Dienstag 24 August 2021, 21:00

Alejandro Guerrero – unerwarteter Torjäger

  • Der Torhüter erzielte den Siegtreffer gegen Portugal

  • Die Celeste zieht gemeinsam mit der Schweiz ins Viertelfinale der Beach-Soccer-WM ein

  • Gesprächsthemen: das Tor, die Zukunft und Opfer

Selbst im Beach-Soccer, wo Torhüter viel stärker ins Spielgeschehen eingebunden sind, wird von ihnen gemeinhin erwartet, dass sie mit Paraden glänzen, nicht mit schönen Spielzügen oder Toren. Doch Alejandro Guerrero machte bei der Beach-Soccer-WM 2021 in Russland Furore, als er gegen Portugal den Treffer erzielte, der den amtierenden Weltmeister aus dem Turnier warf und die Celeste ins Viertelfinale katapultierte. "Ich fühle mich deshalb nicht wie ein Held, wir alle sind die Helden dieses Spiels", meint der Torhüter zufrieden im Gespräch mit FIFA.com, noch immer im gelben Trikot mit der Rückennummer zwölf. "Wir haben wirklich viele Opfer gebracht und hatten durch die Pandemie viele Schwierigkeiten. Diesen Erfolg haben sich alle verdient. Ich mache nur meinen Job und der besteht darin, Tore zu verhindern", meint er bescheiden. Guerrero lässt den Spielzug des Freistoßes in der Nähe des eigenen Tors, der unerwartet zum 7:6-Endergebnis führte, noch einmal im Detail Revue passieren. Gewidmet hat er den entscheidenden Treffer seiner schwangeren Frau und seiner Tochter Josefina.

"Nach einem Foul an dieser Stelle führe ich den Freistoß normalerweise kurz aus, um einen Teamkameraden zu bedienen. Aber dann ist Gastón Laduche auf mich zugekommen und hat gesagt: 'Spiel ihn so, dass er vorher aufspringt, damit er schwerer einzuschätzen ist'. Das habe ich gemacht, der Ball ist aufgesprungen, hat die Richtung geändert und ist reingegangen. Es war Zufall", fügt der 34-jährige Torhüter hinzu, der bereits 2019 in Paraguay dabei war und hier seine zweite WM spielt. Sein Teamkamerad Lucas Quinta kommt vorbei und lacht zufrieden. Er hat gegen die Portugiesen drei Treffer erzielt und ist mit insgesamt vier Toren bester Torschütze Uruguays in diesem Turnier. Seine Meinung zum Treffer seines Torhüters: "Das macht den Strandfussball aus. Du schießt den Ball ganz schwach, und er geht rein!", scherzt er mit einer Lachsalve. "Tatsache ist, dass Ale alles gehalten hat. Er ist ein Stützpfeiler des Teams und hat die Kapitänsbinde verdient, die er heute getragen hat", so Quinta weiter. Der Torwart hatte zwar nicht erwartet, selbst einen Treffer zu erzielen, wohl aber ein enges Duell. "Wir wussten, wie sie spielen. Es kam darauf an, die Martins-Brüder unter Kontrolle zu bekommen, die für mich zu den besten Spielern des Turniers gehören. Das Ziel war immer, gut ins dritte Drittel zu kommen, und das hat ja auch geklappt."

Torhüter und Taxifahrer

Für Guerrero, der seit fünf Jahren auf Sand spielt, ist das Tor ein Gewinn. "2016 lief mein Vertrag bei River Plate in meinem Heimatland aus und ich fand keinen neuen Klub. Ich habe irgendwo im Landesinneren gespielt, man hat mich zu einem Probetraining eingeladen, und es hat mir gefallen", meint er. "Es ist nicht leicht, Spieler zu finden, die auf diese Variante umsteigen. In Uruguay steckt die Sportart noch in den Kinderschuhen, und du musste Opfer bringen, wenn du dabei sein willst. Abgesehen von zwei Spielern, die in Europa leben, kann niemand davon leben", erklärt er. "Ich bin Taxifahrer und kann mir deshalb die Zeiten für Training und Turniere frei halten. Aber es gibt andere, die ein Studium abbrechen oder sich von der Arbeit freistellen lassen, um dabei sein zu können." Guerrero ist dennoch optimistisch. "Der AUF wächst, es zeichnet sich eine positive Entwicklung ab und wir bekommen Unterstützung. Ich hoffe, dass wir bald einen Trainingsplatz haben, auch wenn die Pandemie alles erschwert hat. Auch die Klubs müssen sich stärker für den Strandfussball engagieren, damit die nächste Generation davon leben kann."

Uruguay v Portugal - FIFA Beach Soccer World Cup 2021

Der Erfolg in Russland ist sicherlich eine gute Werbung für die Sportart, und Uruguay will noch höher hinaus. "Wir gehörten vorher nicht zu den Favoriten, aber jetzt sind wir in diesen Kreis vorgestoßen. Wir wissen, dass die Schweiz mindestens so schwer zu spielen sein wird wie Portugal. Schließlich haben die Schweizer nicht umsonst gegen Brasilien gewonnen. Für Guerrero war der Sieg gegen den Weltmeister mental ganz wichtig. "Wir haben Selbstvertrauen gewonnen, vor allem nach dem Rückschlag gegen Senegal. Aber so ist das mit Uruguay. Wir spielen sehr oft auf Augenhöhe mit dem Gegner." Wir wollten wissen, was er damit sagen will. "Wir haben gegen Teams verloren, gegen die wir nicht mit einer Niederlage gerechnet hatten und gegen andere gewonnen, die uns taktisch und technisch überlegen sind. Mit der 'Garra Charrúa' kämpfen wir uns an die Gegner heran. Das wird auch hier wieder so sein."