor der WM verlassen. Das war mir immer ein Dorn im Auge und ich hoffe, dass es jetzt mit den Tigres klappt."

Die erste Hürde auf dem Weg dorthin ist der New York City FC, gegen den man dank eines 1:0-Sieges im Hinspiel im März leicht im Vorteil ist. Kurz danach wurde der Spielbetrieb aufgrund der COVID-19-Pandemie unterbrochen.

"Die lange Pause ist für niemanden ein Vor- oder Nachteil. Das ist eine sehr wichtige Partie, und wir wissen, dass alle Teams dasselbe denken. In wenigen Spielen kannst du Meister werden und an einer Klub-WM teilnehmen. Jedes Spiel ist also ein echtes Finale."

Chaka Rodríguez im Kurzporträt

  • Rodríguez wurde am 21. Januar 1991 in San Nicolás de los Garza (Nueva León) geboren.

  • Position: Abwehr oder rechtes Mittelfeld

  • In seiner Freizeit: "100 Prozent Familienvater. Ich habe vier Kinder im Alter von einem bis zehn Jahren."

  • Wenn nicht Fussballer, was dann? "Ich koche sehr gern. Das hätte ich dann wohl zu meinem Beruf gemacht."

  • Vorbilder? "Ich unterstütze gern mexikanische Spieler, als würde ich einige von denen nennen, mit denen ich im Nationalteam gespielt habe: Héctor Herrera, Hirving Lozano und Jesús 'Tecatito' Corona."

  • Lieblingsmusik? "Ich bin vor drei Jahren Christ geworden und mag gern Loblieder."

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Aller guten Dinge sind ... vier

2016, 2017, 2019 – schon dreimal musste man sich im Finale der Concacaf Champions League geschlagen geben. Am 15. Dezember wird der Wettbewerb nun fortgesetzt, und der Klub, dem eigentlich kaum eine Trophäe durch die Lappen geht, wird sein Glück erneut versuchen. "Wir haben schon einige Endspiele bestritten. Jedes Mal haben wir für Fehler im Angriff und in der Abwehr teuer bezahlt."

Wir fragten ihn, wovon er in seiner beruflichen Zukunft träumt. "Für mich hat ein Wechsel nach Europa keine Priorität. Ich habe schon ein gewisses Alter und vier Kinder, für die der Umzug in ein anderes Land kompliziert wäre. Ich würde aber gern eine WM spielen, und wenn ich so weitermache wie bisher, kann ich weiterhin eine Rolle in Martinos Plänen spielen. All diese Spiele machen wirklich Spaß. Mein Ziel ist es, zuerst zur Klub-WM nach Katar zu fahren und dann 2022 mit dem Nationalteam dorthin zurückzukehren", meint er abschließend.