Montag 23 August 2021, 17:53

Tehau, der Mannschaftsgeist und der Familiengeist

  • Tahiti steht im Viertelfinale von Russland 2021

  • Teaonui Tehau ist eine der Stützen der Tiki Toa auf Sand – und der Toa Aito auf Rasen

  • Auch drei Brüder und ein Cousin sind Nationalspieler

Auftrag ausgeführt. Tahiti hat sein Ticket für das Viertelfinale der FIFA Beach-Soccer-Weltmeisterschaft Russland 2021™ gelöst. Keine allzu große Überraschung, wenn man sich die Erfolge dieser Mannschaft ansieht, die 2015 und 2017 im Finale dieses Wettbewerbs stand. Aber ein Wunder angesichts der Widrigkeiten im bisherigen Turnierverlauf. Zum Auftakt von den Vereinigten Arabischen Emiraten kalt erwischt, hatten die Tiki Toa die mentale Stärke, danach wieder in die Spur zu finden. In einem verrückten Spiel schlugen sie zunächst Spanien (12:8) und dann Mosambik (8:7) – und das mit zwei bzw. drei Spielern weniger auf dem Spielbogen als der jeweilige Gegner. Unter anderem fehlte Haimanu Taiarui, der Gewinner des Goldenen Balls von adidas bei der Auflage von 2015 in Portugal. "Vier meiner Mannschaftskameraden wurden wegen Covid in Quarantäne geschickt, und auch Heimanu (Taiarui) musste heute wegen seiner Verletzung aus der Begegnung gegen Spanien aussetzen", so Teaonui Tehau am Mikrofon von FIFA.com. "Wir haben für sie gespielt. Sie sind unsere Brüder. Wir haben auch für unsere Familien gespielt und für unser Land. Kurz, wir haben heute mit Herz gespielt."

Emotionale Achterbahn

Mit Herz, aber auch mit Köpfchen. Zunächst einmal buchstäblich, denn die Führung erzielte Tehau just mit einem Kopfball. Aber weil für Tahiti in diesem Turnier irgendwie nichts glatt laufen will, unterlief dem Torschützen aus dem Gewühl heraus kurz darauf prompt ein Eigentor. "Es ist eine emotionale Achterbahnfahrt. Da war ich so froh, meine Mannschaftskameraden auf den richtigen Weg gebracht zu haben, und dann holt mich dieses Eigentor sofort wieder auf den harten Boden der Tatsachen zurück", seufzt Tehau. "Heute war Kampf gefragt, um zu gewinnen." Alle haben Tehau gratuliert, als er ein Tor für seine Mannschaft erzielte, alle haben ihn getröstet, als er Mosambik zurück ins Spiel brachte: Die tahitianischen Spieler sind eine echte Familie. "Wir leben jetzt seit zwei Monaten zusammen. Und unser Alltag ist in der Tat der einer Familie, mit glücklichen Momenten und schwierigen Zeiten", erklärt Tehau. "Aber was auch immer passiert, wir halten zusammen!"

Familienangelegenheit

Aus dem Munde von Tehau bekommt das Wort "Familie" eine besondere Note, denn seine Cousins Alvin, Lorenzo und Jonathan waren alle schon Nationalspieler im "traditionellen" Fussball, im Beach-Soccer oder in beiden Sportarten. Teaonui selbst ist übrigens mit 24 Toren in 31 Länderspielen der beste Torschütze in der Geschichte der Toa Aito. "Sand oder Rasen, das ist mir egal, Hauptsache ich spiele für Tahiti", erklärt er lächelnd. "Fussball ist eine Familienangelegenheit. Er liegt uns in den Genen. Ich kann noch nicht mal sagen, wie weit das zurückreicht. Mein Großvater, mein Vater, meine Onkel, meine Cousins, meine Brüder – wir sind alle Fussballer", bestätigt Filou. Den Spitznamen soll ihm Alvin verpasst haben, "weil ich es als Kind mit dem Dribbeln und den Finten übertrieben habe." Vor acht Jahren, als FIFA.com kurz vor dem FIFA Konföderationen-Pokal Brasilien 2013 mit Alvin sprach, erklärte dieser, der damals 19-jährige Teaonui sei das größte Talent in der Familie. Heute dagegen sagt er: "Nein, wir sind alle gleich. Und wir sind noch nicht fertig. Die nächste Tehau-Generation ist schon im Anmarsch, angefangen bei meinem kleinen Bruder Roonui." Man glaubt es ihm aufs Wort, denn besagter Roonui hatte als Kapitän der tahitianischen U-20 maßgeblichen Anteil an der historischen Qualifikation der Insulaner für die letzte FIFA U-20-Weltmeisterschaft Polen 2019. Aber im Augenblick ist Teaonui der Stolz der Familie. Und des ganzen Landes!